Bundesliga

Freiburg hadert: Diagne im Zentrum der Kritik

Nach zweitem Platzverweis in fünf Tagen

Freiburg hadert: Diagne im Zentrum der Kritik

Verhängnisvoller Griff: Freiburgs Fallou Diagne packt sich Carlos Bacca.

Verhängnisvoller Griff: Freiburgs Fallou Diagne packt sich Carlos Bacca. imago

Der Ärger nach der Partie in Andalusien richtete sich vor allem auf einen Mann: Fallou Diagne. Der Innenverteidiger flog wie schon fünf Tage zuvor in Dortmund (0:5) wegen einer Notbremse mit Rot vom Platz. Beim BVB war das nicht spielentscheidend, in Sevilla schon. Stümperhaft brachte der Senegalese den ihm enteilten Carlos Bacca zu Fall, die Chance aus elf Metern ließ sich Diego Perotti nicht nehmen (64.). Diagnes Platzverweis war bereits der sechste für den SC in dieser Saison. Eindeutig zu viel, zumal Freiburg nicht als Treter-Truppe bekannt ist. "So kann es nicht weitergehen", monierte Mike Hanke, der mit zwei Distanzschüssen in der ersten Hälfte noch ansatzweise für Gefahr gesorgt hatte (8., 16.).

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SC Freiburg - Vereinsdaten
SC Freiburg

Gründungsdatum

30.05.1904

Vereinsfarben

Weiß-Rot

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Der Stürmer wollte seinen Mitspieler öffentlich nicht in den Senkel stellen, dafür sorgte Minuten später auf der Pressekonferenz Christian Streich. "Sehr viele Spieler in Freiburg kämpfen Tag und Nacht für ihre Weiterentwicklung und sind in den Analysen extrem aufmerksam. Es ist wünschenswert, dass Fallou schnell aus diesen Dingen lernt. Er ist nicht in der Lage, sich über Wochen und Monate so zu konzentrieren, wie das bei uns verlangt wird. Das muss er korrigieren. Ich glaube aber, dass er sich dem Ernst der Situation nicht ausreichend bewusst ist", zürnte der Trainer. Aus Diagnes Traum, eines Tages bei einem größeren Verein zu spielen, könne so nichts werden.

So kann es nicht weitergehen,

Mike Hanke

Seiner Mannschaft machte Streich dagegen ein "riesiges Kompliment, sie haben alles getan". Das ist zwar richtig, stimmt aber nachdenklich. Denn auch vor dem Platzverweis konnte Freiburg keineswegs überzeugen. In dieser Verfassung darf sich niemand wundern, wenn am Sonntag auch gegen Eintracht Frankfurt kein Sieg herausspringt. Defensiv stand der SC bis zum Platzverweis zwar kompakt und ließ kaum Chancen zu. Doch wehe, Freiburg hatte den Ball. Etliche einfache Fehlpässe, fehlerhafte Ballannahmen, viele Rück- und Querpässe verhinderten ein konstruktives Angriffsspiel. Zwingende Torchancen? Fehlanzeige. Und das gegen eine Mannschaft aus Sevilla, die keineswegs ihren besten Tag erwischte und statt des erwarteten Pressings lange Zeit nur behäbigen Spielaufbau betrieb und viele Fehler machte.

Streich verweist zu Recht darauf, dass Kompaktheit das A und O im Fußball ist und immer Priorität genießen muss. Defensive Stabilität allein reicht jedoch nur selten, um auf diesem Niveau Spiele zu gewinnen. Das Problem: Die Mannschaft ist nach dem Liga-Fehlstart völlig verunsichert. Die Köpfe sind nicht frei. "Wir müssen mutiger spielen. Das ist aber schwer, wenn man kein Selbstvertrauen hat", räumt Hanke ein. Matthias Ginter, in Sevilla bester Freiburger Feldspieler, sagt: "Wir brauchen nichts schönzureden, können aber auf unserer Kompaktheit aufbauen. Wir müssen versuchen, unsere Konter besser auszuspielen." Der Innenverteidiger warnt vor dem kommenden Gegner: "Frankfurt ist besser als Sevilla." Ohne Leistungssteigerung wird es aber auch gegen die Hessen schwer, den ersten Liga-Sieg einzufahren.

Hoffnung aus dem Lazarett

Sportdirektor Jochen Saier meint: "Frankfurt ist ein schwerer Gegner. Wenn wir eine Leistung abrufen wie im Spiel gegen den VfB Stuttgart, können wir aber etwas holen." Mit einem überzeugenden Auftritt hatte der Sportclub in der vergangenen Woche den Lokalrivalen im DFB-Pokal ausgeschaltet (2:1). Die Mannschaft ist also durchaus konkurrenzfähig.

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Gegen die Eintracht wird Streich zudem wieder auf seine Bestbesetzung zurückgreifen und die in Sevilla geschonten Julian Schuster und Jonathan Schmid in die erste Elf zurückbeordern. Wenn die zuletzt verletzten Vladimir Darida und Mensur Mujdza nach der Länderspielpause zurückkehren, gewinnt der SC an weiterer Qualität. Auch Vaclav Pilar, der ein Jahr wegen einer schweren Knieverletzung pausierte (u.a. Kreuzbandriss), könnte sich mittelfristig als große Verstärkung entpuppen. Vor zweieinhalb Wochen stieg der Tscheche ins Mannschaftstraining ein. Christian Streich hat also noch einige Pfeile im Köcher, um seine Mannschaft auf Kurs zu bringen.

Julian Franzke

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