Bundesliga

Diese 22 Bundesliga-Schiedsrichter wurden ausgewechselt

Ein Ersatzmann sprang sogar dreimal ein

Feuerzeugwürfe und zu harte Schüsse: Welche Schiris vor Brych noch ausgewechselt wurden

Schiedsrichter in verschiedenen Generationen: Georg Dardenne, Dr. Wolf-Rüdiger Umbach, Dr. Felix Brych (v. li.).

Schiedsrichter in verschiedenen Generationen: Georg Dardenne, Dr. Wolf-Rüdiger Umbach, Dr. Felix Brych (v. li.). imago images

In der Zeit vor dem Vierten Offiziellen war es noch ein größeres Problem: Wer komplettiert das Schiedsrichter-Team, wenn der Unparteiische kurzfristig ausfällt? Und so dauert es beim ersten Mal, im März 1972, eine ganze Weile, bis Ersatz gefunden ist.

Wegen einer Sehnenverletzung kann Horst Bonacker die Partie zwischen Arminia Bielefeld und dem MSV Duisburg (2:0) nach dem Seitenwechsel nicht weiter leiten. Sein Amt übernimmt der bisherige Assistent Walter Eschweiler. Da zunächst ein Ersatzlinienrichter gefunden werden muss, verlängert sich die Halbzeitpause auf geschlagene 25 Minuten.

Funken: der Rekord-Einwechsel-Schiri

Mehr als 51 Jahre und 20 weitere Schiri-Auswechslungen später läuft es am Samstagabend bei Dr. Felix Brych routinierter ab - was nicht nur an der eingestellten Rekordzahl von 344 Bundesligaspielen liegt. Die Knieverletzung, die sich später als Kreuzbandriss herausstellt, führt dazu, dass nicht Brych, sondern Debütant Patrick Schwengers die zweite Hälfte anpfeift und leitet.

Vor dem am Samstag verletzten 48-Jährigen, der schon 2017 bei Köln gegen den HSV vorzeitig passen muss, erwischt es auch Robert Walz (1981 und 1985) und Peter Richmann (1989 und 1990) zweimal. Josef Funken springt in beiden Fällen für Richmann ein, dazu einmal 1995 für Georg Dardenne, wodurch er bis heute "Rekord-Einwechsel-Schiedsrichter" ist.

Auch Tobias Welz muss die Spielleitung zweimal abgeben, 2015 und 2019, jeweils an Dr. Martin Thomsen - und in beiden Fällen bei BVB-Partien. Im Januar 2022 lässt sich auch Tobias Stieler zweimal zur Halbzeit ersetzen - und das binnen 13 Tagen.

Ein Sportjournalist als Bundesliga-Schiedsrichter

Achillessehnen-, Muskelfaserrisse, Oberschenkel- und Wadenprobleme: Unter den Gründen finden sich viele typische Fußballerverletzungen. Was mit Bonacker beginnt und nun vorerst bei Brych endet, enthält aber auch einige kuriose Geschichten.

Als es etwa für Walz 1985 beim Duell Waldhof Mannheim gegen den FC Bayern nicht weitergeht, wird ein hauptberuflicher Sportjournalist mal eben zum Bundesliga-Schiedsrichter: Linienrichter Siegfried Bauer, bei der "Südwestpresse Ulm" angestellt, pfeift damals aber nebenher auch Zweitligaspiele, ist also kein Greenhorn.

Arminia Bielefeld "sorgt" 1980 für einen der spektakulärsten aller Schiedsrichterwechsel. Uli Büscher trifft in Karlsruhe bei einem Befreiungsschlag mit dem Ball so unglücklich den Kopf von Referee Max Klauser, dass der k. o. geht und ins Krankenhaus gebracht werden muss.

Feuerzeugwurf gegen Umbach führt nicht zum Wechsel

Ähnlich Hans-Jürgen Kasper 1991 in Düsseldorf beim 2:1 für Nürnberg: Weil ihn André Golke mit einem Freistoß an der Schläfe trifft, geht es für ihn nicht weiter.

Der "Fall" Dr. Wolf-Rüdiger Umbach ist dagegen anders gelagert: 1990 muss er die Leitung der Begegnung Bayern-Dortmund schon einmal zur Pause abtreten, ein Jahr später wird er beim Spiel Kaiserslautern gegen Wattenscheid von einem Zuschauer mit einem Feuerzeug an der Schläfe getroffen. Zwar liegt er damals eine Minute lang bewusstlos am Boden, doch entgegen der DFB-Anordnung pfeift er das Spiel zu Ende und vermeidet einen Abbruch - was ihm letztendlich sogar einen Fair-Play-Preis einbringt.

pab, hub

Alle SR-Auswechslungen in der Bundesliga

Saison Spiel Schiedsrichter Ersatzmann Spielminute
1971/72 Bielefeld-Duisburg Horst Bonacker Walter Eschweiler 46.
1977/78 Stuttgart-Düsseldorf Klaus Ohmsen Hans-Werner Leyding 51.
1978/79 Frankfurt-Duisburg Wilfried Heitmann Volker Roth 46.
1980/81 Karlsruhe-Bielefeld Max Klauser Manfred Dölfel 70.
1980/81 HSV-Köln Robert Walz Peter Correll 17.
1983/84 Bayern-Köln Willi Jaus Arturo Martino 66.
1984/85 Mannheim-Bayern Robert Walz Siegfried Bauer 25.
1989/90 Homburg-Bayern Peter Richmann Josef Funken 46.
1989/90 Stuttgart-Bremen Peter Richmann Josef Funken 46.
1989/90 Bayern-Dortmund Dr. Wolf Rüdiger Umbach Joachim Ren 46.
1990/91 Düsseldorf-St. Pauli Rainer Boos Frank Kiefer 46.
1991/92 Düsseldorf -Nürnberg Hans-Jürgen Kasper Gerhard Dix 49.
1995/96 Rostock-Kaiserslautern Georg Dardenne Josef Funken 52.
2013/14 Stuttgart-Dortmund Michael Weiner Norbert Grudzinski 75.
2015/16 HSV-Schalke Dr. Jochen Drees Marco Fritz 53.
2015/16 Bremen-Dortmund Tobias Welz Dr. Martin Thomsen 86.
2015/16 Darmstadt-Köln Deniz Aytekin Christian Dietz 46.
2017/18 Köln-HSV Dr. Felix Brych Sören Storks 50.
2019/20 Dortmund-Wolfsburg Tobias Welz Dr. Martin Thomsen 31.
2021/22 Hertha-Köln Tobias Stieler Alexander Sather 46.
2021/22 Freiburg-Stuttgart Tobias Stieler Christian Dingert 46.
2023/24 Frankfurt-Stuttgart Dr. Felix Brych Patrick Schwengers 46.