Bundesliga

Strategiewechsel im Leipziger Kaderpuzzle

Sabitzer & Co. vor ungewisser Zukunft - 15 Millionen Euro für Simakan?

Strategiewechsel im Leipziger Kaderpuzzle

Während Emil Forsberg (l.) und Marcel Sabitzer (r.) vor einer ungewissen Zukunft bei RB Leipzig stehen, soll Mohamed Simakan (M.) bald Leipziger werden.

Während Emil Forsberg (l.) und Marcel Sabitzer (r.) vor einer ungewissen Zukunft bei RB Leipzig stehen, soll Mohamed Simakan (M.) bald Leipziger werden. imago images (3)

Die "hohe Leistungsdichte" im Kader von RB Leipzig bildet nach Einschätzung von Markus Krösche die Basis für die bislang so erfreulich verlaufene Saison. "Die Jungs haben den Konkurrenzkampf übers gesamte Jahr sehr gut angenommen. Die Spieler, die von der Bank kamen, haben schon oft einen positiven Einfluss auf das Spiel genommen", sagt der Sportdirektor und nennt als Belege die jüngsten Jokertore gegen Gladbach (Sörloth), Freiburg (Forsberg) und Wolfsburg (Hwang): "Wir stehen auch deshalb auf Platz 2, weil wir personell so gut nachlegen können."

Leipzig hat Upamecano-Millionen schon wieder investiert

Personell nachlegen, das ist auch das Leitmotto der Entscheider. Die Planungen sind weit fortgeschritten - und die 42,5 Millionen Euro, die Dayot Upamecanos (22) Wechsel zum FC Bayern bringt, schon wieder investiert. Die Kaufoption auf den von Manchester City ausgeliehenen Angelino (24) beträgt 20 Millionen Euro. 15 Millionen Euro werden fällig, wenn wie beabsichtigt Monaco-Leihgabe Benjamin Henrichs (24) gebunden wird.

Spielersteckbrief Sabitzer
Sabitzer

Sabitzer Marcel

Spielersteckbrief Orban
Orban

Orban Willi

Spielersteckbrief Forsberg
Forsberg

Forsberg Emil

Spielersteckbrief Halstenberg
Halstenberg

Halstenberg Marcel

Spielersteckbrief Gvardiol
Gvardiol

Gvardiol Josko

Spielersteckbrief Simakan
Simakan

Simakan Mohamed

Neue Gesichter für die neue Saison sind Ajax Amsterdams Sturmjuwel Brian Brobbey (19), der ablösefrei kommt, sowie Abwehrtalent Josko Gvardiol (19). Der für 16 Millionen Euro von Dinamo Zagreb verpflichtete Kroate entwickelt sich nach Krösches Beobachtung bei seinem Heimatklub, wohin er für ein Jahr verliehen wurde, prächtig. "Gvardiol und Brobbey sind klassische Spieler, die unserer Philosophie entsprechen", schwärmt er.

Leipzigs entscheidender Vorsprung bei Straßburgs Simakan

Das gilt auch für Mohamed Simakan (20) von RC Straßburg. Mit dem Vollzug dieses Transfers ist zu rechnen, wenn der an den Folgen einer Arthroskopie laborierende Verteidiger wieder genesen ist. Rund 15 Millionen Ablöse werden dann fällig. Wie bei Brobbey knüpfte die sportliche Führung, der neben Krösche noch Christopher Vivell als Technischer Direktor und Florian Scholz als Kaufmännischer Leiter angehören, schon im Herbst die Kontakte und verschaffte sich so den entscheidenden Vorsprung.

Die Einkaufstour führt allerdings dazu, dass Leipzig zu viel Personal für die neue Saison auf der Gehaltsliste hat. Nach aktuellem Stand sind dies inklusive Simakan und Henrichs 23 Feldspieler, zwei mehr als die 21 in dieser Hinrunde, die Vereinschef Oliver Mintzlaff als absolute Obergrenze ausgegeben hatte. Nicht eingerechnet sind die Eigengewächse sowie Roma-Leihgabe Justin Kluivert, über dessen Zukunft noch nicht entschieden ist. "Vielleicht kommt jemand auf uns zu, weil er sich gerne verändern möchte. Aber bisher war das nicht der Fall", so Krösche. Vor diesem Hintergrund erklärt sich, warum die im Einkauf so umtriebigen Bosse so zurückhaltend bei vier anderen Personalien sind.

Die Verträge von Emil Forsberg (29), Marcel Sabitzer (27), Marcel Halstenberg (29) und Willi Orban (28) laufen 2022 aus. Alle vier sind bereits seit Zweitliga-Zeiten dabei, gelten als Leistungsträger und Identifikationsfiguren. Und als Spitzenverdiener. "Sie sind wichtige Spieler für uns und haben nicht nur in dieser Saison, sondern auch in den letzten Jahren großen Anteil an unserem Erfolg", sagt Krösche.

Es scheint sicher: Mit allen vier Routiniers plant RB nicht

In früheren Jahren hätte RB zum jetzigen Zeitpunkt alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Schreckensszenario eines ablösefreien Wechsels nach dem letzten Vertragsjahr zu verhindern, Upamecano und Timo Werner dienen hier als beste Beispiele. Man wolle zwar auch jetzt "grundsätzlich keinen Leistungsträger ablösefrei ziehen lassen", sagt Krösche, dokumentiert mit den folgenden Worten aber dennoch einen Strategiewechsel: "Es kann sich auch mal ergeben, dass wir mit einem Spieler in sein letztes Vertragsjahr gehen."

Für das Quartett sind die nächsten Wochen deshalb von wegweisender Bedeutung. Gespräche hat Krösche bislang nur mit Orban aufgenommen, doch auch beim Verteidiger gibt sich Krösche wie bei den drei anderen betont zurückhaltend: "Die nächsten Wochen werden zeigen, wie sich die Dinge entwickeln, wie sie ihre Zukunft sehen und wie wir die Zukunft angehen wollen." Angesichts des offensichtlichen Personal-Überangebots scheint sicher: Mit allen vier Routiniers plant RB die Zukunft nicht.

Oliver Hartmann