Bundesliga

Max Eberl über Champions-League-Freuden, Trainer Marco Rose und Corona

Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach gewährt Einblick

Eberl spricht über Champions-League-Freuden, Trainer Rose und Corona

Ist seit 2005 in Gladbach tätig, seit 2008 Sportdirektor und seit 2010 in der Geschäftsleitung: Max Eberl.

Ist seit 2005 in Gladbach tätig, seit 2008 Sportdirektor und seit 2010 in der Geschäftsleitung: Max Eberl. picture alliance

Nachdem Borussia Mönchengladbach bei den bislang ersten beiden Champions-League-Teilnahmen in den Spielzeiten 2015/16 und 2016/17 noch chancenlos ausgeschieden war, sorgte das Team von Marco Rose diesmal für Furore - abgesehen vom enttäuschenden 0:2 in Madrid, als die Mannschaft hernach noch versammelt vor dem Bildschirm mächtig zittern musste. Doch es reichte, und die Fohlen zogen erstmals nach 40 Jahren wieder in die K.-o.-Runde der Königsklasse ein.

Im Jahr 1978 hatte sich die Elf vom Niederrhein letztmals im Achtelfinale des Landesmeister-Pokals gezeigt - und ist im Halbfinale am den späteren Turniersieger FC Liverpool (1:0 gegen den FC Brügge) gescheitert. Weit nach der Jahrtausendwende meldete sich der Klub nun 2020 zurück.

Mit Borussia Mönchengladbach etwas ganz Großes geschafft.

Max Eberl

BMG-Manager Max Eberl war unter der Woche natürlich ebenfalls in Madrid vor Ort, hatte sich allerdings anfangs noch in den dramatischen Augenblicken zurückgezogen. "Ich war in den Katakomben und habe allein gezittert, da war ich dann auch noch relativ ruhig", verriet der Sportdirektor an diesem Samstagabend im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. "Als ich aber dann in die Kabine kam, die Mannschaft euphorisch war und einen fast umgerannt hat, da wurde ich emotionaler." Der Grund dafür lag auf der Hand und brachte Eberl auch Tage danach noch zum Strahlen: "Dieser Klub ist seit mehr als 40 Jahren nicht mehr in der K.-o.-Runde eines internationalen Wettbewerbs gewesen. Da hat man natürlich mit einem Tag Abstand und mit Eintreffen vieler Nachrichten gemerkt, dass man hier mit Borussia Mönchengladbach etwas ganz Großes geschafft hat."

Etwas so Großes, das zusätzlich viel Geld in die Kassen in diesen weiterhin unsicheren Corona-Zeiten spült: 9,5 Millionen Euro gibt es allein für den Einzug ins Achtelfinale obendrauf. Insgesamt hat die Königsklasse dem rheinischen Klub bereits nahezu 40 Millionen Euro beschert. Hinzukommen auch noch die Einnahmen aus dem TV-Pool, deren Höhe noch unbekannt ist.

"Die Belastung ist einfach groß"

Diese Einnahmen würden natürlich die Zukunft mitsamt der anstehenden Aufgaben wie Transfers oder Vertragsverlängerungen ein Stück weit absichern. Doch für den Moment gelte das Hier und Jetzt laut Eberl - und hier mache "Deutschland in dieser Zeit einfach einen guten Job. Was auch daran liegt, dass hier seit geraumer Zeit eine gute Belastungssteuerung gemacht wird." Dennoch sei die Anspannung seit Monaten groß, was natürlich an Corona und der intensiven, weil zusammengepferchten Spielplänen liegt, so Eberl: "Die Terminhatz ist wirklich sehr, sehr groß. Wir haben früh - Mitte September - schon wieder angefangen, haben jetzt dann nur drei, vier, fünf Tage Weihnachtspause, wenn man das überhaupt Pause nennen kann. Hinten dran kommt noch eine verschobene Europameisterschaft." Es sei schon so, meinte der ehemalige Abwehrmann von Bayern München, Bochum, Fürth und Gladbach zudem, "dass Mannschaften, die eine sehr große Belastung haben, ein Stück weit darunter leiden. Wir möchten das natürlich auch nicht hören, aber die Belastung ist einfach groß."

Zu viele Remis, große Vereine, Rose

"Wir haben uns aber deswegen nie beschwert und werden uns auch nicht beschweren", sagte Eberl allerdings auch noch deutlich und fügte in Bezug auf das jetzige 1:1 gegen Hertha an: "Wir haben etwas zu oft unentschieden gespielt, das lässt uns aktuell auf der Stelle treten. Das ist klar. Aber wir sind immer noch in Schlagdistanz." Außerdem sei offensichtlich, "dass wir inzwischen als Champions-League-Klub anders wahrgenommen werden".

Das gelte auch für Marco Rose, der laut des Sportdirektors "ein großartiger Trainer ist" und natürlich in Zunkunft Angebote "von großen Vereinen" erhalten könne. Doch für den Moment gelte: "Er ist derzeit beim richtigen Verein für ihn - und das soll auch noch lange so bleiben." Allgemein sei das nur ein weiteres Zeichen dafür, dass Gladbach als Klub in den letzten Jahren voll gewachsen sei: "Wir haben früher vielleicht Angst gehabt, dass uns Vereine wie Hannover Spieler und Trainer abwerben." Nun seien es größere Vereine.

Harter Lockdown: "Wirklich nicht schön"

Zum Abschluss des Gesprächs wurde der 47-Jährige auch noch auf den in Deutschland bevorstehenden harten Lockdown über Weihnachten und Neujahr angesprochen sowie darauf, ob wieder Diskussionen um einen Bundesliga-Fortbetrieb geführt werden könnten. Eberls Statement: "Erstmal heißt es für uns in der Gesellschaft, dass es wirklich nicht schön ist. Das heißt, dass wir diesen leichten Lockdown nicht ernst genug genommen haben. Die Politik hat uns die Chance dazu gegeben, wir haben sie aber nicht genutzt. Wir hoffen natürlich im Fußball - und wir wollen keine Sonderbehandlung und keine Extrawurst, weil wir spielen schon sehr isoliert in diesen leeren Stadien -, dass wir weiterspielen dürfen. Wir akzeptieren alles, was entschieden wird - doch ich glaube, dass wir im Fußball seit März sehr hart daran arbeiten, wirklich unserem Sport und auch anderen Sportarten die Hilfe zu geben, weiter Sport zu treiben, um den Menschen im Fernsehen zumindest ein bisschen Freude und Mitgefühl geben zu können. Mit Sicherheit wird es Menschen geben, die auf den Fußball zeigen. Doch ich hoffe sehr, dass am Ende eine objektive Entscheidung und keine emotionale getroffen wird."

mag

Bilder zur Partie Bor. Mönchengladbach - Hertha BSC