2. Bundesliga

Grammozis spricht Klartext, Krahl platzt der Kragen

Der 1. FC Kaiserslautern stellt einen Niederlagenrekord auf

Grammozis spricht Klartext, Krahl platzt der Kragen

FCK-Torhüter Julian Krahl wird deutlich.

FCK-Torhüter Julian Krahl wird deutlich. IMAGO/Beautiful Sports

Wenn Thomas Hengen an diesem Montag mit Trainer Dimitrios Grammozis und dessen "Co" Sven Piepenbrock beisammensitzt, um den Kader zu durchleuchten und die sportliche Lage zu analysieren, dürfte gewiss sein, dass er dies nicht bei bester Laune tun wird. Der Entscheid des Geschäftsführers, Dirk Schuster und Sascha Franz zu entlassen und stattdessen eben Grammozis und Piepenbrock zu installieren, hat bislang keinerlei Erfolg gezeitigt, einmal abgesehen vom Einzug ins Pokalviertelfinale gegen einen an jenem Abend allerdings erschreckend schwachen 1. FC Nürnberg.

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Der 1. FC Kaiserslautern ist in den vergangenen 14 Tagen noch tiefer in den Abstiegsstrudel geraten. Das 1:2 am Sonntag bei Eintracht Braunschweig war gleichbedeutend mit der sechsten Liga-Abfuhr nacheinander. So etwas hatte es in allen Zweitligajahren der Roten Teufel noch nicht gegeben. Grammozis und seine Mannen verbringen die Weihnachstage auf dem 15. Tabellenplatz. Relegationsrang 16 droht nur einen Zähler entfernt. Der Vorsprung auf eine direkte Abstiegsposition ist bis auf vier Punkte geschmolzen.

Blutleer, harmlos, fehleranfällig

Erschreckend war in Braunschweig vor allem, wie die neunte Niederlage der Spielzeit zustande kam. Hauchen Trainerwechsel den Profis in der Regel neue Energie ein, da sie sich beweisen mögen und müssen, wirkte der FCK an der Hamburger Straße blutleer. Hinzu kamen eine kaum zu überbietende Schlichtheit im Offensivspiel und eklatantes Fehlverhalten im Abwehrgebaren. Bislang hatte Dimitrios Grammozis stets darauf verwiesen, in der Kürze der Zeit "keine Wunderdinge" vollbringen zu können und obendrein betont, "schon viel Gutes" gesehen zu haben. Darauf verzichtete er nun. "Braunschweig war nach der Halbzeit besser, was den unbedingten Willen angeht, das Spiel zu gewinnen", resümierte er bitter, "sie waren bissiger, hatten Torchancen. Wir hingegen waren überhaupt nicht im Spiel." Die Gelegenheit, einen Konkurrenten abzuschütteln und Anschluss ans Mittelfeld zu erlangen, sei vertan worden. "Dafür muss man abliefern, und das haben wir nicht gemacht." Der Cheftrainer sprach Klartext.

Ich habe keine Lust, so als 1. FC Kaiserslautern aufzutreten.

Julian Krahl

Deutlicher noch formulierte Schlussmann Julian Krahl seinen Frust. Der 23-Jährige bewahrte seine Farben mit etlichen Glanztaten vor einer höheren Niederlage. Beginnend mit dem Tor zum 1:1 "haben wir einfache Fehler gemacht, wir hatten das Feld zu groß, die konnten sich immer wieder von hinten rausspielen", sagte Krahl. "Unsere langen Bälle nach vorne sind nie angekommen, die zweiten Bälle haben wir auch immer verloren. Wir hatten keine Kontrolle mehr. Wir müssen einfach wieder ein anderes Gesicht zeigen."

Als Conclusio all dessen grollte Krahl: "Wir lassen uns hier wie ein paar kleine Kinder rumschubsen. Ich habe keine Lust, so als 1. FC Kaiserslautern aufzutreten." Die komplette Rückrunde werde "knüppelhart, da müssen wir uns nichts vormachen". Schon der Start hat es in sich: Am 20. Januar gastieren die Roten Teufel am Millerntor beim FC St. Pauli, am Spieltag darauf kommt der FC Schalke 04 ins Fritz-Walter-Stadion.

Zu gut für den Abstiegskampf?

Innenverteidiger Jan Elvedi war nach dem Schlusspfiff "sehr gebrochen". "Wir laden den Gegner immer wieder ein, mitzuspielen", sagte der 27-jährige Innenverteidiger, "wir sind selber Schuld." Er ergänzte: "Wir können Fußball spielen, nur müssen wir das auf den Platz bringen. Es muss jeder an sich selbst arbeiten. Wenn wir sehen, was wir in dieser Saison schon geleistet haben, dann wissen wir, dass wir da unten eigentlich nicht hingehören." Mag sein. Allerdings ist dieser Gedanke brandgefährlich. Es soll schon vorgekommen sein, dass Mannschaften gedacht haben, sie seien für einen Abstieg viel zu gut ...

Terrence Boyd brachte die Malaise des Auftritts in Braunschweig treffend auf den Punkt: "Das Ergebnis ist gerecht - und das ist einfach das Traurige."

Man kann Weihnachtstage gewiss entspannter erleben, als dies Thomas Hengen und Dimitrios Grammozis wohl tun werden.

Andreas Böhm

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