Mit einer enormen Energieleistung rang Eintracht Frankfurt am Dienstag in der Champions League Olympique Marseille mit 1:0 nieder. Es sind diese Spiele, die auch den Fans in Erinnerung bleiben. In der Bundesliga reiht sich da der furiose 4:0-Erfolg über RB Leipzig ein, bei dem die Hessen regelrecht entfesselt drauf los spielten. Doch konstant bekommt Frankfurt solche Leistungen in der Bundesliga nicht auf den Rasen - wie schon in der Vorsaison, als die Eintracht die Europa League gewann, aber in der Liga nicht über Rang elf hinauskam.
Für Oliver Glasner ist diese Diskrepanz ob der Dreifachbelastung keine Überraschung. "Die Jungs geben immer Gas", antwortete der Österreicher bei der Spieltags-Pressekonferenz vor dem Spiel in Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auf die Frage, ob sein Team in der Liga vielleicht weniger motiviert sei als im Europapokal. "Die Frage ist: Ist es der Anspruch alle drei Tage ein Spiel zu gewinnen? Natürlich wollen wir das. Aber vielleicht ist die Latte etwas zu hoch gehängt", sagte der Coach.
Eintracht nicht in jedem Spiel an der Leistungsgrenze
Seine Spieler gingen "in allen Bereichen an ihre Leistungsgrenze - körperlich, mental, technisch und taktisch." Doch dieses Niveau könnten sie eben nicht in jeder Partie aufwarten. "Und wenn wir das nicht haben, dann kann ein Spiel rauskommen wie gegen Wolfsburg, in dem man eigentlich nicht verlieren muss", erklärte Glasner, der zugleich betonte, in dieser Saison schon sehr viele gute Auftritte seiner Mannschaft gesehen zu haben.
Ob die Eintracht in der Bundesliga deshalb eine Wundertüte sei? "Wundertüte ist der falsche Ausdruck", sagte Glasner entschieden. "Diese Frage stellen sich ja alle Europapokal-Teilnehmer. Meine Spieler haben mein vollstes Vertrauen. Ich weiß, dass sie alles versuchen werden und alles daran setzen, als Sieger vom Platz zu gehen."
Auch in Stuttgart habe Frankfurt einen klaren Vorsatz: "Natürlich spielen wir auf drei Punkte", bekräftigte Glasner, der noch gute Erinnerungen an den 3:2-Auswärtssieg in der vergangenen Saison habe. Damals bewies er ein glückliches Händchen und brachte Hrustic zur zweiten Halbzeit, der das Spiel mit seinem Doppelpack zugunsten der Adler entschied.
Der VfB hat in dieser Saison erst ein Spiel verloren
In diesem Jahr sind die Stuttgarter bis dato nur schwer zu knacken, was etwa Bayern München beim 2:2 am letzten Spieltag zu spüren bekam. Andererseits haben die Schwaben aber immer noch nicht gewonnen. "Bei Stuttgart passen die Ergebnisse nicht ganz zu den Leistungen", ordnete Glasner die fünf Unentschieden in sechs Spielen ein und ergänzte: "Da hätte durchaus auch ein Sieg bei rumkommen können." Insbesondere Silas und Tiago Tomas brächten in der Offensive Geschwindigkeit mit, Serhou Guirassy sei zudem eine weitere gute Verstärkung.
Ein Blick auf den eigenen Kader ruft derweil wieder das Thema Belastungssteuerung auf den Plan. Kapitän Sebastian Rode war in Marseille für 20 Minuten eingewechselt worden, nachdem er zuvor mit Oberschenkelproblemen zu kämpfen hatte. Ein Startelfeinsatz erscheint gegen Stuttgart unwahrscheinlich. "Wir wollen kein zu großes Risiko gehen, weil wir danach 14 Tage spielfrei haben. Das ist die letzte Chance für die Spieler, um etwas an Kapazitäten aufzubauen. Sebastian geht es gut, aber es wäre nicht klug, ihn 90 Minuten über den Platz zu hetzen", sagte Glasner.
Ob es ihre etatmäßige Position ist, ist mir egal. Ich erwarte, dass sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellt.
Oliver Glasner
Auch bei Luca Pellegrini wolle man die Zeit nutzen. Der Italiener habe zuletzt nur individuell trainiert. Er fehlt den Hessen derzeit genau wie Christopher Lenz ebenfalls wegen Oberschenkelproblemen. Als linker Schienenspieler kam daher zuletzt Ansgar Knauff zum Einsatz. Eine ungewohnte Position für die BVB-Leihgabe. Doch das sei laut Glasner halb so wild. "Ob es ihre etatmäßige Position ist, ist mir egal. Ich erwarte, dass sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellt und alles raushaut, was er im Tank hat." Auch Faride Alidou oder - bei einer Umstellung auf Viererkette - Hrvoje Smolcic wären demnach Optionen auf der Linksverteidiger-Position.
Mit Kristijan Jakic und Makoto Hasebe sind zudem zwei Spieler angeschlagen aus dem Marseille-Spiel gegangen. "Sie haben einen Schlag abbekommen. Aber beide haben signalisiert, dass es geht", sagte Glasner. Einen Schongang für den japanischen Routinier gebe es, wenn überhaupt, nur nach enger Absprache mit dem Spieler. "Wenn Makoto den Daumen hebt, wird er spielen. Und ich gehe davon aus, dass er dabei sein möchte", versicherte der 48-Jährige.