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Kommentar zur Aussetzung der FIFA-Beraterregeln: Systematik mit Denkfehler

Kommentar zur Aussetzung der FIFA-Beraterregeln

Der Systematik liegt ein Denkfehler zugrunde

Kommentar zur Aussetzung der FIFA-Beraterregeln.

Kommentar zur Aussetzung der FIFA-Beraterregeln. imago images

Bereits kurz vor Jahresschluss knallten bei so manchem Spielerberater die Champagnerkorken. Konkret am 30. Dezember. Denn an jenem Tage versandte die FIFA ihr Zirkular 1873, in dem sie bekanntgab: Die neuen Spielervermittlerregularien (FFAR), die von Anfang an den Zorn der Agenten auf sich gezogen haben, sind fürs Erste temporär ausgesetzt.

Dass der Weltverband diesen Schritt gehen würde, zeichnete sich spätestens seit der Klub-Weltmeisterschaft in Dschidda Mitte Dezember ab. In Saudi-Arabien wurde hinter den Kulissen diskutiert, ausgelotet - am Ende aus Sicht der FIFA erfolglos. Zuvor hatte sie zahlreiche juristische Pleiten, unter anderem in Madrid und London, hinnehmen müssen, angefangen im Mai beim Landgericht (LG) Dortmund. Jenen LG-Entscheid benennt nun auch Generalsekretär Matthias Grafström als ursächlich für die zeitweise Aufhebung der Regeln, die unter anderem eine Provisionsobergrenze für Spielervermittler vorsahen.

So lange es keine Gehaltsobergrenze gibt, ist eine Provisionsobergrenze Unfug

Das mag gut gedacht gewesen sein im Sinne von: Lasst uns einen entfesselten Markt bremsen! Dass sich aber ausgerechnet Gianni Infantinos FIFA dies auf die Fahnen geschrieben hat, wirkt angesichts der weiter zunehmenden Hinwendung des Weltfußballverbandes zu finanzstarken Autokratien unter dem Italoschweizer allerdings absurd. Und der ganzen Systematik liegt am Ende ein Denkfehler zugrunde: Solange es keine Gehaltsobergrenze für Fußballprofis und Funktionäre gibt, ist eine Provisionsobergrenze für Berater schlichter Unfug.

Beides einzurichten dürfte juristisch kaum machbar sein. Die FIFA versucht nun, ihr zu langes Festhalten an den Regeln zu legitimieren, indem sie betont es stehe ja auch noch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs an und bislang habe sie das Gros der rechtlichen Auseinandersetzungen gewonnen. Unter anderem vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS, über dessen Unabhängigkeit man bekanntlich streiten darf.

Doch die entscheidende Frage stellt sich nach wie vor: Bleibt der Beratermarkt nun dereguliert in seiner Wild-West-Manier? Das sollte er keinesfalls! Wer sich mit seriösen Agenten unterhält, wird von diesen schnell auf die Probleme aufmerksam gemacht. Koppelgeschäfte hier, Geschenklein da, Schwarzgelder für die Eltern Minderjähriger dort. Das sind Probleme, genau wie es einzelne Auswüchse bei Beraterprovisionen sind oder die vielzitierten Kioskbesitzer, die in Gebrauchtwagenhändlermanier versuchen, mit leichtgläubigen 16-Jährigen den schnellen Euro zu machen.

National ansetzen, auch direkt bei den Klubs

Wie das zu lösen ist? Indem die nationalen Verbände und Ligen nicht weiter ihre Augen vor offenkundig heiklen Fällen verschließen. In Südamerika sind zahlreiche Klubs von Beratern gesteuert. Einen in Brasilien, von Personen und Firmen aus dem Umfeld der Agentur Rogon gegründet, hat bekanntlich eine Firma Dietmar Hopps übernommen, der Mehrheitseigner der TSG Hoffenheim. Die engen Bande zwischen Fosun und Star-Agent Jorge Mendes bei den Wolverhampton Wanderers und dem Grasshopper Club Zürich sind bekannt.

Es ließen sich genügend weitere Beispiele finden. Etwa dass die portugiesische Liga es toleriert, dass die Nummer vier im Land, Sporting Braga, einen Anteilseigner hat, der offensichtlich von einem Strohmann geführt wird. National anzusetzen, im Übrigen auch direkt bei den Klubs, denn zu fragwürdigen Geschäften gehören immer zwei - das wäre mal ein guter Vorsatz fürs Neue Jahr.