Viele Male hatte Jürgen Klopp an Startaufstellungen herumgeschraubt. Nun brachte er bis auf eine zwanghafte Veränderung dieselbe Elf von Beginn an aufs Feld, die jüngst das 3:0 in Freiburg eingefahren und damit die Rote Laterne abgegeben hatte: Kapitän Hummels (Virusinfektion) wurde von Sokratis vertreten. Der Coach der Borussen hatte sich zudem im Vorfeld nochmals an das 0:2 im Hinspiel erinnert: "Wir haben einen Elfmeter verschossen, große Chancen vergeben und komische Gegentore kassiert. Es gibt noch etwas gutzumachen."
Der Mainzer Trainer Kasper Hjulmand rotierte dagegen glatt viermal: Kapino stand für den gesperrten Karius, der bei der 0:2-Heimniederlage gegen Hertha BSC Berlin wegen einer Notbremse an Stocker die Rote Karte gesehen hatte, im Tor. Ferner begannen BVB-Leihspieler Hofmann, Soto und Bungert für de Blasis, Clemens und Jara.
Soto traut sich was
Die Mainzer bejubeln die ganz frühe Führung durch Elkin Soto (3.v.r.). Getty Images
"Wir haben keine prickelnde Situation bei Mainz", hatte Hofmann vor dem Duell bei seinem eigentlichen Arbeitgeber Dortmund gesagt und damit daran erinnert, dass an diesem Freitagabend ein Abstiegsduell zweier durchaus bedrohter Klubs anstand. Dieses begann allerdings mit viel Offensivdrang - und außerdem direkt mit einem Tor: Baumgartlinger schlug einen weiten Ball, der über einige Umwege im Strafraum landete. Dort agierte Subotic zunächst kläglich mit einer schwachen Grätsche gegen Okazaki, doch Weidenfeller war zur Stelle und boxte das Leder raus. Soto kam nun in der Nähe der linken Strafraumecke heran und feuerte mutig mit links und bugsierte das Leder sehenswert ins Tor, Schmelzer warf sich vergebens hinterher (1.). Das dauerte gerade einmal 52 Sekunden.
Überragender Kapino
Scheiterte mit seinen Kollegen mehrmals an Torhüter Stefanos Kapino und der Abwehr und Kapitän Niko Bungert (rechts): Pierre-Emerick Aubameyang. Getty Images
Ein neuerlicher Tiefschlag für das Selbstvertrauen der Borussen? Mitnichten! Die Westfalen wirbelten nun groß auf, drängten furios auf den schnellen Ausgleich: Nach einer Ecke von rechts kam Reus im Anschluss an eine vertane Klärungsaktion im Fünfmeterraum frei zum Abschluss, nagelte den Ball an den rechten oberen Pfosten. Im Nachsetzen hämmerte Kagawa drauf, scheiterte an einer reflexartigen Parade von Kapino (3.). Der Karius-Vertreter war es auch, der in der Folgezeit der Partie seinen Stempel aufdrückte: Nach feinem Reus-Zuspiel war Aubameyang frei durch, scheiterte mit dem Außenrist an einer starken Parade (8.). Und auch Sahin (9.), Piszczek (13.) sowie mehrfach Reus (24., 39. und 42.) konnten ein Lied vom Schlussmann der Gäste singen.
Weil sich zwischenzeitlich auch die vier "Bs" der Nullfünfer - Brosinski, Bell, Bungert und Bengtsson - fingen und mit fortschreitender Zeit immer mehr Sicherheit gewannen, waren Chancen mehr und mehr Mangelware. Lediglich Aubameyang war einmal beinahe durch, konnte allerdings von Bengtsson noch stark abgedrängt werden (31.). Torhüter Weidenfeller bekam übrigens nach dem Gegentor in Minute eins nichts mehr zu tun, wenngleich die Rheinhessen einige Nadelstiche bis in Strafraumnähe setzten.
Der 21. Spieltag
Doppelschlag des BVB
Zur Erinnerung: Dortmund war bis dato in der laufenden Saison siebenmal zur Pause zurückgelegen. Aus diesen Spielen hatte der BVB exakt Null Punkte geholt. Nun hatten die Westfalen noch 45 Minuten Zeit, um diese Negativstatistik endlich zu kitten. Nach fünf Minuten war Schritt eins in diese Richtung getan: Nach einer Schmelzer-Ecke stieg Subotic gegen Bengtsson leicht aufstützend hoch und nickte ins linke Ecke ein - das 1:1 (50.). Noch einmal fünf Minuten später tanzte der Signal-Iduna-Park: Sokratis baute über die Mitte auf, passte steil nach vorne für Kampl. Der Offensivgeist drehte sich flugs um und steckte perfekt durch für Reus. Der eilte auf Kapino zu, huschte an diesem vorbei und schloss souverän zum 2:1 ab. Sein erstes Tor nach seiner Unterschrift unter den Vertrag bis 2019, das er mit einem Fingerzeig an die Fans feierte (55.) - und sein erstes Heimtor in der laufenden Spielzeit sowie sein 50. Pflichtspieltor für die Borussen.
Malli meldet Mainz zurück
Lugte vor allem aufgrund seines Tores und seiner Meistervorlage hervor: Marco Reus (oben). Getty Images
Die Freude über die 2:1-Führung währte nicht lange, da sich plötzlich der FSV zurückmeldete: Sokratis wagte sich weit aus der Innenverteidigung, setzte eine Grätsche gegen Okazaki. Doch die Gäste blieben dran und spielten über Soto rechts vor dem Strafraum Malli frei, der mit seiner ersten echten Offensivaktion das Leder an Weidenfeller vorbei ins Netz einschob - 2:2 (57.). In der Folge begegneten sich beide Teams wieder vermehrt im Mittelfeld, generierten eher Halbchancen und begingen viele Fouls. Dortmund aber war die tonangebende Mannschaft, verbuchte mehr Torschüsse und Strafraumvorstöße.
Ein echtes Sahnestück von Reus
Einige Zeit verging, ehe das Publikum staunen durfte - und wie: Reus spielte wahrhaftig einen Weltklassepass. Mit dem Außenristpass von der linken Seite hebelte der Nationalspieler die gesamte Defensive der Gäste aus und setzte Aubameyang frei vor Kapino in Szene. Der nahm an, blieb cool und drückte das Leder leicht mit der rechten Fußspitze ins rechte untere Eck (71.). Der Bann war nun gebrochen - und wenig später die Entscheidung gefallen: Aubameyang schoss einen Freistoß mit rechts auf die linke obere Ecke. Der insgesamt starke Kapino parierte etwas unglücklich schnurstracks nach vorne. Sahin kam somit heran und schloss flugs mit links ab und fand gegen drei Mainzer die Lücke zum 4:2 (78.). Bei diesem Ergebnis blieb es, der BVB gewann im achten Anlauf nach Pausenrückstand das erste Spiel in dieser Saison und feierte den zweiten Befreiungsschlag in Folge.
Dortmund ist am nächsten Spieltag erneut am Freitag (20.30 Uhr) gefordert, dieses Mal beim VfB Stuttgart. Die Mainzer empfangen einen Tag später (15.30 Uhr) die Eintracht aus Frankfurt.