Bundesliga

Kommentar: Max Eberls Ära bleibt eine Erfolgsstory

Kommentar

Eberls Ära bleibt eine Erfolgsstory

Zieht sich zurück: Max Eberl.

Zieht sich zurück: Max Eberl. Borussia Moenchengladbach via Getty Images

Unter Tränen zuzugeben, dass man nicht mehr kann, keine Kraft mehr hat und einfach nur noch raus will aus dem ganzen Business, das findet man sonst nicht im von Alphatieren dominierten Fußballgeschäft. Weil die Gesundheit aber immer vorgeht, muss Borussia Mönchengladbach die schwerste Krise seit dem Fast-Abstieg 2011 ohne ihren charismatischen Frontmann bewältigen. Max Eberl sagt selbst, er wüsste, dass sein Abschied zur Unzeit kommt, er kann ja auch besser als jeder andere abschätzen, was sein Rückzug für den Klub bedeutet. Trotzdem sah er sich gezwungen, den Schlussstrich zu ziehen. Genau jetzt. Die Hoffnung des Präsidiums, mit Eberl wenigstens bis zum Saisonende weiterarbeiten zu können, erfüllte sich nicht.

Eberls Ausscheiden ist eine Zäsur für Borussia Mönchengladbach. In seinen 13 Jahren als Sportdirektor prägte er den Verein wie kein anderer Manager seit dem legendären Helmut Grashoff. Er war der Macher des neuen Borussen-Hochs und für die meisten Fußballanhänger das Gesicht des überraschenden Aufstiegs am Niederrhein. Dennoch darf nicht vergessen werden, wieviel Eberl auch dem Klub zu verdanken hat. Das Präsidium stand zum Manager, als es in dessen Anfangszeit nicht laufen wollte. Mit jedem Jahr bekam er mehr Freiheiten eingeräumt. Und mit der Zeit, so der Eindruck, wurde der Borussia-Park vor allem zu Eberls Reich. Wo er herrschen und seine Vorstellungen durchsetzen konnte.

Die Ära Eberl steht für die Renaissance des Gladbacher Fußballs, für große Spiele und großartige Spieler. Ohne Eberl und seine exzellenten Fachkenntnisse hätte es in Gladbach keine Champions League gegeben. Ohne die sportlichen Erfolge wahrscheinlich auch keinen Neubau mit klubeigenem Hotel auf dem Stadiongelände, kein hochmodernes Internat. Der Architekt des Gladbacher Aufschwungs hieß Eberl. Ihm gelang es auch, die Fohlenphilosophie wiederzubeleben. Für diese Verdienste hat Eberl ein Denkmal verdient. Zur Wahrheit gehört aber auch: Von Eberls goldenem Händchen war zuletzt nicht mehr viel zu sehen.

Ungewohnt häufig griff Eberl zuletzt daneben

Unglückliche Entscheidungen und offenkundige Fehler führten zur sportlichen Schieflage und bringen Gladbach gerade nah an die 2. Liga. Sein stures Festhalten an Marco Rose, das die Europacupteilnahme und viel Geld kostete. Über mehrere Transferperioden hinweg versäumte er es, den Kader umzustrukturieren. Schlechte und teure Personalentscheidungen wie die Verpflichtung von Hannes Wolf, die sich bis jetzt als knapp elf Millionen Euro teures Missverständnis herausgestellt hat. Auf der anderen Seite verpasste Einnahmen, siehe Denis Zakaria, Matthias Ginter oder Marcus Thuram. Ungewohnt häufig griff Eberl in der jüngeren Vergangenheit daneben.

Dennoch: Unter dem Strich bleibt es eine absolute Erfolgsstory, die Eberl bei der Borussia geschrieben hat. Diese Ära hätte ein anderes Ende verdient gehabt - eines mit Erfolg und Freudentränen.

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