2. Bundesliga

Grammozis singt Hohelied auf Ritter - "Cooles Spiel in Elversberg"

Kaiserslauterer Gastspiel im Saarland

Grammozis singt Hohelied auf Ritter - "Cooles Spiel in Elversberg"

Marlon Ritter ist eine unverzichtbare Größe im FCK-Spiel.

Marlon Ritter ist eine unverzichtbare Größe im FCK-Spiel. IMAGO/Jan Huebner

Saarländische Provinz statt bundesdeutsche Kapitale, 10.000-Besucher-Stadion statt 75.000-Zuschauer-Arena, Liga-Alltag statt "Cupferien": Wenn der 1. FC Kaiserslautern am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei der SV Elversberg vorspielt, könnte der Rahmen im Vergleich zum Viertelfinale des DFB-Pokals bei Hertha BSC (3:1) unterschiedlicher kaum sein. Die entscheidende Frage lautet: Haben die Roten Teufel aus dem Erreichen des Halbfinales und den damit verbundenen Glücksgefühlen so viel Energie gezogen, dass sie sofort wieder ihre beste Leistung abrufen können - oder hat die Reise nach Berlin mit all ihren Facetten zu viel Kraft gekostet?

Dimitrios Grammozis stellte anlässlich der Spieltagspressekonferenz am Freitagmorgen unmissverständlich klar, dass er keine Vorwände gelten lassen wird. "Es ist nur eine mentale Geschichte und hat nichts mit dem Körperlichen zu tun", betonte der Cheftrainer, "als Profi ist es machbar, alle drei Tage zu spielen, auch die lange Busfahrt nehme ich nicht als Ausrede." Es gelte, "mit voller Power" Richtung Elversberg zu gehen. "Wenn man im Kopf nicht hundertprozentig da ist, kann es auch böse enden."

Keine Zeit, an den Pokal zu denken

Grammozis, dies war deutlich zu spüren, mochte vor der kurzen Auswärtsfahrt zu dem auf Rang zwölf notierten Neuling die Sinne schärfen. "Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen, alles superzureden", sagte er, "wir haben keine Zeit, uns darüber Gedanken zu machen, wer der nächste Gegner im DFB-Pokal ist. Wir brauchen alle Energie, unsere Situation ist immer noch angespannt."

Ich bin niemand, der sich ins Fäustchen lacht und sich sagt: Denen hab' ich es aber gezeigt.

Dimitrios Grammozis

Fürwahr. Mit 21 Zählern belegt der FCK Rang 14, einen Punkt nur vor einem direkten Abstiegsplatz. Immerhin, das 4:1 gegen Schalke und der dank einer ausgezeichneten Leistung souveräne und verdiente Pokalerfolg von Berlin haben den Roten Teufeln neues Selbstvertrauen injiziert. Auch für Dimitrios Grammozis dürften die beiden Erfolge eine Bestätigung seiner Arbeit darstellen. Allerdings empfindet er keine Genugtuung jenen gegenüber, die jüngst versucht hatten, ihn bereits zum Abschuss freizugeben: "Ich bin niemand, der sich ins Fäustchen lacht und sich sagt: Denen hab' ich es aber gezeigt. Ich freue mich in erster Linie für die Spieler und die Fans. Und ich freue mich auf ein cooles Spiel in Elversberg."

Gesucht: Ein Nebenmann für Kaloc

Die SVE hat aus den zurückliegenden fünf Partien nur einen Punkt verbucht, von Hannover 96 trennten sich die Saarländer 2:2. Grammozis hegt dennoch großen Respekt vor der Formation seines Kollegen Horst Steffen: "Sie spielen sehr erfrischend, frei heraus, verstecken sich nicht. So werden sie das auch gegen uns tun."

Neben den verletzten Hendrick Zuck (Kreuzbandriss) und Philipp Hercher (Hüftprobleme) fehlt dem FCK nur der gelbgesperrte Julian Niehues. Aufgrund der Leistungen, die der 22-Jährige zuletzt dargeboten hat, ist dies eine Schwächung. Gesucht wird daher für das zentrale defensive Mittelfeld der Nebenmann des Tschechen Filip Kaloc. Als Alternativen stünden laut Grammozis Tobias Raschl, Afeez Aremu, aber auch Ba-Muaka Simakala parat.

Antwerpen legt den Grundstein für Ritters Performance

Marlon Ritter wird seit Längerem schon eine Position weiter vorne benötigt. Zu erfolgreichen Drittliga-Zeiten hatte der damalige Trainer Marco Antwerpen Ritter von einem offensiven Freigeist zum "Sechser" umgewandelt und ihm auf diesem Wege auch das Verteidigen schmackhaft gemacht. Ein meisterhafter Schachzug des nun bei Waldhof Mannheim tätigen Fußball-Lehrers. Seitdem hat Ritter sich zu einer unverzichtbaren Größe im Kaiserslauterer Spiel entwickelt, auch wenn er mittlerweile wieder als Zehner agiert. Grammozis stimmt eine Eloge auf den 29-Jährigen an: "Ich habe eine sehr, sehr hohe Meinung von Marlon. Für mich könnte er auch eine Stufe höher spielen. Bei dem Jungen gefällt mir besonders, dass er sich nicht nur auf seine Technik und spielerische Qualität verlässt, sondern sich auch in den Dienst der Mannschaft stellt." Verteidigt, Löcher stopft, den Gegner anläuft.

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Ritter wird all das vermutlich auch in Elversberg tun können. In Berlin musste er nach gut einer Stunde wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel den Rasen verlassen. Eine Vorsichtsmaßnahme. "Er hat gleich signalisiert, dass es nichts Schlimmeres ist", berichtete Grammozis, "der Doc hat das auch so bestätigt." Die Gefahr aber sei durchaus akut gewesen, dass im Falle eines weiteren harten Sprints ein struktureller Schaden hätte entstehen können. Dies galt es zu vermeiden. Grammozis ist "guter Dinge", dass Ritter auflaufen kann.

Andreas Böhm

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