Bundesliga

Der VfB-Coup und die Folgen für den FC Ingolstadt

DFL-Beschränkung aus 2015 könnte greifen

Der VfB-Coup und die Folgen für den FC Ingolstadt

Die Volkswagen AG mischt über Porsche jetzt auch beim VfB mit.

Die Volkswagen AG mischt über Porsche jetzt auch beim VfB mit. IMAGO/Jan Huebner

Bis Ende Juli, so hatte es Alexander Wehrle, der Vorstandsvorsitzende der VfB Stuttgart AG am Dienstagnachmittag formuliert, soll die Tinte trocken sein. Dann ist der Einstieg der Porsche AG beim Bundesligisten sicher. Fünf Prozent soll der Autobauer in einer ersten Tranche übernehmen, im zweiten Schritt noch mehr. Mit dem Deal sind die Zuffenhausener der zweite Fahrzeughersteller nach der Mercedes-Benz-Gruppe, der Anteile am VfB hält. Für einen anderen Klub könnte der Stuttgarter Coup mit Porsche aber womöglich Folgen haben: den FC Ingolstadt.

Das liegt an einem im März 2015 verabschiedeten Beschluss der Mitliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga DFL, also den 36 Klubs der Bundesliga und 2. Liga. Damals machten sich DFL-Geschäftsführung und die 36 Vereine Gedanken zur Wettbewerbsintegrität und wollten die potenzielle Einflussnahme von Investoren auf den Sport einschränken, um womöglich heiklen Konstellationen im Rennen um die Meisterschaft, Europa oder den Klassenerhalt vorzubeugen. Seit diesem Zeitpunkt darf laut §8.6. der DFL-Satzung "niemand unmittelbar oder mittelbar mit Kapital oder Stimmrechten an mehr als drei Kapitalgesellschaften der Lizenzligen beteiligt sein".

Dass man die Mehrfachbeteiligung bei drei Klubs erlaubte, hatte konkrete Gründe. Denn an der FC Bayern AG hält seit 2010 mit der Audi AG eine Tochter der Volkswagen-AG Anteile (8,33 Prozent). VW wiederum besitzt über die Volkswagen Group Services GmbH die VfL Wolfsburg Fußball GmbH zu 100 Prozent. Damals, im Frühjahr 2015, befand sich neben dem VfL und dem FCB auch der FC Ingolstadt als Zweitligist im Kreise der DFL-Klubs. Und 19,9 Prozent der FC Ingolstadt Fußball GmbH gehören der Audi Sport GmbH, einer 100-prozentigen Tochter der Audi AG. Ein Gesamtkonzern, VW, drei Klubs also.

Eine Holding, vier Klubs - das würde gegen die DFL-Statuten verstoßen

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Wäre der FCI noch in der Bundesliga oder der 2. Liga, wäre die Tür für Porsche beim VfB zumindest auf den ersten Blick zu gewesen wegen der im März 2015 gefassten Beschränkung auf drei Klubs. Denn auch die Porsche AG gehört zum Volkswagen-Konzern, der wiederum von der Porsche Holding SE dominiert wird, die den Industriellen-Familien Porsche und Piëch gehört. Der Börsengang der Porsche AG Ende September 2022 ändert nichts an den Verhältnissen, weil hier lediglich Vorzugsaktien ohne Stimmrecht ausgegeben wurden. Eine Einschätzung, die der renommierte Gesellschaftsrechtler Prof. Dr. Lars Leuschner von der Universität Osnabrück bestätigt. Eine Holding, vier Klubs - das würde gegen die DFL-Statuten verstoßen. Ingolstadt aber ist aktuell Drittligist, insofern kann Porsche problemlos beim VfB einsteigen.

Was passiert wenn Ingolstadt aufsteigt? 

Allerdings stellt sich die Frage: Was passiert im Falle eines FCI-Aufstiegs in die 2. Liga und damit einer Rückkehr in den Kreis der 36 DFL-Klubs? Auch wenn die "Schanzer" die vergangene Drittliga-Saison als Tabellenelfter abschlossen, ist das kein utopisches Szenario, von 2015 bis 2017 wurde im hiesigen Audi-Sportpark ja sogar Erstligafußball gespielt. Die DFL erklärt auf Anfrage, dass sich zu gegebener Zeit die zuständigen Gremien im Lizenzierungsverfahren mit dieser Frage befassen müssen. Die Sache könnte also noch spannend werden. Zwar enthält die Liga-Satzung mit Blick auf die Beschränkung einen Bestandsschutz für vor dem 4. März 2015 geschlossene Beteiligung. Ob der allerdings so zu lesen ist, dass der VW-Konzern von jenem Tage an trotz bereits dreier bestehender Beteiligungen "bei null" anfängt, ist umstritten und wäre mit Blick auf die Intention des damaligen Beschlusses, also die Wettbewerbsintegrität, geradezu widersinnig.

Porsche kann maximal 9,99 Prozent der Anteile erwerben

Auch für den VfB und Porsche hält die 2015 geschlossene Einschränkung ein Limit parat: "Niemand darf unmittelbar oder mittelbar mit einer Beteiligung von 10 Prozent oder mehr der Stimmrechte oder des Kapitals an mehr als einer Kapitalgesellschaft der Lizenzligen beteiligt sein." Porsche kann also maximal 9,99 Prozent der Anteile erwerben, weil der VfL Wolfsburg ja zu 100 Prozent dem VW-Konzern zuzurechnen ist. Das allerdings stellt kein wirkliches Problem für die Schwaben dar. Zwar will man aus politischen Gründen eine gleichrangige Beteiligung der beiden Autobauer Porsche und Mercedes (aktuell 11,61 Prozent). Durch den Porsche-Einstieg aber folgt eine Kapitalerhöhung, sodass die Anteile "verwässert" werden. Porsche kauft zunächst 5 Prozent, später folgt eine zweite Tranche, so dass die Anteile der beiden Autobauer am Ende je nach Ausgestaltung jeweils unter 10 Prozent liegen dürften. Ähnliches war bereits beim Einstieg der Jako AG (1,16 Prozent) in Stuttgart zu beobachten. Der ursprüngliche Anteil von Mercedes "schrumpfte" von 11,75 auf 11,61 Prozent.

Was aber hätten Wehrle, VfB-Marketingvorstand Rouven Kasper und Aufsichtsratschef Claus Vogt getan, wäre der FC Ingolstadt in diesem Sommer aufgestiegen? Formal wäre dann ja das Maximum der drei "VW-Klubs" ausgereizt gewesen. Nach kicker-Informationen hatte man mit Porsche ein Alternativmodell bestehend aus Genussrechten mit Eigenkapitalcharakter besprochen. Womöglich eine Option, die in Ingolstadt im Falle eines Aufstiegs interessant werden könnte.

Benni Hofmann

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