Bundesliga

Bielefeld: Als Eschweiler auf der "Alm" winkt und pfeift

Erstes Spiel mit zwei Schiedsrichtern

Bielefeld: Als Eschweiler auf der "Alm" winkt und pfeift

1980 mit Paul Breitner: FIFA-Schiedsrichter Walter Eschweiler (re.).

1980 mit Paul Breitner: FIFA-Schiedsrichter Walter Eschweiler (re.). imago sportfotodienst

Einmal abgesehen davon, dass die heimische Arminia tief im Sumpf des Bundesliga-Skandals bereits mit dem drohenden Zwangsabstieg vor Augen spielt, verläuft an diesem 25. März 1972 zunächst alles ganz normal. Samstagnachmittag im Bielefelder Stadion, das zu dieser Zeit noch "Alm" heißt. 14 000 Zuschauer sind gekommen, um die Gastgeber gegen den MSV Duisburg spielen zu sehen. Sie ahnen nicht, dass sie Zeugen eines historischen wie kuriosen Ereignisses werden sollen.

Schiedsrichter Horst Bonacker aus Quadrath-Ichendorf pfeift das Westduell an und - trotz einiger guter Chancen hüben wie drüben - auch ohne weitere Vorkommnisse nach einer Dreiviertelstunde beim Stand von 0:0 ab. Halbzeitpause. Dass diese nicht die üblichen 15, sondern geschlagene 25 Minuten dauert, hat seinen Grund: Wegen einer Sehnenverletzung kann Bonacker die Partie nach dem Seitenwechsel nicht weiter leiten. Rund um das Spiel beginnt die fieberhafte Suche nach einem geeigneten Ersatz für den zweiten Durchgang. Den übernimmt schließlich federführend der bisherige Schiedsrichter-Assistent, ein gewisser Walter Eschweiler aus Bonn.

Einsätze in den größten Wettbewerben

Und Eschweiler bringt den Arminen offensichtlich Glück. Nach Toren von Jürgen Jendrossek und Uli Braun gewinnen sie schließlich mit 2:0. Weniger das Ergebnis, als vielmehr die Begleitumstände aber gehen an diesem Tag in die Annalen ein: Es ist das erste Spiel der Bundesligageschichte mit zwei Schiedsrichtern - an diesem Freitag jährt es sich zum 50. Mal.

Für die spätere Schiedsrichter-Ikone Eschweiler ist der Einsatz nicht der erste in der Bundesliga. Wohl aber der einzige, bei dem er zunächst winkt und dann pfeift. 155 Spiele allein im Oberhaus wird er am Ende zwischen August 1966 und Mai 1984 an der Pfeife absolviert und es darüber hinaus in zahlreichen Europapokal-, Welt- und Europameisterschaftsspielen als FIFA-Schiedsrichter zu höchstem Ruhm gebracht haben.

Stieler musste 2022 schon zweimal passen

In der Bundesliga gingen einschließlich der Premiere in Bielefeld inzwischen 21 Spiele mit zwei Schiedsrichtern über die Bühne. Prominente Kollegen und Nachfolger Eschweilers waren betroffen. Gleich zweimal erwischte es Robert Walz (Waiblingen, 1981 und 1985) und Peter Richmann (Leverkusen, 1989 und 1990), der sogar jeweils von demselben Kollegen ersetzt wurde: Josef Funken aus Heinsberg. Gleiches passierte Tobias Welz (Wiesbaden) 2015 und 2019, jeweils ersetzt von Dr. Martin Thomsen (Kleve). In diesem Jahr musste der Hamburger Tobias Stieler bereits zweimal passen, Alexander Sather (Grimma) und Christian Dingert (Gries) sprangen im Januar in Berlin und Freiburg für ihn ein.

Arminia Bielefeld "sorgte" unterdessen für einen der spektakulärsten aller Schiedsrichterwechsel während einer Partie. Am 14. Oktober 1980 traf der inzwischen verstorbene Uli Büscher in Karlsruhe nach 70 Minuten bei einem Befreiungsschlag mit dem Ball so unglücklich den Kopf von Referee Max Klauser (Vaterstetten), dass dieser k.-o. ging und ins Krankenhaus gebracht werden musste. Manfred Dölfel (Zirndorf) übernahm.

Michael Richter

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