Bundesliga

Eintracht Frankfurt: Launischer Diva droht Überlebenskampf

Frankfurt: Gefährliche Laissez-faire-Haltung

Der launischen Diva droht der Überlebenskampf

Die Enttäuschung steht Kevin Trapp, Tuta und Jens Petter Hauge nach der Niederlage in Bochum ins Gesicht geschrieben.

Die Enttäuschung steht Kevin Trapp, Tuta und Jens Petter Hauge nach der Niederlage in Bochum ins Gesicht geschrieben. imago images/Jan Huebner

Die Hoffnung auf die Trendwende nach der magischen Europacupnacht gegen Olympiakos Piräus (3:1) schwand am Sonntagabend in Bochum bereits in den ersten Minuten. Wie schon eine Woche zuvor gegen die Hertha kassierte die Eintracht viel zu billig ein Gegentor nach einem gegnerischen Einwurf. In der 3. Minute konnte Vorlagengeber Takuma Asano ungestört in die Schnittstelle auf den früheren Frankfurter Danny Blum passen. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn der gewohnt schlafmützige Almamy Toure nicht das Abseits aufgehoben hätte und dem Torschützen obendrein nicht mal hinterherlief. Auch sonst leistete sich der Franzose etliche leichte Fehlpässe, womit er seinen Platz in der ersten Elf wieder verspielt haben dürfte.

Die meisten Zweikämpfe der Liga - mit der schlechtesten Quote

Allerdings lässt sich die Niederlage nicht an einzelnen Namen festmachen, denn die Eintracht spielte im Kollektiv schlecht. Der alte Spruch "Mentalität schlägt Qualität" hat sich wieder einmal bewahrheitet. Von der noch gegen Piräus gezeigten Handlungsschnelligkeit und Bissigkeit in den Zweikämpfen war viel zu wenig zu sehen. Selbst ein erfahrener Mann wie Martin Hinteregger verkörpert in dieser Saison zuweilen eine bedenkliche Laissez-faire-Haltung. Vor dem 0:2 misslang ihm nach einem eigenen Einwurf zunächst ein Befreiungsschlag, was passieren kann. Dass er dann aber den Torschützen Sebastian Polter einfach laufen ließ und stehenblieb, darf nicht passieren. Alarmierend: Die Eintracht führt laut Datenanbieter Opta zwar die meisten Zweikämpfe der Liga (1054), mit nur 46,3 Prozent gewonnener Duelle weist sie inzwischen aber die schlechteste Zweikampfquote aller 18 Klubs aus. Nach der Niederlage in Bochum sprach Trainer Oliver Glasner die Zweikampfschwäche ganz offen an.

Die Gefahr ist groß, die Situation zu unterschätzen

In den kommenden zwei Wochen muss die Eintracht höllisch aufpassen, nicht den Anschluss an das gesicherte Mittelfeld zu verlieren. Der launischen Diva ist alles zuzutrauen, ein Sieg gegen Leipzig am kommenden Samstag ebenso wie eine anschließende Niederlage in Fürth. Die Gesamtsituation sollte allerdings nicht unterschätzt werden. Individuell betrachtet ist die Mannschaft eigentlich zu stark, um ernsthaft und dauerhaft in den Abstiegskampf zu geraten. Doch genau in dieser Überlegung steckt auch eine Gefahr - die Situation könnte unterschätzt werden. Die bereits beim 1:2 gegen Hertha BSC und nun in Bochum abermals zu Tage getretene Bruder-Leichtfuß-Einstellung ist brandgefährlich. Eines ist klar: Wer es nicht schafft, Mannschaften wie Augsburg (0:0), Bielefeld (1:1), Stuttgart (1:1), Köln (1:1), Hertha BSC (1:2) oder Bochum (0:2) zu besiegen, ist zwangsläufig ein Kandidat für den Abstiegskampf.

Köln als warnendes Beispiel

Wie schnell der Fahrstuhl nach unten sausen kann, zeigte sich in der Saison 2017/18 beim 1. FC Köln. Anthony Modeste hatte die Rheinländer zuvor mit 25 Saisontoren in die Europa League geschossen und verabschiedete sich nach China. Der als Ersatz verpflichtete Jhon Cordoba zündete nicht, und Köln stieg trotz zum Teil respektabler internationaler Auftritte ab. Zwar lässt sich die Situation beim FC damals nicht wie eine Schablone auf die Eintracht legen, nur weil die Hessen in André Silva ebenfalls ihren besten Torjäger (28 Treffer) verloren haben. Schließlich kam es in Köln auch zum Zerwürfnis zwischen Manager Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger; Schmadtke verließ schon im Oktober 2017 das sinkende Schiff. Der Kölner Absturz in dieser Saison zeigt aber exemplarisch, wie rasch sich im Fußball alles drehen kann.

Julian Franzke

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