Bundesliga

Fragen und Antworten zum VfB-Deal mit Porsche

Was Stuttgart mit den Millionen plant

Eigenkapital statt Europa: Fragen und Antworten zum VfB-Deal mit Porsche

Strahlende Gesichter: Alexander Wehrle, Britta Seeger, Lutz Meschke, Dr. Ralf Hofmann und Claus Vogt (v.li.) am Dienstag in Stuttgart.

Strahlende Gesichter: Alexander Wehrle, Britta Seeger, Lutz Meschke, Dr. Ralf Hofmann und Claus Vogt (v.li.) am Dienstag in Stuttgart. IMAGO/Sportfoto Rudel

Mit geradezu stolzgeschwellter Brust präsentierten VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle und der Aufsichtsratsvorsitzende Claus Vogt einen "historischen Deal", wie es die beiden Stuttgarter Macher ausdrückten. Neben Anker-Investor Mercedes-Benz steigt mit Porsche ein weiterer Autobauer ein beim Bundesligisten. Zudem sichert sich das Ludwigsburger Beratungsunternehmen MHP, eine Porsche-Tochter, die Namensrechte am Stadion für zehn Jahre - weil Mercedes diese dem VfB "zurückschenkt". Entsprechend war neben dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Porsche AG, Lutz Meschke, und Dr. Ralf Hofmann, dem Vorsitzenden der MHP-Geschäftsführung, auch Britta Seeger, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz-Gruppe, mit von der Partie, als das "Württemberger Weltmarken-Bündnis" präsentiert wurde. Fragen und Antworten zu dem Deal.

Um welche Sponsoringleistungen geht es konkret?

Am stärksten wird ins Auge fallen, dass der VfB künftig nicht mehr in der Mercedes-Benz-, sondern in der MHP-Arena kicken wird. Wie viel die Ludwigsburger pro Jahr bezahlen, ist bis dato unklar. Mercedes "schenkte" dem VfB die Rechte zurück, die sich der Autobauer einst für 30 Jahre gesichert hatte für 20 Millionen Euro. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass diese laufzeitbezogenen knapp 0,7 Millionen Euro pro Saison eine enorm niedrige Summe darstellen, weil die damaligen VfB-Oberen den Deal in einer Phase schlossen, in der sie dringend Geld benötigten. Mercedes bleibt Exklusiv- und Mobilitätspartner sowie Ankerinvestor. Mit der Porsche AG soll der VfB einen weiteren Anteilseigner erhalten - noch ist das Vertragspaket jedoch nicht in trockenen Tüchern, bis Ende Juli allerdings sollen die Papiere unterzeichnet sein, führte Wehrle aus. Zudem steigt Porsche als Sponsor für das Nachwuchsleistungszentrum ein.

Kann der Deal noch scheitern?

Theoretisch ja, sonst wäre auch die dazugehörige Pressemitteilung nicht im Konjunktiv formuliert, zumal auch Meschke "nur" von einem "fortgeschrittenen Austausch einer Beteiligung der Porsche AG an der VfB Stuttgart AG" sprach. In der Praxis allerdings sollte dem Einstieg der Volkswagen-Tochter nichts mehr im Wege stehen, zumal Mercedes-Benz ganz augenscheinlich seinen Segen gegeben hat. In Sachen Zusammenspiel der beiden Konkurrenten gab es auch schon andere Zeiten in der baden-württembergischen Landeshauptstadt.

2010 etwa soll Porsche bereit gewesen sein, als Nachfolger des Energieriesen EnBW für acht bis zehn Millionen Euro per annum aufs VfB-Trikot zu gehen - eine gerade für damalige Verhältnisse gewaltige Summe. Der Deal allerdings soll an der kritischen Haltung der Mercedes-Benz-AG gescheitert sein, die damals von Vertriebschef Joachim Schmidt im Aufsichtsrat des Bundesligisten vertreten worden war. Kurzfristig sprang damals der Milchproduktehersteller Gazi ein. Porsche beendete sein damaliges Sponsoring beim VfB 2020 - und soll nun also in großem Maße wieder einsteigen. Letztlich geht es lediglich noch um formaljuristische Details, ein Scheitern des Bündnisses mit dem Autobauer, der am morgigen Mittwoch Hauptversammlung hat, gilt als quasi ausgeschlossen.

Wie viel Geld kommt zum VfB?

Um das zu bewerten, muss man die Geschäfte voneinander getrennt sehen. Wehrle sprach von einem Paket in Höhe von "mehr als 100 Millionen Euro". Beim Stadion-Namen dürften sich die Einnahmen deutlich erhöhen, branchenüblich wären für einen Klub wie den VfB in etwa 3,5 bis 4,5 Millionen Euro pro Saison. Die gleiche Summe, die damals Mercedes-Benz für seine 11,75 Prozent an der VfB AG bezahlt hat, soll es nun auch bei Porsche sein für einen gleich großen Anteil - also gut 40 Millionen Euro. Mit Jako (1,16 Prozent) gibt es einen weiteren Anteilseigner. Mit den weiteren Paketen, etwa dem NLZ-Sponsoring durch Porsche, entspricht das Gesamtinvest dann dem von Wehrle skizzierten Betrag. Da Vermarkter Sportfive nicht involviert war, fällt auch keine abzuziehende Provision an.

Wie viel Geld wird in den Kader fließen?

Zunächst kein Cent. "Wir werden weiterhin konsolidieren und das Eigenkapital stärken müssen", hatte Wehrle erläutert. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 verfügte der VfB über 11,2 Millionen Euro an Eigenkapital, drei Jahre zuvor waren es noch 46,1 Millionen Euro. Zudem will der 48-Jährige in die Wachstumsfelder Digitalisierung und Internationalisierung sowie die nicht gerade hochmoderne Infrastruktur investieren. Nach einem Umsatzverlust von mehr als 90 Millionen Euro aufgrund der Corona-Pandemie und einem teuren Stadionumbau bleibt also nicht allzu viel, was in Beine gesteckt werden kann, wobei Wehrle auch "die sportliche Wettbewerbsfähigkeit stärken" will.

Was meinen Sie?

Wie das funktioniert? Nun, durch die Porsche-Millionen - geplant ist eine Übernahme in zwei Schritten, folglich fließen zwei Tranchen - würde sich das Eigenkapital erhöhen und somit ein Minus in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgleichen lassen. Das heißt eher nicht, dass Sportdirektor Fabian Wohlgemuth das Geld in neue Stars investieren kann, vielmehr ermöglich es Handlungsspielraum bei Angeboten für VfB-Profis, die den nächsten Schritt machen könnten wie Konstantinos Mavropanos oder Borna Sosa. Ein Angriff auf die Top-Sechs - wie er damals nach dem Einstieg von Mercedes anno 2017 unter Wolfgang Dietrich vollmundig verkündet wurde - ist also keineswegs drin. Es geht um Stabilität, also Eigenkapital, nicht um eine Attacke auf Europa.

Wer geht auf Trikot und Ärmel?

Da auch die Vereinbarungen mit den Mercedes-Töchtern Mercedes-Benz-Bank (Trikot) und Mercedes EQ (Ärmel) auslaufen, stellt sich die Frage, wie das Dress mit dem roten Brustring in der neuen Saison aussehen wird. "Wir sind in guten Gesprächen. Es muss ein Partner sein, der zu unserer Strategie und zu unserem Wertepaket passt", so Wehrle am Dienstag. Etwa elf Millionen Euro nahm der VfB für diese beiden Rechte ein.

Benni Hofmann

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