Bundesliga

DFL denkt an nationales Financial Fairplay

Auch Multiklubnetzwerke sind am Montag Thema

DFL denkt an nationales Financial Fairplay

Die DFL macht sich Gedanken über ein nationales Financial Fairplay.

Die DFL macht sich Gedanken über ein nationales Financial Fairplay. imago images/Ralph Peters

Denn augenscheinlich machen sich die neuen Führungskräfte der DFL, die am 1. Juli zu Geschäftsführern berufenen Dr. Marc Lenz und Dr. Steffen Merkel, Gedanken über ein nationales Financial Fairplay (FFP). Das geht aus der Sitzungsunterlage zur DFL-Mitgliederversammlung an diesem Montag hervor, die dem kicker vorliegt. Im Bericht der Geschäftsführung ist dabei als eine anvisierte Maßnahme zur Sicherung der finanziellen Stabilität ausgewiesen: "Prüfung zusätzlicher Regularien, u.a. zur Regulierung von Kosten und Eigentümer-Zuwendungen (Nationales FFP)."

Hintergrund dieser Idee dürften zwei Entwicklungen sein. Zum einen die finanziellen Probleme bei einigen Klubs, massiv verschärft durch die Corona-Pandemie, zu nennen wären unter anderem die Zweitligisten Hertha BSC, FC Schalke 04 und 1.FC Nürnberg. Zum anderen eben die durch Investorenzuschüsse gestiegenen Personal- und Transferkosten. Der Einstieg von Geldgebern hat ja nicht nur für den betroffenen Klub Folgen, sondern auch für das gesamte Geschäftsumfeld. Zahlt ein Verein plötzlich über Gebühr - siehe das Beispiel Hertha BSC nach dem Windhorst-Einstieg 2019 - entsteht ligaweit Druck auf die Gehälter, weil umworbene Profis mit einem Angebot eines neureichen Wettbewerbers ihren aktuellen Arbeitgeber unter Druck setzen können. Das berühmte Rattenrennen also, das auch durch die Millionen aus der Premier League befeuert wird.

Um derartige Auswüchse zumindest im Zaum zu halten, wurde auf UEFA-Ebene 2015 ein Financial Fairplay eingeführt, allerdings mit überschaubarem Erfolg. Die im vergangenen Jahr in Kraft getretenen Financial-Sustainability-Regularien, an denen für die DFL Lenz entscheidend mitwirkte, sind ähnlich der Idee aus der DFL-Vorlage angelegt. Sie erlauben Kaderkosten nur in Höhe von bis zu 70 Prozent der durch das Fußballgeschäft erwirtschaftete Einnahmen; Ausgleichszahlungen von schwerreichen Klubbesitzern sind "nur" im Umfang von maximal 30 Millionen Euro pro Saison möglich.

Deutsche Player mittlerweile in internationalen Strukturen unterwegs

Zudem sieht die Liga eine "Prüfung des Umgangs mit Mehrfachbeteiligungen (nat./intl.)" vor. Der nationale Kontext könnte mit dem bevorstehenden Porsche-Einstieg beim VfB Stuttgart zusammenhängen, weil dann im Falle eines Aufstiegs des FC Ingolstadt in die 2.Liga plötzlich vier DFL-Klubs - der FC Bayern, der VfL Wolfsburg, der VfB und die Schanzer - einen Anteilseigner hätten, der im Endeffekt der Holding hinter dem Volkswagen-Konzern zuzurechnen wäre. Formal ein Verstoß gegen die DFL-Satzung.

International betrachtet hatten zuletzt mehrere Klubfunktionäre das teils wilde Dazukaufen von Vereinen in verschiedenen Ligen durch Investoren als Gefahr für das Geschäftsmodell der Bundesliga, die viel Geld durch die Veredelung von Talenten für die finanziell enteilte Premier League generiert, benannt. Doch auch deutsche Player sind mittlerweile in internationalen Strukturen unterwegs. Neben dem Red-Bull-Konzern, als dessen wichtigstes Fußball-Asset gemeinhin RB Leipzig gilt, wäre da noch Dietmar Hopp zu nennen. Der Haupteigner der TSG Hoffenheim hält über eine Firma die Mehrheit am portugiesischen Zweitligisten Academico de Viseu und am brasilianischen Klub Barra FC. Zudem ist der beim FC Augsburg involvierte David Blitzer an weiteren Klubs beteiligt (Crystal Palace, SK Beveren), genau wie Hertha-Investor 777 Partners (CFC Genua, Standard Lüttich, FC Sevilla, Vasco da Gama, FC Red Star, Melbourne Victory).

Auch der FC Bayern schloss jüngst ein Joint Venture mit dem Los Angeles Football Club, der wiederum mit Wacker Innsbruck kooperiert. Wobei in diesen Fällen von einer Partnerschaft, nicht von einer Klubübernahme, die Rede ist. Zudem sehen sich die Münchner in Uruguay nach einem südamerikanischen Kooperationspartner um.

Benni Hofmann

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