2. Bundesliga

Die St.-Pauli-Krise begann bereits vor Weihnachten

Es fehlen Stabilität, Leichtigkeit und die Form bei Eckpfeilern

Die St.-Pauli-Krise begann bereits vor Weihnachten

Enttäuschung bei St. Pauli: Lukas Daschner und Guido Burgstaller.

Enttäuschung bei St. Pauli: Lukas Daschner und Guido Burgstaller. imago images/MIS

Und beim 0:3 gegen Hannover präsentierte sich der Herbstmeister auch als solcher. Der Sturz aus den Aufstiegsrängen ist keine Verkettung unglücklicher Umstände, sondern die Folge einer Entwicklung, die bereits unmittelbar vor Weihnachten eingesetzt hat.

Burgstaller: "Der Kopf hat nicht mehr mitgespielt"

Das 0:3 zum Jahreskehraus in Kiel hatten die Verantwortlichen zumindest nach außen hin noch als Ausrutscher verbuchen wollen, tatsächlich war es bereits ein Vorbote. Die Elf von Timo Schultz hatte an der Förde gewohnt angriffslustig begonnen, nach dem ersten Rückschlag durch ein Gegentor aber jegliche Stabilität und Ordnung verloren. Ein Muster, dass sich seitdem stets wiederholt. Und nichtmal durch Erfolgserlebnisse durchbrochen werden kann. Beim 3:2 in Regensburg, dem einzigen Sieg während der zurückliegenden sieben Partien, hatte am vergangenen Wochenende trotz einer souverän herausgespielten 2:0-Führung ein Gegentor direkt wieder den Effekt eines Wirkungstreffers und schon da den Eindruck erweckt, der so ersehnte Dreier könnte nicht der erhoffte Befreiungsschlag sein. Am Sonntag folgte die bittere Bestätigung. "Uns hat nach dem Gegentor die Leichtigkeit gefehlt", sagt Guido Burgstaller, "der Kopf hat nicht mehr mitgespielt." Nicht gegen Hannover. Aber auch schon zuvor nicht.

Podcast
Podcast
kicker-Wochenendrückblick vom 25.09.2023
04:46 Minuten
alle Folgen

Gebetsmühlenartig hatte der Trainer während der Winterpause betont, St. Pauli habe auch als Spitzenreiter nichts zu verlieren - das Gegenteil strahlen seine Spieler aus, wirken gehemmt durch die veränderte Erwartungshaltung und ohne jene Leichtigkeit, die zum Merkmal des beherzten Sturmlaufs durch die Hinserie geworden war. Ein weiteres elementares Problem ist die fehlende Kompaktheit. Schon im Trainingslager in Benidorm hatte Schultz die Rückkehr zur Stabilität ausgerufen - seitdem wird seine Gruppe von Woche zu Woche instabiler.

"Es ist ein Mannschaftsproblem", sagt der 44-Jährige und zählt die aus seiner Sicht entscheidenden Ursachen auf: "Wir müssen die Ballverluste minimieren und besser absichern. Hinsichtlich der Positionierung bei Ballverlust waren wir in der Hinrunde schon weiter." Doch es sind auch Einzelne, die aktuell weit hinter ihrer Vorjahresform sind: Das fängt im Tor an, wo Nikola Vasilj beim zweiten Gegentreffer gegen Hannover zum wiederholten Mal in diesem Jahr schlecht aussah, setzt sich in der Innenverteidigung und vor der Abwehr fort, wo Aufsteiger Jakov Medic und Abräumer Eric Smith eklatante Schwierigkeiten offenbaren, die starken Eindrücke aus dem Jahr 2021 zu bestätigen. Und es hört auf bei Torjäger Burgstaller, der in den zurückliegenden sieben Partien nur noch zwei Mal traf, gegen 96 zudem vom Elfmeterpunkt aus scheiterte.

Die erhofften Comebacks werden allein nicht die Problemlöser sein

Schultz ist keinesfalls anzukreiden, dass er die Probleme nicht rechtzeitig als solche ausgemacht hat. Allein, er vermag sie derzeit nicht zu beseitigen. "Wir lassen momentan definitiv zu viele Großchancen zu, das müssen wir schleunigst verbessern", deutet er an, dass St. Pauli Grundsätzliches verloren gegangen ist. Die erhofften Comebacks der zuletzt fehlenden Philipp Ziereis, James Lawrence, Etienne Amenyido und Maximilan Dittgen allein werden nicht die Problemlöser sein.

Sebastian Wolff

Schalker Quartett und Ausreißer Börner: Die kicker-Elf des 23. Spieltags