"Ich habe ihn lieber bei mir in der Mannschaft als beim Gegner", sagte Steffen Baumgart am Montag, als der 1. FC Köln die Verpflichtung von Davie Selke bekanntgab. Rein "historisch" hätte das auch jeder andere Kölner getrost so formulieren können: Gegen den FC wusste Selke in der Vergangenheit nämlich immer wieder zu überzeugen.
In insgesamt elf Pflichtspielen gegen seinen neuen Arbeitgeber - zehnmal Bundesliga, einmal DFB-Pokal - gelangen Selke mit Werder Bremen, RB Leipzig und Hertha BSC nicht nur immerhin fünf Siege und drei Unentschieden, er verzeichnete dabei auch drei Tore und zwei Vorlagen. Das mag als normaler Wert erscheinen, der aber durchaus auffällig wird, wenn man Zweierlei dabei berücksichtigt.
Am häufigsten traf Selke unter anderem gegen Hertha
Erstens wurde Selke in vier dieser elf Auftritte erst in den letzten Minuten eingewechselt (und blieb dabei jeweils ohne Scorerpunkt). Zweitens zeigt ein Quervergleich, dass der Angreifer in der Bundesliga nur gegen Eintracht Frankfurt (vier Tore in elf Spielen) und kurioserweise seinen bisherigen Klub Hertha BSC (vier Tore in sechs Spielen) häufiger getroffen hat als gegen Köln. Und: Nur gegen den FC Augsburg (zwei Tore, vier Assists) sammelte er mehr Scorerpunkte, wobei er auf den FCA auch zweimal häufiger traf.
Gerade in Kölns Abstiegssaison 2017/18 trumpfte Selke, damals gerade von Leipzig nach Berlin gewechselt, gegen den FC auf. Beim 2:0-Auswärtssieg im Hinspiel bereitete der 1,94-Meter-Hüne beide Treffer vor (kicker-Note 2,5), im Rückspiel drehte er mit einem Blitz-Doppelpack kurz nach der Pause (49./52. Minute, kicker-Note 2) den 0:1-Rückstand um und schrieb sogar Geschichte: Es waren Herthas Bundesliga-Heimtreffer 999 und 1000. Nach dieser 1:2-Niederlage war der Kölner Abstieg damals quasi besiegelt.
Seine bislang schwächste Leistung gegen Köln zeigte Selke just bei seinem einzigen Startelfeinsatz, bei dem Steffen Baumgart als FC-Trainer beteiligt war. Beim Rückrundenauftakt der Vorsaison kassierte Hertha gegen Köln eine 1:3-Heimschlappe, Selke war weitgehend abgemeldet und wurde in der 69. Minute ausgewechselt (kicker-Note 5).
Nun will der inzwischen 27-Jährige in Köln seine Karriere neu beleben. Baumgart gab am Montag zu Protokoll, Selke "schon länger auf dem Zettel" gehabt zu haben, und erhofft sich ein halbes Jahr nach Anthony Modestes Abschied nach Dortmund eine Renaissance von Kölner Kopfballtoren. "Ich glaube, dass er viel von dem, was er vielleicht in letzter Zeit nicht abrufen konnte, nicht verlernt hat."