Bundesliga

Glasners Dank ans Team: "Als Trainer bist du nichts …"

Der Schlüssel für die furiose Wende

Glasners Dank ans Team: "Als Trainer bist du nichts …"

Hat klare Ideen: Oliver Glasner.

Hat klare Ideen: Oliver Glasner. imago images/Jan Huebner

Als "fantastischen Abschluss einer sehr, sehr guten Hinrunde" bezeichnete Oliver Glasner das hochverdiente 1:0 gegen Mainz kurz nach Abpfiff. Mit Fug und Recht angesichts von 27 Zählern und des momentanen Sprungs auf Platz 5. Doch dass der Eintracht-Coach zum Ende des Kalenderjahres tatsächlich ein solches Fazit ziehen darf, kategorisiert nicht nur kicker-Kolumnist und "Sky"-Experte Erik Meijer als "die positive Überraschung der Hinrunde". Einem Besorgnis erregenden Fehlstart mit neun Punkten aus den ersten zehn Ligaspielen folgten sieben weitere Partien mit sage und schreibe sechs Siegen - phänomenal! "Unsere Leistungen haben sich auf ansehnlichem Niveau stabilisiert", formuliert der Fußballlehrer mit einem für ihn typischen, leichten Understatement.

"Ich weiß, dass du irgendwann Siege brauchst, damit die Spieler weiter zuhören"

Vor acht Wochen präsentierte sich die Eintracht noch wie ein Abstiegskandidat, nicht nur tabellarisch, sondern durchaus auch auf dem Rasen. Was das Liga-Ranking mittlerweile offenbart, könne er deshalb "eigentlich gar nicht glauben", so Glasner, der zwar stets von einer Aufwärtsentwicklung seines Teams überzeugt war - diese in so großen Schritten aber eigentlich erst im Frühjahr für realistisch gehalten hätte. Die Metamorphose dieser Mannschaft ist ganz gewiss aufsehenerregend. Und für Glasner die Konsequenz eines ganz besonderen Geistes innerhalb der Gruppe: "Es ist außergewöhnlich, wie die Jungs mitgezogen haben, trotz dieser schwierigen Anfangsphase immer dran geblieben sind und immer offen für den Input. Ich weiß, dass du als Trainer irgendwann Siege brauchst, damit dir die Spieler weiterhin zuhören. Du bist als Trainer im Endeffekt nichts ohne deine Spieler an deiner Seite. Deshalb ein großer Dank, dass sie so bei der Stange geblieben sind."

Trainersteckbrief Glasner
Glasner

Glasner Oliver

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
43
2
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
34
3
SC Freiburg SC Freiburg
29

Krösches Lob und der Lohn der Beharrlichkeit

Aus Glasners Mund wirken solche Worte nicht pathetisch, sondern schlicht realistisch. Ein spezielles Schlüsselerlebnis, so der Österreicher, könne er für die Wende nicht ausmachen. Sondern: "Vor allem haben wir uns als Gruppe nicht auseinanderdividieren lassen. Es gab Härtefälle, Spieler, die auf der Tribüne saßen oder auf der Bank, die dann wieder gespielt haben und immer da waren. Für die Mannschaft und für die Eintracht. Das ist der wahre Schlüssel." Dass Glasner im Sommer an seiner neuen Wirkungsstätte auf saubere Charaktere getroffen ist, gehört also mit ziemlicher Sicherheit zur Wahrheit. Genauso aber, dass die Teamführung dieses Fußballlehrers verfängt, der in Auftreten und Ansagen typischerweise nicht in Extreme verfällt, sondern stets eine - offenbar wohltuende - Balance hält. Und sich speziell auf die Vermittlung von Inhalten kapriziert.

Sportvorstand Markus Krösche lobt: "Man muss gar nicht so extrovertiert sein, um einen guten Einfluss auf Menschen zu haben. Oliver hat klare Ideen und kann seine Ideen sehr gut vermitteln. Auch mit der Beharrlichkeit, die dazu gehört. Wir wussten immer, was Oliver kann und wie seine Mannschaften spielen können. Wir wussten aber auch, dass es eine gewisse Zeit gebraucht." Geduld zeigten Krösche und alle Beteiligten bei der Eintracht immer. Belohnt wurden sie dafür nun viel schneller als gedacht.

Thiemo Müller

Spieltagsbilder 17. Spieltag 2021/22