Das erste Ergebnis in der von Sportdirektor Roland Virkus angekündigten Generalanalyse steht: Zwei Tage nach dem Ende der Gladbacher Saisonabschlusstour, auf der Daniel Farke in den Freundschaftsspielen beim FC Oberneuland (7:0) und dem Halleschen FC (3:0) noch auf der Trainerbank saß, wurde der Schlussstrich gezogen und die Zusammenarbeit einvernehmlich beendet.
"Nach mehreren intensiven Gesprächen sind Daniel Farke und wir zu dem Ergebnis gekommen, getrennte Wege zu gehen", teilte Virkus am Freitag kurz und knapp mit. "Wir möchten uns bei Daniel und seinem Team für die geleistete Arbeit bedanken." Neben Farke werden auch seine Co-Trainer Edmund Riemer, Christopher John und Chris Domogalla den Verein verlassen.
Damit ist für Farke - genau wie für Vorgänger Adi Hütter - nach nur einem Jahr als Borussen-Coach schon wieder Schluss. Eine offizielle Bestätigung des Klubs steht noch aus. Farkes Vertrag wäre noch bis Sommer 2025 gelaufen.
Für Farke, der im Profi-Bereich zuvor Borussia Dortmund II und Norwich City trainiert hatte sowie bei FK Krasnodar unter Vertrag stand, endet die erste Bundesligastation mit einer dicken Enttäuschung. Nach vielversprechendem Start (sechster Tabellenplatz nach dem 10. Spieltag) ging es Schritt für Schritt abwärts ins graue Mittelmaß.
Blutleere und leidenschaftslose Auftritte
Die Kritik nahm immer mehr zu: Im Jahr 2023 punktete Gladbach nur noch wie ein Abstiegskandidat, in 19 Spielen wurden magere 21 Zähler eingefahren. Die Auswärtsbilanz (zehn Punkte, nur ein Auswärtssieg in 17 Begegnungen) bedeutete die drittschwächste in der Liga. Dazu kamen gehäuft blutleere und leidenschaftslose Auftritte und die schlechte Stimmung rund um den Klub. Die Parallelen zum Aus von Hütter vor einem Jahr waren unverkennbar. Auch damals sahen beide Seiten keine Chance mehr auf einen unbelasteten Neuanfang in der nächsten Saison.
Höhepunkte waren unter Farke durchaus da - etwa die vier Punkte gegen den FC Bayern, das 4:2 gegen Borussia Dortmund, das 3:0 gegen RB Leipzig oder das 5:2 im Derby gegen den 1. FC Köln. Auf der anderen Seite aber standen zahlreiche Nicht-Leistungen - und im DFB-Pokal auch noch das Aus bei Zweitligist Darmstadt 98 bereits in der 2. Runde.
Als Zehnter schloss die Borussia auf dem gleichen Tabellenplatz wie unter Hütter ab. Trotzdem spielten die Fohlen unter Farke mit am Ende 43 Zählern (zwei weniger als unter Hütter) die schlechteste Saison seit 2010/11, als man mit 36 Punkten in die Relegation musste. Farkes Punkteschnitt liegt bei 1,26.
Die Pläne, etwas Nachhaltiges aufzubauen im Borussia-Park, sind mit dem schnellen Ende von Hütter und jetzt Farke erst einmal gescheitert. Es geht ab dem 7. Juli, wenn für die Profis die obligatorischen Medizinchecks auf dem Programm stehen, mit dem dritten Trainer in drei Jahren in die Sommervorbereitung. Der erste "richtige" Trainingstag ist für den 9. Juli angesetzt.
Seoane ist Top-Favorit
Wer Farke-Nachfolger wird, ist offen. Zwar sind auch die Namen Eugen Polanski (Trainer von Borussias U 23), Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt) und Ralph Hasenhüttl (bis November 2022 beim FC Southampton) im Gespräch, doch der Top-Favorit heißt nach kicker-Informationen Gerardo Seoane, der bis Anfang Oktober des vergangenen Jahres Bayer 04 Leverkusen trainierte. Seoane zählte schon vor zwei Jahren zum Kandidatenkreis, ehe man sich für Hütter entschied.