Bundesliga

Der Nmecha-Coup und die Folgen: Kann Vranckx die Lücke schließen?

Wolfsburg steht ein Millionen-Sommer bevor

Der Nmecha-Coup und die Folgen: Kann Vranckx die Lücke schließen?

Nach seiner Rückkehr von Milan der Nmecha-Ersatz? Aster Vranckx.

Nach seiner Rückkehr von Milan der Nmecha-Ersatz? Aster Vranckx. IMAGO/Panoramic International

Eigentlich hatten viele geglaubt, dass Micky van de Ven derjenige sein wird, der den Wolfsburger Wunsch nach einem millionenschweren Verkauf als Erster erfüllt. Nun war Felix Nmecha schneller als der ebenso wechselwillige Niederländer und bringt den angestrebten VfL-Kreislauf erstmals seit Jahren so richtig in Schwung.

Denn: Beim Ziel, mit dem Ex-Geschäftsführer Jörg Schmadtke und dessen Nachfolger Marcel Schäfer 2018 angetreten waren - junge Spieler günstig einkaufen, sie entwickeln und teuer verkaufen -, haperte es bislang immer am letzten Schritt. Den der Klub nun mit Nmecha geht. Der war vor zwei Jahren, sein Vertrag bei Manchester City war ausgelaufen, für eine kleine Ausbildungsentschädigung nach Wolfsburg gekommen, nun zieht er als deutscher Nationalspieler für 30 Millionen Euro zu Borussia Dortmund weiter.

Wenn er hart arbeitet, kann er in ein paar Jahren sogar besser sein als ich.

Lukas Nmecha

Ein Transfercoup von Manager Schäfer, der seinerzeit bei der Verpflichtung des jüngeren Nmecha eilig erklärt hatte, wie überzeugt man von den Qualitäten des Mittelfeldspielers sei und dieser bei weitem mehr sei als ein Zugeständnis für Lukas Nmecha, der sich kurz zuvor für einen Langzeitvertrag beim VfL entschieden hatte. Der Stürmer ahnte damals bereits, dass sein Bruder seinen Weg machen wird. "Wenn er hart arbeitet, kann er in ein paar Jahren sogar besser sein als ich."

In Wolfsburg wiederum sorgt der Abgang des 22-Jährigen sportlich erst einmal für ein Loch im Kader. 30 Ligaspiele (drei Tore, sechs Vorlagen) absolvierte Nmecha in der abgelaufenen Spielzeit, 19-mal stand er in der Startelf. Nach Josuha Guilavogui (Zukunft offen), Paulo Otavio (Al-Sadd) und Omar Marmoush (Frankfurt) der nächste Verlust eines Viel-Spielers, obendrein ging auch Top-Joker Luca Waldschmidt (Köln). Und dem Vernehmen nach zieht es Innenverteidiger van de Ven zu Tottenham Hotspur, das einen Vertrag bis 2028 vorgelegt haben soll.

Dann würden zu den 30 Nmecha-Millionen noch mal rund 40 Millionen Euro in die Kassen fließen, der VfL könnte in diesem Sommer auf dem Transfermarkt deutlich offensiver agieren. Schließlich will Trainer Niko Kovac besser sein als im Vorjahr, das auf Rang 8 abgeschlossen wurde, der Kroate will die Abgänge kompensiert wissen. "Wir werden versuchen", hatte Kovac zum Saisonende gesagt, "das so aufzustellen, dass wir im nächsten Jahr genauso wettbewerbsfähig sind wie in diesem Jahr, wenn nicht noch besser."

Geholt wurden bislang die beiden Innenverteidiger Cedric Zesiger (Bern) und Moritz Jenz (Lorient) sowie Flügelspieler Vaclav Cerny (Enschede). Weitere Zugänge werden folgen, definitiv kommt ein Linksverteidiger. Machen die eingenommenen und in Aussicht stehenden Millionen den bislang als nicht finanzierbar erachteten Robin Gosens (Inter Mailand), den der VfL mit Kusshand nehmen würde und der direkt in eine Führungsrolle in diesem jungen Kader schlüpfen könnte, noch einmal interessant? Oder investieren Schäfer und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz das Geld in den tschechischen Nationalspieler David Jurasek (Slavia Prag)? Der Transfer des Offensivallrounders Tiago Tomas (Sporting Lissabon) steht bevor. Bei einem Van-de-Ven-Abgang könnte, obwohl Jenz auch dort spielen kann, ein weiterer linker Innenverteidiger kommen.

Schließt Vranckx die Nmecha-Lücke?

Und wer schließt die Nmecha-Lücke? Die Rückkehr des zuletzt an den AC Mailand verliehenen Aster Vranckx verringert zunächst einmal den Druck auf dem Transfermarkt. Der Belgier, der kürzlich in der A-Nationalmannschaft debütierte, hatte Trainer Kovac im vergangenen Jahr jedoch nicht überzeugt und konnte die Zeit in Italien kaum für Spielpraxis nutzen. Deswegen wird der VfL dem 20-Jährigen die Chance geben, sich zu zeigen - und parallel den Transfermarkt nach einem externen Nmecha-Nachfolger sondieren.

Thomas Hiete

WOLFSBURG, GERMANY - APRIL 30: Felix Nmecha of Wolfsburg in action during the Bundesliga match between VfL Wolfsburg and 1. FSV Mainz 05 at Volkswagen Arena on April 30, 2023 in Wolfsburg, Germany. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Was zeichnet Felix Nmecha aus? "Klassischer Verbindungsspieler"

alle Videos in der Übersicht