Bundesliga

Frankfurter Offensivmotor stottert gewaltig

Eintrachts Chancenmanko wird zum Trend

Frankfurter Offensivmotor stottert gewaltig

Frankfurts Omar Marmoush wurde zum wichtigen Faktor.

Frankfurts Omar Marmoush wurde zum wichtigen Faktor. IMAGO/HJS

"Vorne hui, hinten pfui" lautet das oft zitierte Sprichwort im Fußball, das man jedoch zur Bewertung der Frankfurter Leistung beim Gastspiel in Mainz umdrehen muss. Beim 1:1 im Rhein-Main-Derby ließ die SGE - abgesehen vom Gegentreffer - nur ganz wenige Großchancen zur Freude des Trainers zu. "Wir standen in der Defensive wieder sehr stabil. Das ist mittlerweile ein Faktor für unser Spiel", lobte Dino Toppmöller die Abwehrleistung seiner Mannschaft.

Doch ein leichtes Spiel war es keineswegs für seine neuformierte Dreierkette bestehend aus Robin Koch, Hrvoje Smolcic und Willian Pacho. Mit Robustheit am Boden und gutem Timing in den Luftduellen schafften es die drei Innenverteidiger die meiste Zeit, die hohen Bälle der Mainzer zu verteidigen. Der Plan des Trainers ging auf, im Vergleich zum Conference-League-Spiel bei Levski Sofia Smolcic an Stelle von Tuta in die Startelf zu beordern: "Hrvoje hat uns mit seiner Kopfballstärke viel Stabilität gegeben", konstatierte Toppmöller.

Mainzer Dauerdruck stellt Toppmöllers Team vor Probleme

Ein anderer Plan funktionierte hingegen nicht wie gedacht. Das Frankfurter Offensivspiel fiel dem Mainzer Angriffspressing zum Opfer. Die SGE-Dreierkette geriet im Spielaufbau unter ständigen Druck und fand weder durch kurze, flache Zuspiele noch durch hohe Bälle in den Rücken der Mainzer Abwehr zu guten Lösungen. FSV-Trainer Bo Svensson egalisierte den nominellen Geschwindigkeitsvorteil der Frankfurter Angreifer mit der Nominierung vom schnellen Sepp van den Berg im Abwehrzentrum an Stelle von Stefan Bell. Aber auch gegen die anderen 05-Innenverteidiger Edimilson Fernandes und Maxim Leitsch hatten die Eintracht-Angreifer Randal Kolo Muani und Omar Marmoush einen schweren Stand.

Der Ägypter wurde im Laufe des Spiels allerdings noch zum wichtigen Faktor. Nicht nur durch seinen Last-Minute-Ausgleich, sondern auch aufgrund seiner vielen Tiefenläufe und Dribblings agierte der 24-Jährige deutlich auffälliger als sein Sturmpartner. Dass Toppmöller nach 70 Minuten nicht Marmoush, sondern Kolo Muani vom Feld nahm, darf der Neuzugang vom VfL Wolfsburg als Lob werten.

Frankfurter Mittelfeldzentrum bleibt blass

Wenig Trainerlob dürfte es hingegen für die Offensivleistung des Frankfurter Mittelfeldzentrums gegeben haben. Im Vergleich zum Sofia-Spiel startete in Mainz der defensiver eingestellte Kristijan Jakic an Stelle von Eric Junior Dina Ebimbe neben Ellyes Skhiri und Mario Götze. Doch keiner der drei Zentrumsspieler konnte positive Akzente setzen. Die Mainzer Gegenspieler raubten vor allem Spielmacher Götze jegliche Spielfreude, indem sie bei jedem Ballkontakt der Nummer 27 aggressiv dagegen verteidigten und ihn nur selten aufdrehen ließen.

Dasselbe galt auch für die Frankfurter Schienenspieler, die auf dem Flügel wenig Freiheiten erhielten und sich auf engem Raum selten zu helfen wussten. Philipp Max scheiterte vor allem in Halbzeit eins oft an der eigenen Passungenauigkeit, die seine Zuspiele in die Spitze unbrauchbar machten. Doch während Frankfurts Linksaußen jedenfalls versuchte, den Ball schnell in die Spitze zu spielen, verpasste sein Pendant auf rechts Ansgar Knauff das ein oder andere Mal das direkte Zuspiel auf den in die Tiefe startenden Marmoush.

Trend setzt sich fort: Chancenarmut in der Eintracht-Offensive

Alles Gründe, die dazu führten, dass die Frankfurter außer ihrem Ausgleichstreffer den Ball nur ein einziges Mal auf das Tor der Gastgeber brachten. Ein alarmierender Trend, der sich seit dem Pflichtspielstart durchzieht. Bereits beim trägen 1:0-Bundesligaauftakt gegen Darmstadt 98 und beim 1:1 in Sofia taten sich Götze und Co. unheimlich schwer, eigene Chancen herauszuspielen. Der Offensivauftritt der SGE wirkte eindimensional. Die elf Adlerträger hielten starr ihre Positionen, versuchten sich selten durch Positionswechsel aus der engen Mainzer Bewachung zu befreien und litten sicherlich noch unter der Belastung vom Play-off-Spiel am Donnerstag.

Damit der Traum von Europa nicht schon vor der Gruppenphase vorbei ist, muss sich die Eintracht beim Rückspiel gegen Sofia (Donnerstag, 20.30 Uhr) im Spiel mit Ball definitiv steigern. Dann wird wohl Jesper Lindström nicht mehr mitwirken, der sich auf dem Sprung zu seinem italienischen Klub befindet, wie Sportvorstand Markus Krösche nach dem Mainz-Spiel verriet. Jedenfalls geht Trainer Toppmöller weiter davon aus, dass er am Donnerstagabend noch auf die Qualitäten von Top-Stürmer Randal Kolo Muani setzen kann. Auch weitere Neuzugänge sind derzeit nicht auszuschließen. Ein neuer Angreifer, der vom Positionsprofil einem kopfballstarken, großen Mittelstürmer ähnelt, würde dem Frankfurter Spiel sicherlich noch mehr Möglichkeiten und Abwechslung geben.

Dominik Theis