2. Bundesliga

Der Lohn für ehrliche Arbeit: Heidenheim wird der 57. Bundesligist

Der kleine Klub von der Ostalb ist im Oberhaus angekommen

Der Lohn für ehrliche Arbeit: Heidenheim wird der 57. Bundesligist

Die Bundesliga ruft für Tim Kleindienst, Jan-Niklas Beste und Frank Schmidt.

Die Bundesliga ruft für Tim Kleindienst, Jan-Niklas Beste und Frank Schmidt. IMAGO (3)/Sportfoto Rudel

Vor knapp drei Jahren war der 1. FC Heidenheim der Bundesliga bereits ganz nahe. In der Corona-Saison 2019/20 beendete der FCH die reguläre Saison auf Platz 3, in der Relegation gegen Werder Bremen wurde der Traum vom Oberhaus aber auf bitterste Art und Weise begraben. Nach einem 0:0 im Hinspiel gab es ein 2:2 im Rückspiel, der SVW hielt dank der damals noch geltenden Auswärtstorregel die Klasse.

Heidenheim blieb Zweitligist, sich und seinem Weg aber treu. Der Klub aus der gerade einmal 50.000 Einwohner kleinen Kreisstadt an der Brenz hat trotz immer besser werdender Leistungen und Ergebnisse nie große Töne gespuckt, unbedingt in die Bundesliga zu wollen. Ein großer Vorteil für den FCH, der im Schatten großer Vereine wie Hamburg, Schalke, Bremen, Nürnberg, Hannover & Co. ganz in Ruhe und ohne Druck seinen Standort in der seit Jahren starken 2. Liga festigte.

Nur 20 Millionen Marktwert

So zählte Heidenheim regelmäßig zum erweiterten Favoritenkreis im Aufstiegsrennen, so auch in dieser Saison. Das hatte weniger mit der Transferpolitik im Sommer zu tun, sondern viel mehr mit dem Wissen, was Frank Schmidt seit seinem Amtsantritt 2007 (!) Jahr für Jahr aus nahezu unscheinbaren Kadern kreiert. Mit knapp 20 Millionen Marktwert rangiert Heidenheim im Mittelfeld der 2. Liga, der Kader-Wert des HSV wird vergleichsweise auf fast das Doppelte geschätzt.

Wie viel der FCH in Neuzugänge investiert hat? 350.000 Euro. So viel überwies Heidenheim nach Bremen, um Jan-Niklas Beste zu verpflichten. Dazu kamen ablösefreie Zugänge wie Lennard Maloney (BVB II) und Adrian Beck (Ulm) sowie Leih-Rückkehrer Florian Pick, die in ein funktionierendes Gebilde perfekt integriert wurden. Leistungsträger konnten größtenteils gehalten werden, lediglich die Abgänge von Oliver Hüsing (Bielefeld), Robert Leipertz (Paderborn) und Tobias Mohr (Schalke) schmerzten den FCH.

Zwei Spieler stechen heraus

Vermisst wurde von diesem Trio in dieser Saison aber keiner, weil jeder im Heidenheimer Kader über sich hinauswuchs. Allen voran natürlich Tim Kleindienst, der in 32 Spielen 31 Scorerpunkte (25 Tore, sieben Vorlagen) sammelte und sich damit die kicker-Torjägerkanone gesichert hat. Neben Kleindienst ist auch Beste hervorzuheben, der schmächtig erscheinende Kreativspieler war von Anfang an nicht mehr aus der Startelf wegzudenken - 23 Scorerpunkte (zwölf Tore, dreizehn Vorlagen) sprechen am Ende für sich.

Heidenheim

Die neue Station für den 1. FC Heidenheim heißt Bundesliga. IMAGO/foto2press

Explizit loben wird Schmidt - frei nach seiner Art - vor der breiten Masse aber wohl keine Einzelspieler, für den 49-Jähren geht es immer nur ums Kollektiv. Ein solches gab es in dieser Saison vergleichsweise nur in Darmstadt, das sich in der kommenden Spielzeit ebenfalls Bundesligist nennen darf.

Es wird keine Panik geben

Verein Nummer 57 im deutschen Oberhaus ist nun Heidenheim, besiegelt wurde das denkbar dramatisch durch eine denkwürdige Aufholjagd beim 3:2 gegen Regensburg am Sonntag. Es war der insgesamt siebte Dreier auf fremdem Platz für den FCH, der sich aber auf dem heimischen Schlossberg über die gesamte Saison am wohlsten fühlte. Als erstes Team seit sechs Jahren (damals Hannover) sammelte der FCH 40 Punkte vor eigenem Publikum, verloren wurde in der schmucken Voith-Arena nur gegen den FC St. Pauli.

Wohin man in der Statistik auch schaut, ist Heidenheim meist die Superlative. Der erste Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte ist somit die logische Folge und hochverdient. Das Oberhaus kann sich auf einen Klub freuen, der sich mit ehrlicher Arbeit immer treu bleiben und zu keinem Zeitpunkt in Panik verfallen wird - auch wenn nun wohl das ein oder andere Spiel mehr verloren wird.

Tim Sohr

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