Bundesliga

Camacho: "Mein Fuß hat 'Basta' gesagt"

Wolfsburger Kapitän geht von Bord

Camacho: "Mein Fuß hat 'Basta' gesagt"

Ignacio Camacho seine aktive Karriere mit 30 beenden. Möglicherweise geht es aber in Wolfsburg an anderer Stelle für ihn weiter.

Ignacio Camacho seine aktive Karriere mit 30 beenden. Möglicherweise geht es aber in Wolfsburg an anderer Stelle für ihn weiter. imago images

Seine Stimme stockt, er kämpft mit den Tränen. Weil er das aufgeben muss, was er am meisten geliebt hat: den Fußball. "Mein Fuß hat ‚Basta‘ gesagt", so drückt es Camacho aus. Seine Familie ist dabei, der Spanier sitzt auf dem Podium im Presseraum der Volkswagen-Arena und verliest auf Deutsch seinen selbst formulierten Abschiedsbrief. Es ist eine Liebeserklärung an den Fußball, an seine Familie, an all die Menschen, denen er wegen seiner Karriere begegnet ist, die ihm geholfen haben. Bis zum Schluss kämpfte Camacho um die Fortsetzung seiner Laufbahn, aber die Schmerzen waren einfach zu groß. Im vergangenen Mai unternahm er einen letzten Anlauf im Training. "In einer Aktion hatte ich wieder richtig starke Schmerzen." Die ihn nun in die Knie zwingen.

Der Fuß macht nicht mehr mit. Fünf Operationen seit seiner Verletzung im DFB-Pokalspiel gegen Hannover 96 im Oktober 2017. Camacho hoffte auf die Hilfe sämtlicher Spezialisten, doch all die Qualen in der Reha bringen ihn nicht mehr zurück auf den Rasen. "Es ist an der Zeit, mich zu verabschieden", sagt er mit zitternder Stimme. "Ich gehe mit gutem Gewissen, weil ich alles getan habe, was möglich war. Alles, um das zu tun, was ich so sehr liebe: Fußball."

"Fußball ist mehr als Geldverdienen"

Er richtete seine Worte auch direkt an den VfL und seine Verantwortlichen: "Danke für euer Vertrauen - ich bedauere von ganzem Herzen, dass ich diesem Vertrauen nicht gerecht werden konnte auf dem Platz." Zu kämpfen hat Camacho auch, als er direkt von seiner Familie spricht. "Ich danke meiner Frau und meinen Kindern für die Geduld und bedingungslose Unterstützung. Ich bedauere es sehr, dass meine Kinder ihren Vater nicht mehr Fußball spielen sehen können. Aber ich möchte, dass sie wissen, dass ich alles versucht habe. Ich hoffe, meine Kinder sind eines Tages genauso stolz auf mich wie ich auf sie."

Mit einem emotionalen Auftritt verlässt Camacho die Bundesliga-Bühne, auf der er lediglich 17-mal auftrat. 2017 war der Mittelfeldkämpfer für rund zehn Millionen Euro vom FC Malaga gekommen und auf Anhieb zum Führungsspieler geworden. 2018, als Jörg Schmadtke beim VfL seinen Posten als Geschäftsführer antrat, stellte er schnell fest: "Ignacio ist der deutliche Kopf dieser Mannschaft." Er trug die VfL-Binde, nun geht der Kapitän von Bord. "Sein Statement zeigt deutlich", betont Schmadtke, "das Fußball mehr ist als Geldverdienen."

Und das ist auch ein Grund, weswegen der Weg Camachos in Wolfsburg trotz des aufgelösten Vertrags noch nicht zu Ende ist. Es beginnt nun ein neuer Abschnitt für den 30-Jährigen. Schmadtke: "In den nächsten zwei Jahren wird Cama ein Trainee-Programm durchlaufen und einzelne Facetten für seinen späteren beruflichen Werdegang kennenlernen." Der Plan: Camacho soll seine zweite Karriere beim VfL starten, der Lebensmittelpunkt des Spaniers und seiner Familie bleibt Wolfsburg. Wo sieht er sich eines Tages? Als Trainer an der Seitenlinie, als Manager im Büro? "Ich weiß es nicht", antwortet Camacho. "Mein Leben ist der Fußball, seit ich acht Jahre bin. Ich will gucken, was das Beste für mich ist."

Thomas Hiete

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