Kein Spieltag vergeht, ohne dass Fan-Gruppierungen unzählige gelbe Tennisbälle auf den Rasen werfen. Am vergangenen Wochenende stand exemplarisch die Partie zwischen Union Berlin und dem VfL Wolfsburg kurz vor dem Abbruch. Ab der 27. Minute wurden die Tennisbälle von Union-Anhängern auf den Rasen geschmissen, Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck unterbrach die Partie für 30 Minuten und schickte beide Mannschaften zwischenzeitlich in die Kabine. Sogar ein Abbruch stand im Raum.
Hintergrund der Proteste ist der seit Monaten schwelende Widerstand von Seiten einiger Fangruppen gegen den Einstieg eines Investors bei der DFL. Von den 36 Profi-Klubs hatte eine Zwei-Drittel-Mehrheit für die Fortführung der Gespräche gestimmt. Die Rechtmäßigkeit des knappen Abstimmungsergebnisses wird allerdings von den organisierten Fangruppen angezweifelt - und in Deutschlands Stadien seit Wochen darauf aufmerksam gemacht.
Im Podcast "kicker Daily" ordnet Fan-Aktivistin und kicker-Kolumnistin Helen Breit die Proteste ein. Schon seit Jahrzehnten kritisieren Fangruppierungen "die Überkommerzialisierung des Sports, dass Fußball nur noch als Produkt gesehen wird, ohne Möglichkeit der Beteiligung von Fans". Vor allem Hannovers Geschäftsführer Martin Kind steht seit Wochen im Fokus. Stimmte Kind gegen die Weisung des Muttervereins für einen DFL-Investor? Die Forderungen der Fans: Eine Wiederholung der Abstimmung.
"Man kann die Proteste nicht aussitzen"
"So lange Proteste nicht gestört haben, waren sie ein nettes Nebenereignis im Fußball. Da war Abwechslung drin, ein Hauch von Widerstand. Jetzt beeinträchtigt es wirklich den Spielbetrieb und die Stimmen werden lauter, die sagen 'Jetzt ist mal gut'. Dabei muss Protest nerven, stören und Aufmerksamkeit erzeugen. Sonst wird darauf nicht reagiert", sagt Breit im Podcast. Die DFL könne die Proteste "nicht aussitzen und ignorieren und dann erwarten, dass die Proteste nicht in eine höhere Eskalationsstufe gehen".
Breit bilanziert: "So dilettantisch, wie die DFL-Geschäftsführung als Adressatin mit ihrem Gesprächsangebot reagiert, muss man damit rechnen, dass eine immer stärkere Ausdrucksform des Protests gewählt wird."
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