Das stellte sich am Sonntag heraus. Favre überrumpelte die Borussen mit seinem Rücktrittswunsch - und meinte es diesmal so ernst wie nie zuvor.
Es war schließlich nicht das erste Mal, dass der Trainer die Absicht hatte hinzuschmeißen. Wie in seiner Berliner Zeit - von drei bis vier Rücktrittsgesuchen ist da die Rede - wollte Favre auch in Mönchengladbach mehrfach seinen Vertrag zurückgeben; nach kicker-Informationen sogar im Sommer nach der sensationellen Platz-3-Saison. Jedes Mal gelang es Borussias Verantwortlichen, den zweifelnden und wankelmütigen Coach zum Weitermachen zu bewegen. Bis zum heutigen Sonntag.
Dass Favre dann hinter dem Rücken der Borussen seine Entscheidung öffentlich machte, ist ein Affront. Mit seinem skurrilen Alleingang brüskiert er den Klub und stellt die Verantwortlichen öffentlich bloß. Ein nettes Dankeschön für den in der Branche nicht selbstverständlichen Rückhalt, den Eberl und Co. dem Schweizer in der tiefen sportlichen Krise gaben.
Favre pfeift auf den Vertrauensvorschuss, er lässt den Klub und die Mannschaft im Stich - und das ausgerechnet in der englischen Woche mit den wegweisenden Spielen gegen Augsburg und in Stuttgart. Auch daran werden sich die Liga-Manager erinnern, wenn wieder mal ein Trainerstuhl zu besetzen ist.
kicker-Redakteur Jan Lustig.
Natürlich führte die sportliche Talfahrt zu Spannungen. So zeigten die Spieler zum Beispiel wenig Verständnis für das Sondertraining am Tag nach der 0:4-Auftaktniederlage in Dortmund. Auch Favres permanente Personalrochaden waren teamintern Thema.
Auf der Führungsebene soll - wieder einmal - die Einkaufspolitik und unterschiedliche Beurteilung von Neuzugängen Dissonanzen mit Max Eberl hervorgerufen haben. Symptome der Talfahrt, aber unter dem Strich keine Gründe, die Zusammenarbeit zum jetzigen Zeitpunkt und auf diese Art und Weise einzustellen.
Es ist kein trauriges, sondern ein höchst groteskes Ende der Erfolgsstory, die Favre und Borussia Mönchengladbach über viereinhalb Jahre zusammen geschrieben haben.