Bundesliga

Fischer: "Ich war viel impulsiver, explosiver"

Wo sich der Trainer des Jahres 2023 verändert hat - und wo nicht

Fischer: "Ich war viel impulsiver, explosiver"

"Kein Blender": Urs Fischer.

"Kein Blender": Urs Fischer. IMAGO/Contrast

Einen Verein von der 2. Bundesliga in die Champions League zu führen, davon träumen viele Trainer. Aber in erster Linie Sportfanatiker und Fans, die an der Konsole oder am Computer eine Karriere bei einer Fußballsimulation starten. Urs Fischer ist dieses Kunststück mit Union Berlin gelungen. Und das im realen Leben. Und das ist der Grund, weshalb er nun zum Trainer des Jahres gewählt wurde.

"Es freut mich und macht mich natürlich stolz", betonte der Schweizer im Gespräch mit dem kicker. "Alleine wirst du das nicht hinbekommen, wenn du keine Leute im Hintergrund hast. Wenn ich nicht meinen Staff hätte, würde ich hier nicht sitzen und mich bedanken, mich über diese Auszeichnung freuen." Fischer hatte das Kommando im Juli 2018 bei den Eisernen übernommen, stieg in seiner Premieren-Saison gleich ins deutsche Oberhaus auf.

Was folgte, ist bekannt: Union Berlin qualifizierte sich mit eher bescheidenen Mitteln drei Mal in Folge für das internationale Geschäft, nun sogar erstmalig für die Champions League. "Ich bin sehr stolz, dass Urs so viel Erfolg hat. Ich kann mir auch vorstellen, dass er mit Union Berlin mal deutscher Meister wird", sagte Gilbert Gress. Der mittlerweile 81-Jährige hatte Fischer beim FC Zürich in den Jahren 2000/2001 als Trainer unter seinen Fittichen.

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Fischer geht mir seiner ruhigen Art voran. Der 57-Jährige wird nur laut, wenn es wirklich von Nöten und angebracht ist. So wie bei taktischen Anweisungen, wenn seine Schützlinge die Vorgaben nicht einhalten. Dabei sei er als Spieler vom Wesen her ganz anders gewesen, berichtete Fischer selbst.

"Ich war viel impulsiver, explosiver. Manchmal wäre es gut gewesen, fünf Minuten darüber nachzudenken, bevor ich was gesagt hätte. Das war ein Ziel, mich da anzupassen." Das hat der sympathische Schweizer definitiv erfolgreich hinbekommen.

Und laut seinem ehemaligen Mitspieler Alain Nef, aktuell Co-Trainer beim FC Zürich, sei diese besonnene Art zugleich seine größte Stärke. "Er ist nicht der Hampelmann, der an der Linie rauf und runter stampft. Urs bleibt immer gelassen und ruhig. Er verfällt nie in Hektik. Und die Spieler merken auch, dass der Trainer draußen ruhig bleibt. Das überträgt sich auf das Feld."

Er ist kein Blender.

Alain Nef über Urs Fischer

Zudem beschrieb Nef, der mit Fischer beim FCZ zusammenspielte, seinen Kumpel wie folgt: "Er ist kein Blender, sondern sich immer treu geblieben. Auch mit dem Erfolg. Er ist der gleiche Urs wie damals."

Eben diese authentische, bodenständige Art macht Urs Fischer so beliebt. Außerdem trägt sie dazu bei, dass der Trainer mit Union Berlin seit mehreren Jahren die großen Klubs in der Bundesliga ärgern kann - und solch eine märchenhafte Erfolgsgeschichte schreibt, wie sie eigentlich nur in einer Fußballsimulation vorkommt.

Ein großes Interview mit Ilkay Gündogan, eine Würdigung von Urs Fischer, dazu zahlreiche Statements von Wegbegleitern: Alles zu den kicker-Awards lesen Sie auch an diesem Montag im kicker - oder schon am Sonntagabend im eMagazine.

Jannis Klimburg

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