Bundesliga

Glasner sauer auf sein Team: "Werden noch was von mir hören"

Frankfurt verliert zweikampfschwach und inspirationslos im Angriff

Glasner ist sauer auf sein Team: "Sie werden noch was von mir hören"

Hat mit seiner Mannschaft noch ein Hühnchen zu rupfen: SGE-Trainer Oliver Glasner.

Hat mit seiner Mannschaft noch ein Hühnchen zu rupfen: SGE-Trainer Oliver Glasner. imago images/Team 2

Oliver Glasner war ziemlich sauer. Nach der 0:1-Niederlage beim 1. FC Köln am Samstagabend stampfte der Trainer von Eintracht Frankfurt schnurstracks in die Kabine, um seinen Spielern die Leviten zu lesen. Schon während der 90 Minuten hatte der 47-Jährige schlechte Laune und immer wieder wütend gegen die laut donnernde Bande an der Bank der Gäste geschlagen. "Sie haben gute Menschenkenntnis", bestätigte Glasner nach dem Spiel die Vermutung, die Leistung seiner Mannschaft habe ihn erzürnt. Der Standpauke direkt nach dem Abpfiff dürften weitere folgen. "Sie haben schon einiges gehört und werden noch ein bisschen was von mir hören", kündigte der SGE-Coach an. Angesichts der jüngsten Leistungen dürfte das eine eher unangenehme Ansprache werden.

Nur vier Punkte aus den sechs Ligaspielen in diesem Jahr lassen nicht nur Glasner ratlos zurück. "Ich hätte gedacht, dass wir mehr Selbstvertrauen aus der Vorweihnachtszeit mitnehmen", gab auch Kapitän Sebastian Rode zu. Doch die Eintracht wirkt offensiv inspirationslos, in den zurückliegenden vier Begegnungen gelangen nur drei Treffer - alle beim 3:2 gegen Stuttgart. "Wir tun uns momentan schwer, die aussichtsreichen Situationen zu Ende zu spielen und ein Tor zu erzielen", klagte Glasner, der weiß: "Jetzt ist der Zeitpunkt, das relativ klar anzusprechen."

Hohe Bälle auf kleine Stürmer - das Frankfurter Missverständnis

Noch in den vergangenen Wochen war der Österreicher angesichts des mauen Starts in das Jahr eher gelassen gewesen. Das ändert sich nun. Die ausbleibende Weiterentwicklung seines Teams gibt ihm allen Grund dafür: In Köln waren die klaren Torchancen der Eintracht an einer Hand abzuzählen, meist flogen lange Bälle in Richtung von Rafael Borré (1,74 Meter) und Jesper Lindström (1,82). Eine einfache Aufgabe für die Kölner Innenverteidiger Timo Hübers (1,90) und Luca Kilian (1,92). "Es sieht ja jeder, dass Rafa, Jesper und ich nicht die kopfballstärksten Spieler sind", erkannte auch der vorgezogen agierende Rode. "Und wenn ein langer Ball nach vorne kommt, ist es einfach ein Unterschied, als wenn Köln einen langen Ball auf Modeste spielt." Hohe Zuspiele auf kleine Stürmer - ein fußballerisches Missverständnis, das die Frankfurter schon zu lange durch die Saison begleitet.

Ebenso problematisch ist die notorische Zweikampfschwäche. Im Rheinland gingen nur 45 Prozent gut für die Adlerträger aus. Von den mit Defensivaufgaben betrauten Innenverteidigern und defensiven Mittelfeldspielern hatten Djibril Sow und Martin Hinteregger (je 57 Prozent gewonnene Duelle) die beste Quote, Kristijan Jakic (35) und Evan Ndicka (43) blieben ebenfalls schwach am Gegenspieler. Zum Vergleich: Hübers und Kilian gewannen je 80 Prozent. Auch Glasner schimpfte über die "inkonsequente Zweikampfführung" und analysierte: "Wir haben zum wiederholten Male knapp über 40 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Wir haben die schlechteste Quote der Liga. Solche Dinge entscheiden über Sieg und Niederlage." In der laufenden Saison ist seine Mannschaft sogar Ligaschlusslicht in dieser Kategorie. Nur 46,8 Prozent der Zweikämpfe gewinnt die SGE. Bei der besten Mannschaft Borussia Mönchengladbach sind es 52,7 Prozent.

Sportvorstand Krösche versucht zu beruhigen

Sportvorstand Markus Krösche war in seinem Urteil etwas milder. Er fand, die Eintracht habe es "phasenweise ganz ordentlich gemacht" und "ordentlich verteidigt". Zur Weiterentwicklung gehöre es eben auch, mal zu stagnieren. Und derzeit stagniert die Mannschaft in vielen Bereichen. Daichi Kamada etwa blieb im Angriffsspiel glücklos und verschuldete das Kölner Tor durch sein inkonsequentes Zweikampfverhalten mit. Zu Pause erst eingewechselt musste der Japaner vor dem Beginn der Nachspielzeit wieder vom Feld. "Daichi kommt aus einer Verletzung. Das war heute sicher unglücklich. Es war kein optimales Spiel, aber wir wissen, was wir an ihm haben. Eine Niederlage an einzelnen festzumachen, halte ich für falsch", sagte Krösche. Vielmehr mache ihm Hoffnung, dass die "Jungs versuchen, Dinge umzusetzen". Die Unzufriedenheit sei wichtig, alle müssten sich hinterfragen. Der Blick in der Tabelle bleibt aber nach oben gerichtet: "Wir wollen bis zum Schluss oben dranbleiben." Dafür muss allerdings so einiges besser werden.

Jim Decker

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