Bundesliga

Des Müllers neu entfachte Lust auf die Null

Heidenheim geht gegen Union erstmals mit makelloser Weste vom Platz

Des Müllers neu entfachte Lust auf die Null

Blieb in der Bundesliga erstmals ohne Gegentor: Kevin Müller.

Blieb in der Bundesliga erstmals ohne Gegentor: Kevin Müller. IMAGO/foto2press

Das 1:0 über Union war gerade mal zehn Minuten alt, als FCH-Torhüter Kevin Müller den zweiten Sieg in der Bundesliga mit Blick auf die hintere Null breit grinsend wie folgt kommentierte: "Es wurde auch höchste Zeit." Klar, wer als Torhüter erstens gewinnt, zweitens dabei nicht hinter sich greifen muss und drittens dazu einen nicht gerade geringen Anteil beiträgt, hat selbstredend gut Lachen. Vor allem, wenn man wie der 32-Jährige so sehr an die Null gewöhnt ist, in der vergangenen Saison war er in der 2. Liga schließlich noch "Mister Weiße Weste", stolze 15-mal ging er da ohne Gegentor vom Platz.

Überhaupt ist die Null hinten in den vergangenen Jahren zu einem Markenzeichen des FCH geworden. Nicht zufällig, sondern ein über die Jahre hart erarbeitetes, denn Frank Schmidt und sein Stab fordern das leidenschaftliche Verteidigen des eigenen Tors vehement wie beharrlich in jeder Einheit ein. "Das gehört zu unserer DNA", betont dann auch Schmidt.

2,6 Gegentore pro Spiel waren zu viel, vor allem für uns.

Kevin Müller

Wie sehr das Sichern des eigenen Tors beim Klub an der Brenz in Fleisch und Blut übergegangen ist, drückt sich auch darin aus, dass das Verhindern eines Tors im allerletzten Moment so gefeiert wird wie ein eigener Treffer.

So gesehen verliefen die bisherigen Bundesliga-Tage ein Stück weit ungewöhnlich. "2,6 Gegentore pro Spiel waren zu viel, vor allem für uns", meinte Müller, der in der vergangenen Saison nur einmal eine gegentorreiche Phase zu durchlaufen hatte - und zwar kurz vor der Winterpause, als auf ein 4:3 in Sandhausen ein 5:4 über Jahn gefolgt war. Obwohl siegreich, waren diese beiden Partien dann in der Wintervorbereitung Anlass, die eigentlich ohnehin vorhandenen Sinne für das Spiel gegen den Ball noch mal zu schärfen.

Müller unterlief beim Bundesliga-Debüt ein Fehler

Doch zurück ins Heute und zur für die FCH zuvor so untypischen hohe Zahl an Gegentoren. Eine Anzahl, an der Müller weitgehend "unschuldig" ist. Am ersten Spieltag unterlief ihm bei seinem Bundesliga-Debüt beim 0:2 in Wolfsburg nach sechs Minuten ein dicker Fehler, den Jonas Wind prompt mit dem 0:1 bestrafte. Ein früher Fehler ausgerechnet von ihm, der sonst doch die Zuverlässigkeit in Person ist. Es sollte aber auch sein bislang einziger bleiben, seitdem ist er dem Aufsteiger ein Rückhalt, der Punkte festhält.

So auch am vergangenen Samstag. Zwar verteidigten seine Vorderleute vieles weg, warfen sich geschlossen in Schüsse der Berliner oder blockten vielversprechende Angriffe, ehe sie richtig gefährlich werden konnten, doch die eine oder andere brenzlige Aufgabe hatte Müller sehr wohl zu lösen. Siehe die 48. Minute, als er reaktionsschnell die Doppelchance von Union-Mittelstürmer Kevin Behrens zunichtemachte und so das mögliche 0:1 verhinderte. Danach konnte einem auf der Tribüne aufgrund der Heidenheimer Hingabe beim Sichern des Tors und den sich minütlich verzweifelter anmutenden Angriffsversuchen der Berliner mehr und mehr das Gefühl beschleichen, dass Union an jenem Tag kein Tor mehr erzielen würde.

Rückkehr zu Null: Für Müller ein "vertrautes altes Heidenheimer Feeling"

Bei der Frage, ob Müller auf dem Rasen auch diesen Eindruck hatte, nickte er verschmitzt lächelnd: "Ja, allerdings hatte ich den gegen Hoffenheim noch stärker - bis zur 76. Minute." Nur zur Erinnerung: Die TSG lag zu jenem Zeitpunkt am 2. Spieltag gefühlt aussichtslos mit 0:2 zurück und entriss dann mit drei Treffern dem FCH noch den Sieg.

Was Müller damit ausdrücken wollte: Im Fußball ist nichts sicher, vor allem nicht für den FCH in der Bundesliga, da will bis zum finalen Pfiff des Schiedsrichters alles hart erarbeitet werden. Dass die Heidenheimer dazu bereit sind, darüber muss wohl kein Wort verloren werden. Über die Rückkehr der Null indes und dem damit laut Müller verbundenen "vertrauten alten Heidenheimer Feeling" sehr wohl. Dass die erste Null die Lust bei dem Torhüter entfacht hat und er auf möglichst viele Wiederholungen aus ist, versteht sich von selbst. Zumal besagte Null zweifelsfrei auch einen pragmatischen Vorteil automatisch mit sich bringt: "Das mag jetzt platt klingen, aber wenn sie steht, haben wir schon mal einen Punkt sicher."

Chris Biechele

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