Bundesliga

Glasner "will den Rasen schmecken": Frankfurt reicht der Schongang

Jakic und die Defensive sammeln gegen Bremen Selbstvertrauen

Glasner "will den Rasen schmecken": Frankfurt reicht der Schongang

Coachingzone ausgeweitet: Frankfurt-Coach Oliver Glasner.

Coachingzone ausgeweitet: Frankfurt-Coach Oliver Glasner. Getty Images

Am Ende hielt es ihn nicht mehr auf seinem Platz. Die Coachingzone weitete Oliver Glasner eigenmächtig um mehrere Meter aus und stand längst auf dem Spielfeld, als er seinem Unmut freien Lauf ließ. Nach dem Spiel schien das vergessen, schließlich war die Eintracht-Familie mit dem 2:0 sehr zufrieden. "Ich wollte auch mal den Rasen schmecken, nicht nur den Kunstrasen, der draußen ist. Und dass die Schuhe mal schmutzig werden, dass ich die mal putzen kann. Das war der Grund dahinter", meinte Glasner schmunzelnd und ergänzte mit einer weiteren Portion Ironie. "Ich war vielleicht nicht ganz zufrieden mit einer Situation. Ich kann mich nicht mehr so genau dran erinnern."

Spielbericht

Ihm wird es wieder einfallen. Vorausgegangen waren Unaufmerksamkeiten in der Defensive. Erst vertändelte der eingewechselte Faride Alidou den Ball, davon ließ sich auch Rafael Borré anstecken. Glasner ahnte, was passiert, wenn das so weiter geht. Er sollte Recht haben. Kurz darauf versenkte Niklas Füllkrug den Ball im Tor. Abseits. Sehr knapp. Glück gehabt. Der so souveräne Sieg der Eintracht hätte urplötzlich nochmal in Gefahr geraten können.

Das hätten sich die Frankfurter selbst zuschreiben müssen. Von Bremen kam keine Gegenwehr, offensiv fand Werder überhaupt nicht statt. Die Elf von Glasner kontrollierte das Geschehen dagegen phasenweise etwas zu ruhig und zeigte nach dem frühen Eigentor von Werder-Kapitän Marco Friedl nur zu selten ernsthaftes Engagement, die Führung auszubauen. Chancen waren da. Doch erst nach der Pause sorgte Randal Kolo Muani für etwas Erleichterung. Wie schon vor dem 1:0 war es erneut Philipp Max‘ gekonnte Flanke, die das Tor ermöglichte. "Er hat gezeigt, wozu er fähig ist", lobte Glasner den Last-Minute-Transfer, der die Baustelle auf der Linksverteidigerposition geschlossen hat.

Sonderlob für Jakic

"Ich bin sehr zufrieden mit dem Auftritt. Kompliment an die Mannschaft, wie diszipliniert sie heute agiert hat und wie wach sie war", sagte Glasner, der im Zentrum der Dreierkette Kristijan Jakic aufbot, der nur in zwei der letzten vier Spiele zum Einsatz kam - und auch da nur für in Summe magere sechs Minuten. Der Kroate zahlte das Vertrauen zurück und gab ein vielversprechendes Bewerbungsschreiben für das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League am Dienstagabend (21 Uhr) gegen die SSC Neapel ab.

"Er war sehr präsent und unglaublich wach. Wir haben kaum Standards zugelassen. Alle hat er mit dem Kopf und einer brutalen Aggressivität geklärt. Er hat eine Verteidigungsmentalität auf den Platz gebracht, die uns guttut", lobte Glasner die defensive Allzweckwaffe, die den Vorzug vor Makoto Hasebe und Hrvoje Smolcic erhielt. "Er hat heute das gezeigt, was er auch unter der Woche im Training gezeigt hat. Deswegen hat er gespielt. Ich habe mich auch erinnert, dass wir im Herbst das ein oder andere Spiel gewonnen haben, wo er in dieser Position war."

Die Abwehr, in dieser Saison nicht gerade das Schmuckstück der Mannschaft, sammelte pünktlich vor dem großen Höhepunkt Selbstvertrauen. Die Offensivabteilung dürfte davon noch en masse auf Lager haben. Am Samstagabend hielten sich Kolo Muani, Jesper Lindström und Mario Götze mit Glanztaten mal vornehm zurück. Glasner sprach von einem "kontrollierten nach Hause spielen". Man kann es ihnen letztlich auch nicht verübeln, mit Blick auf Dienstag nicht mehr gemacht zu haben als nötig. Bremen war so schwach, dass bis auf Füllkrugs Abseitssituation wirklich nie Torgefahr in der Luft lag. Null Chancen in 90 Minuten sprechen Bände.

Die Rodes sind krank

Ein Gradmesser für den Dienstagabend ist das nicht. Doch in solch besonderen Spielen wächst die Eintracht bekanntlich regelmäßig über sich hinaus. Ausgerechnet Sebastian Rode, der im letzten Gruppenspiel der Königsklasse in Lissabon mit einer fulminanten Leistung zum Erreichen der K.o.-Runde beigetragen hatte, droht wie schon gegen Werder auszufallen. "Frau krank, Kind krank, Vater krank", fasst Glasner die Lage im Hause Rode zusammen, der am Samstagmorgen vom Ausfall seines Kapitäns erfuhr. Noch ist die Hoffnung auf eine schnelle Genesung da.

Moritz Kreilinger

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