Das größte Kompliment für Pavlovic besteht wohl darin, dass es ohne Kimmich und Goretzka keinen Bruch im Bayern-Spiel gab, ihr Fehlen am Ende irrelevant war. Obendrein schlug Pavlovic gefährliche Ecken, leitete dadurch Harry Kanes 2:0 ein und bereitete das 3:0 durch Min-jae Kim direkt vor. Erst in der Besprechung vor dem Spiel habe er erfahren, für Standards zuständig zu sein, erzählte das Talent nach dem Spiel. "Ich habe eine ganz gute Technik", sagte er selbstbewusst.
Spielbericht & Vorschau
Mindestens genauso wichtig war sein stabiler Auftritt als Sechser vor der Abwehr, wo er in seinem vierten Bundesligaspiel und zweiten Startelfeinsatz wie ein alter Hase auftrat. Nervosität? "Die ist minimal immer da, aber dann ist man so in einem Film, blendet alles aus, spielt einfach nur Fußball", erzählte er und war mit seiner Leistung zufrieden: "Ich finde, ich habe es ganz gut gemacht, bin oft vor der Kette geblieben."
Dementsprechend habe es hinterher viele Schulterklopfer in der Kabine gegeben. Auch von seinem Trainer, zumindest verbal: "Er hat sehr gut gespielt", lobte Thoms Tuchel und hob besonders den Aspekt hervor, dass er mit Raphael Guerreiro einen Partner an seiner Seite hatte - bei Ballbesitz schob der Portugiese freilich vor -, mit dem er so noch nie zusammengespielt hatte. Anfängliche Probleme mit der Körperlichkeit habe Pavlovic im Laufe der Partie abgestellt und so dominant agiert wie der Rest der Mannschaft.
Müller zwischen Kritik und Lob
Thomas Müller ist für Pavlovic ein wichtiger Ansprechpartner, "ein sehr netter Typ, eine Bayern-Legende, zu der man nur aufschauen kann", sagte der Youngster über den Routinier. Müller jedoch gab in der Beurteilung der Leistung Pavlovics zunächst den Antizykliker. "Es war sicherlich nicht perfekt, in der ersten Halbzeit war ich in einigen Zweikämpfen nicht so zufrieden mit ihm", sagte er und präzisierte: "Es gab ein, zwei Momente, in denen er den Ball ungenau gespielt hat, es ist schon noch Luft nach oben." Insgesamt war und ist generell freilich auch Müller angetan von Pavlovic: "Ich war felsenfest überzeugt, dass er da spielen kann und ein gutes Spiel macht. Aleks ist ein Fußballer, er kann laufen, er kann kämpfen, er kann kicken."
Die Diskussion, ob Pavlovic auch bessere Standards als etwa Kimmich schießt, nannte Müller jedoch "Stammtisch hoch 14. Die ersten beiden Ecken kommen an den kurzen Pfosten und werden geklärt, das war erstmal gar nix. Danach wurde es besser, dann haben wir Tore daraus gemacht."
Ebenso populistisch wäre es, den Transfer eines defensiven Mittelfeldspielers nun nicht mehr für nötig zu halten. Bei allem Talent werden die Münchner in der Champions League kaum alles auf einen Profi setzen, der gerade einmal vier Bundesligaspiele absolviert hat. Das widerspricht auch nicht der Prognose, dass das Eigengewächs mit diesen Anlagen durchaus eine gute Zukunft im Profikader des Rekordmeisters haben kann.