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Radsport: Geschke auf Abschiedstour beim Giro d'Italia

38-Jähriger geht ein letztes Mal in Italien an den Start

Geschke auf Abschiedstour: Etappensieg beim Giro "ist ein Traum"

"Die Vorfreude ist etwas größer als sonst": Simon Geschke vor dem Start in seinen letzten Giro d'Italia.

"Die Vorfreude ist etwas größer als sonst": Simon Geschke vor dem Start in seinen letzten Giro d'Italia. IMAGO/ABACAPRESS

Der Startschuss des 107. Giro d'Italia am Samstag (13.55 Uhr) in Venaria Reale wird für Simon Geschke ein besonderer: Zum vierten Mal in seiner Karriere geht der 38-Jährige bei der ersten Grand Tour des Jahres an den Start - und zum letzten Mal.

107. GIRO D'ITALIA

Geschke hatte im Januar offiziell sein Karriereende nach der laufenden Saison verkündet, seiner Equipe Cofidis legte er anschließend eine Wunschliste vor, welche Rennen er noch fahren möchte. An Nummer eins? Der Giro! Die geliebten Klassiker in den Ardennen wie das Amstel Gold Race oder Lüttich-Bastogne-Lüttich ließ er dafür aus.

"Der Giro ist einfach die Grand Tour mit dem meisten Charme. Die Stimmung ist super, aber nicht ganz so verrückt wie bei der Tour", hatte Geschke vergangenen Dezember gegenüber dem CyclingMagazine seine Liebe für die dreiwöchige Rundfahrt durch Italien erklärt. Nun, vor dem ersten Höhepunkt seiner Abschiedssaison, schob er an gleicher Stelle nach: "Es ist schon so, dass die Vorfreude etwas größer ist als sonst."

2022 erreichte Geschke als Zweiter der Bergwertung Paris

Und Geschke hat - trotz seines in der Radsportszene doch fortgeschrittenen Alters von 38 Jahren - in den kommenden drei Wochen etwas vor, präsentierte er sich doch zuletzt bei der Baskenland-Rundfahrt als starker 22. des Gesamtklassements in Top-Form. "Ein Etappensieg ist ein Traum, aber ein Trikot auch", so der Freiburger.

Sein erster und bislang auch einziger Tagessieg bei einer Grand Tour liegt schon etwas zurück: 2015 triumphierte Geschke nach einem Solo über die letzten 50 Kilometer in den französischen Alpen auf der 17. Etappe der Tour de France von Digne-les-Bains nach Pra-Loup.

Geschke, Schachmann und Co.: Die deutschen Giro-Teilnehmer

In den Genuss des Bergtrikots kam der Kletterer indes schon zweimal: Beim Giro trug er 2015 das Maglia Azzurra für den Führenden in der Bergwertung auf der 10. Etappe. Bei der Tour de France hatte er 2022 das gepunktete Trikot sogar zwischen der 9. und der 18. Etappe inne und träumte schon von der Siegerehrung in Paris, ehe ihm der spätere Gesamtsieger Jonas Vingegaard die Führung in der Bergwertung durch seinen Husarenritt nach Hautacam noch vier Tage vor Schluss entriss. Als Zweiter durfte Geschke das Trikot immerhin stellvertretend nach Paris tragen.

"Es wäre schön, sowas irgendwie nochmal hinzubekommen", träumt Geschke nun vor seinem letzten Giro. Bereit dafür fühlt er sich in jedem Fall: "Ich hab zwei Mal ein Höhentrainingslager gemacht, es lief alles nach Plan und ich bin in Top-Form."

Cofidis startet ohne Kapitän in den Giro

Anders ist die Lage bei seinem Team Cofidis: Bei der französischen Equipe häufen sich aktuell Stürze und Verletzungen, die die Pläne der Teamleitung dauernd über den Haufen werfen. Auch Geschke bemängelt, das Pech ziehe sich "irgendwie wie ein roter Faden durch diese Saison", beim Giro solle es jetzt besser laufen.

In Italien tritt die Mannschaft nun ohne klaren Kapitän und Kandidaten für die Gesamtwertung (GC) an. Vielmehr will der Rennstall einzelne Etappen für sich entscheiden, die Fahrer sollen sich bietende Chancen nutzen und in Fluchtgruppen um den Tagessieg mitfahren. "Ohne GC-Leader bekommen alle Fahrer Freiheiten, das wollen wir nutzen", freut sich Geschke darauf. "Ein Sieg wäre natürlich mega!"

Geschke hat bei der Tour noch eine Rechnung offen

Wie die Abschiedstournee des Routiniers nach dem Giro weitergeht, darüber herrscht noch keine Klarheit. "Ich würde schon gern zwei Grand Tours fahren, sehr gern die Tour de France", hatte Geschke Ende des vergangenen Jahres gesagt. Allerdings nur, wenn er seinem Team dabei eine Hilfe sein könnte.

Für die Tour muss man 100% fit sein, sonst spielt man keine Rolle und fährt nur hinten am Ende des Feldes Wasserski.

Simon Geschke über einen möglichen Start bei der Tour de France

Mit der Tour hat Geschke noch eine Rechnung offen: Im vergangenen Jahr brach der Kletterer auf der 17. Etappe mit ihren mehr als 5.000 Höhenmetern ein und erreichte das Ziel zusammen mit dem Kehrwagen nur knapp im Rahmen der zeitlichen Höchstgrenze. Tags darauf saß er zwar nochmal im Sattel, musste jedoch von einem Infekt geschwächt noch im laufenden Rennen aufgeben. Bei elf Teilnahmen erreichte Geschke erstmals nicht das Ziel auf den Champs-Elysées.

"Natürlich wäre es sehr bitter, wäre der krankheitsbedingte Einstieg ins Teamauto im letzten Jahr mein Abschied von der Tour de France gewesen", gibt Geschke zu. Doch habe das Team und seine Ziele Vorrang, die bestmöglichen Fahrer müssten an den Start gehen. "Für die Tour muss man 100% fit sein, sonst spielt man keine Rolle und fährt nur hinten am Ende des Feldes Wasserski.“ Man müsse abwarten, wie die Saison verläuft, davon hänge der weitere Plan seiner Abschiedstournee ab, so der 38-Jährige. Erstmal muss er seinen letzten Giro überstehen und am 26. Mai den Zielstrich in Rom erreichen.

vfa

Alle Etappenprofile in der Übersicht: Umbrail-Pass statt Passo Stelvio