Bundesliga

Glasner und die Wende: "Ich war nie wirklich unruhig"

Der Trainer der Frankfurter schwärmt, bleibt aber auch kritisch

Glasner und die Wende: "Ich war nie wirklich unruhig"

Trainer Oliver Glasner ist mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr zufrieden.

Trainer Oliver Glasner ist mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr zufrieden. Getty Images

Von solch vorweihnachtlichen Glücksgefühlen, wie sie die Frankfurter Eintracht aktuell erleben darf, hätte vor rund acht Wochen wohl keiner zu träumen gewagt. Am 24. Oktober, also exakt zwei Monate vor Heiligabend, markierte das 0:2 bei Aufsteiger VfL Bochum am 9. Spieltag einen ganz empfindlichen Tiefpunkt. Mit acht Zählern stand die Eintracht nur hauchdünn über dem Relegationsplatz. Die Situation wirkte verfahren, das Gros der Neuzugänge kaum bundesligatauglich - und selbstverständlich wurde auf allen möglichen Ebenen auch über das im Sommer angetretene Duo nachgedacht, das die sportliche Verantwortung trägt: Hat Sportvorstand Markus Krösche bei seinen Einkäufen auf fatale Art ins falsche Regal gegriffen? Und ist Oliver Glasner mit seiner Spielidee wirklich der passende Trainer für den vorhanden Kader?

Wir haben vom ersten Tag an die super Einstellung gesehen.

Oliver Glasner

Turnaround auf imponierende Art

Derlei Fragen waren seinerzeit angesichts der dargebrachten Leistungen folgerichtig, nur wenige Wochen später wirken sie schlichtweg absurd - so (schnelllebig und oft wohl auch irrational) ist das Fußballbusiness. Fakt ist Stand heute: Glasner und die Eintracht haben den Turnaround auf imponierende Art geschafft. Gewiss begünstigt von einzelnen Glücksmomenten wie den späten Toren gegen Leipzig (1:1), in Fürth (2:1) und gegen Union Berlin (2:1), dazu in der Europa League in Piräus (2:1) sowie gegen Antwerpen (2:2). Aber: Schon die spektakuläre Häufung dieser Ereignisse legt nahe, dass es sich hierbei kaum um reinen Zufall gehandelt haben dürfte. Sondern auch um eine Folge dessen, was Glasner so formuliert: "Wir haben vom ersten Tag an die super Einstellung und die super Charaktere innerhalb der Mannschaft gesehen."

Eine Bestandsaufnahme, die sich objektiv nachvollziehen lässt. Egal wie unansehnlich die frühen Auftritte in dieser Saison auch waren, wie sehr speziell bei Ballbesitz jegliche Abstimmung und Automatismen fehlten: das individuelle Bemühen jedes Einzelnen war stets spür- und auf Datenbasis ebenso messbar. Für Glasner letztlich die Grundlage für die vollzogene Wende, die Außenstehende überraschen mag, den Coach selbst nach eigenem Bekunden aber prinzipiell nicht.

Angesichts der Mentalität seiner Mannschaft sei er "nie wirklich unruhig gewesen", erklärt der Österreicher. Stattdessen "haben wir immer betont, insbesondere Markus (Krösche, Anmerkung der Redaktion), dass wir mit den Spielern ein bisschen Geduld brauchten. Als Verein insgesamt hätten wir im Sommer kaum einen größeren Umbruch haben können. Dazu kam Theater in der Vorbereitung, dazu die Enttäuschung vom Ende der letzten Saison…" Bei alledem, so Glasner, "haben wir aber immer gesehen, dass alle Beteiligten wollen, es klappte nur noch nicht so. Doch nach und nach haben wir uns alle miteinander immer besser gefunden."

Ausbruch aus dem Kostic-Schema

Zuletzt gegen Leverkusen (5:2) und in Gladbach (3:2) lieferte Glasners Truppe sogar rauschende Offensiv-Festivals ab, was auch den Fußballlehrer zur Feststellung veranlasst: "Im Spiel nach vorne haben wir uns massiv verbessert. Und wir sind sehr, sehr variabel geworden." Dass der Dreierpack in Gladbach sogar ohne unmittelbare Torbeteiligung von Topscorer Filip Kostic zustandekam, gefiel Glasner besonders: "Es freut mich", dass man auch mal erfolgreich ausbrechen könne aus dem Schema "immer nur Ball zu Filip, Flanke, und einer haut ihn rein".

Glasner: "Im Defensivverhalten sind wir wieder etwas anfälliger geworden"

Typisch Glasner ist dabei übrigens, dass es ihm gelingt, trotz des momentanen Laufs öffentliche Kritik zu üben, ohne dabei auch nur ansatzweise als Spaßbremse wahrgenommen zu werden: "Im Defensivverhalten sind wir wieder etwas anfälliger als wir es zwischendurch schon waren. Es wird die Aufgabe sein, die Gegentore wieder zu minimieren. Schon am Samstag gegen Mainz, aber gerade bei der Trainingsarbeit im Frühjahr." Nachdem Frankfurt die Kurve bekommen hat, soll schließlich eine möglichst lange Gerade folgen.

Thiemo Müller

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