Motorsport

Stella Terra: Studenten entwickeln Solarauto fürs Gelände

Solarauto Stella Terra

Dieses Studenten-Auto fährt mit Sonnen-Power durchs Gelände

Experimentalfahrzeug Stella Terra: 630 Kilometer Reichweite an sonnigen Tagen.

Experimentalfahrzeug Stella Terra: 630 Kilometer Reichweite an sonnigen Tagen. TU/e

Ein Auto, das es mit der Kraft der Sonne weit bringt - diese Idee hat schon per se viel Charme. Umso mehr aber, wenn abgelegene Regionen unter die Räder genommen werden sollen, in denen die nächste Tankstelle weit weg liegt und eine Ladestation überhaupt nicht greifbar ist.

Für solche Einsätze haben die Studenten des Solar-Teams der Technischen Universität Eindhoven (TU/e) den Stella Terra entwickelt - ein Elektroauto, das über Sonnenkollektoren auf dem Dach genügend Energie einsammelt, um im Idealfall - sprich an sehr sonnigen Tagen - eine Distanz von 630 Kilometern zurücklegen zu können.

Geschaffen für raues Terrain

Wie ein klassischer Geländewagen sieht das viertürige Gefährt mit der Stummelfront und der keilförmig abgeschrägten Dachlinie nicht aus. Dennoch sei die robuste Konstruktion dazu ausgelegt, auch auf "rauem Terrain" bestehen zu können, wie es heißt.

Stella Terra

Sonnenfänger: Stella Terra mit ausgeklappten Solarpanels. TU/e

Über die technischen Daten lässt das Studententeam noch nicht viel verlauten. Unklar bleibt etwa, ob der Stella Terra über Allradantrieb verfügt, wie es um die PS-Leistung und die Batteriekapazität bestellt ist und ob ergänzend zu den Solarpanels auch eine Lademöglichkeit mit Kabel besteht. Was man weiß ist, dass das Solarauto nur 1200 Kilogramm wiegt, eine Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h vorlegt und eine Straßenzulassung besitzt.

"Der Stella Terra muss die harten Bedingungen des Offroad-Betriebs aushalten und dabei effizient und leicht genug sein, um von der Sonne angetrieben zu werden", sagt Teammanager Wisse Bos. Deshalb habe das Team fast alles selbst konzipiert, von der Fahrzeugaufhängung über die Leistungselektronik bis hin zu den Solarpanels.

Auf dem Weg in die Sahara

Nach ersten Testfahrten in Holland soll der Stella Terra im Oktober härtere Bewährungsproben in Marokko bestehen und knapp tausend Kilometer zurücklegen, bis schließlich die Sahara erreicht ist - ohne einen Ladestopp.

Stella Terra

Noch zuhause: Nach ersten Testfahrten in den Niederlanden soll es im Oktober gen Marokko und Sahara gehen. TU/e

Der Stella Terra ist nicht das erste solarbetriebene Experimentalfahrzeug des Eindhovener Studententeams. Zuletzt, vor zwei Jahren, hat es beispielsweise das energieautarke Wohnmobil Stella Vita vorgestellt. Und vier Mal in Folge ist es den Niederländern gelungen, die World Solar Challenge in Australien in der Klasse der Familienautos (Cruiser Class) zu gewinnen.

Serienmodell vom Spin-off

Ein Spin-off der Eindhovener ist das 2016 gegründete Start-up Lightyear, dessen 250.000 Euro (plus Steuern) teures Solarauto Lightyear 0 Anfang Dezember 2022 sogar beim finnischen Auftragsfertiger Valmet Automotive in die Serienproduktion ging. Schon im Januar 2023 kam jedoch der Produktionsstopp, das Unternehmen war in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Nun fokussiert man sich auf das deutlich günstigere Modell Lightyear 2, das schon ab rund 40.000 Euro zu haben sein soll. Erste Auslieferungen sind für 2025 geplant, Reservierungen werden bereits entgegengenommen.

Besondere Herausforderung

Allein mit der Kraft der Sonne zu fahren ist noch eine besondere Herausforderung. Sowohl beim Lightyear 0 als auch beim Lightyear 2 gab - beziehungsweise gibt - es die Möglichkeit, die Batterie auch an einer Ladestation aufzuladen, der Solarstrom von der Karosserie ist also nur ein Zubrot. Ähnlich verhielt es sich beim glücklosen Elektro-Minivan Sion des Münchner Start-ups Sono Motors, der nie in Serie gegangen ist.

Lightyear 2

Lightyear 2: Soll 2025 auf den Markt kommen. Lightyear

Bei Serienautos werden Solarpanels, die Fahrstrom erzeugen, noch kaum eingesetzt. Die Sache ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits lassen sich die "sonnigen" Kilometer - wie erwähnt - nur unter optimalen Bedingungen realisieren, also an sonnenreichen, langen Sommertagen. Das Auto dann in der Garage, unterm Carport oder an einem anderen schattigen Ort abzustellen, wäre kontraproduktiv. Andererseits: Ist das Fahrzeug der prallen Sonne ausgesetzt, muss ein Teil der zugeführten Energie wieder für die Klimatisierung aufgewendet werden.

Toyota-Modelle mit Solardach

Toyota stattet beispielsweise den neuen Prius mit einem Solardach aus, das aber auch unter idealen Bedingungen nur bis zu neun Kilometer Extra-Reichweite pro Tag generieren kann; beim Toyota bZ4X ist von 1800 Kilometern pro Jahr die Rede. Das 1500 Euro teure Solardach für den Hyundai Ioniq 5, das nach Herstellerangaben Potenzial für 1500 Kilometer bietet, ist in der aktuellen Preisliste hingegen gar nicht mehr zu finden.

Ulla Ellmer