Bundesliga

VAR-Debatte: Drees' Replik auf Labbadias Kritik

VAR-Chef des DFB verteidigt Schiedsrichtergespann in Freiburg

Drees' Replik auf Labbadias Kritik

VAR-Gegner und VAR-Verfechter: Bruno Labbadia (li.) und Dr. Jochen Drees.

VAR-Gegner und VAR-Verfechter: Bruno Labbadia (li.) und Dr. Jochen Drees. imago images (2)

Der VAR mache "den Fußball kaputt" und "enteiere" die Schiedsrichter: Bruno Labbadia sparte nach der 1:2-Niederlage des VfB Stuttgart am Samstag beim SC Freiburg nicht mit Kritik am Gespann um Referee Sascha Stegemann und VAR Sören Storks. Beiden Gegentreffern war ein Foulelfmeter nach VAR-Eingriff vorausgegangen, nachdem Stegemann jeweils zunächst kein Vergehen geahndet hatte.

Dr. Jochen Drees, Leiter Video-Assistenten und Technologien der DFB Schiri GmbH, wies Labbadias Kritik am Sonntag zurück. "In beiden Fällen liegt ein Foulspiel des Abwehrspielers (Dan-Axel Zagadou, Anm. d. Red.) vor - im ersten Fall ein Fußtreffer mit offener Sohle, im zweiten Fall ein Beinstellen, mit dem der Verteidiger seinen Gegenspieler zu Fall bringt", erklärte Drees auf kicker-Nachfrage. "Der Ball wird dabei jeweils nicht gespielt, somit handelt es sich um klare und offensichtliche Fehleinschätzungen des Schiedsrichters. Die beiden On-Field-Reviews sind daher als korrekt zu bewerten."

Labbadia dagegen fand es "unmöglich, dass der Keller da eingreift". Seine Argumentation: Wenn Stegemann jeweils minutenlang brauche, um sich festzulegen, könne kaum eine klare und offensichtliche Fehlentscheidung vorgelegen haben. "Dann können wir einpacken", meinte der Coach, der in seiner zweiten VfB-Amtszeit auch nach fünf Bundesligaspielen noch sieglos ist. "Dann kann ich in jedem Spiel 20 bis 30 Szenen raussuchen, die ein Foul sind, wo ich pfeifen kann."

Veränderte Eingriffsschwelle beim VAR? Drees widerspricht

Doch gilt der Grundsatz, wonach der VAR nur bei krassen Fehlentscheidungen eingreifen dürfe, überhaupt noch? Oder wurde die Eingriffsschwelle im Winter angepasst analog zur Vorgabe bei der WM, den Schiedsrichtern im Zweifel via On-Field-Review eine "zweite Chance" zu ermöglichen? Drees stellt klar: "Nach wie vor ist die Grundlage einer VAR-Intervention das Vorliegen einer klaren und offensichtlichen Fehlentscheidung auf der Grundlage eines evidenten Bildes. Eine Änderung der bisher angewandten Eingriffsschwelle ist nicht erfolgt."

Drees räumt allerdings ein: "Die Impulse aus den internationalen Wettbewerben bei FIFA und UEFA finden aber natürlich Berücksichtigung, sodass bei komplexen Einzelfällen, die eine entsprechende unmittelbare und eindeutige Einordnung des Sachverhaltes durch das VAR-Team nicht sicher ermöglichen, der Schiedsrichter selbst eine Bewertung der jeweiligen Situation vornehmen soll."

Diese "Impulse" führen möglicherweise aber dazu, dass aktuell beispielsweise Labbadias Leipziger Kollege Marco Rose das Gefühl hat, der VAR werde in Deutschland "inflationär" gebraucht.

Carsten Schröter-Lorenz, jpe