2. Bundesliga

Der 1. FC Nürnberg, der Finanzkniff und die Folgen

Investitionen in den Kader kaum mehr möglich

Der FCN, der Finanzkniff und die Folgen

Müssen sich mit den Finanzen des FCN auseinandersetzen: Sportvorstand und Trainer Dieter Hecking, Finanzvorstand Niels Rossow und Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Thomas Grethlein.

Müssen sich mit den Finanzen des FCN auseinandersetzen: Sportvorstand und Trainer Dieter Hecking, Finanzvorstand Niels Rossow und Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Thomas Grethlein. IMAGO/Zink

"Investoren zerstören unseren Sport" stand auf einem Banner, das Fans in der Nürnberger Nordkurve entrollt hatten beim 1:1 gegen den Karlsruher SC. Die Anhänger des FCN zeigten mit diversen Transparenten Flagge im Zuge einer konzertierten Aktion der Kurven am vergangenen Spieltag: Nein zum Liga-Investor, einem potenziellen Milliardendeal für Bundesliga und 2. Liga. Kritiker befürchten, dass ein großer Teil des Geldes bei Spielern und Beratern landet.

Was mittelfristig wieder zu Finanzsorgen führen würde, wie sie etwa der 1. FC Nürnberg in der Tat bereits jetzt hat. Neben hohen Verbindlichkeiten wies der Club zum 30. Juni 2022 ein negatives Eigenkapital von 5,9 Millionen Euro aus. Weil er dieses über gängige Finanzierungsmodelle, beispielsweise Transfererlöse, bis zum 31. Dezember nicht verbessern konnte und damit die Lizenzvorgaben der Deutschen Fußball-Liga gerissen hätte, drohte eine Sanktion der DFL. Diese hätte sich nach kicker-Informationen auf rund 500.000 Euro belaufen.

Die Probleme des Forderungsverzichts

Doch der FCN um Finanzvorstand Niels Rossow behalf sich eines laut Lizenzordnung erlaubten Kniffs: Ein privater Gläubiger stellte ein Darlehen nachrangig und zinslos. Kurz nach dem kicker berichtete auch die Bild-Zeitung darüber. Das Boulevardblatt konkretisierte: Es handle sich dabei um einen "Forderungsverzicht mit Besserungsschein". Theoretisch möglich gewesen wäre auch das Konstrukt einer Wandelanleihe. Nachteil dieser Variante: Der Gläubiger hat in der Regel am Ende der Laufzeit das Recht, die Anleihe in Eigenkapital des e.V. oder dessen Tochtergesellschaften umzuwandeln. Stark vereinfacht: Ihm würde also ein Teil des Vereins oder der Vermarkungsgesellschaften dahinter gehören.

Doch auch der Forderungsverzicht bringt Probleme mit sich, die zu Ende gedacht Auswirkungen auf die sportliche Leistungsfähigkeit des Traditionsvereins haben können. So stünde der Zweitligist nächstes Jahr vor dem gleichen Problem wie zuletzt, wenn er mit dem Finanzkniff nicht plötzlich aus dem negativen ins positive Eigenkapital gerutscht ist. Schließlich schreibt die DFL-Lizenzordnung eine Verbesserung dieser Position vor, sofern sie sich im Minus bewegt. Ist das Eigenkapital dank des Forderungsverzichts also nun positiv? "Unser Ziel ist es, unser laufendes Geschäftsjahr mit einem positiven Ergebnis zu beenden und so das negative Eigenkapital - wie von der DFL gefordert - weiter abzubauen", teilt eine Club-Sprecherin auf Anfrage mit.

Mehreinnahmen können nicht im Kader landen

Die Antwort lässt darauf schließen, dass das Eigenkapital sich zwar verbessert hat, aber negativ geblieben ist. Das hätte zwei möglicherweise schwerwiegende Folgen: Erstens müssen die Mittelfranken nächstes Jahr erneut zusehen, ihr negatives Eigenkapital zu verbessern, weil sonst wieder eine Sanktion der Liga droht. Etwaige Mehreinnahmen können also gar nicht im Kader landen, was die Chance auf sportlichen Erfolg natürlich schmälert. Zumal - zweitens - ja der FCN seine Schulden bei dem verzichtenden Gläubiger tilgen muss, wenn sich die wirtschaftliche Lage entspannt hat. Das liegt in der Natur des Finanzkonstrukts "Besserungsschein", auch daher können Gewinne zunächst nicht in sportliche Qualität re-investiert werden.

Stellt sich die Frage, wie der FCN das von Sportvorstand Dieter Hecking ausgegebene Ziel "oberes Drittel" - in der laufenden Saison ohnehin utopisch - mittelfristig überhaupt wieder angreifen will? Schon in der laufenden Spielzeit hat der Club Schwierigkeiten, sportlich entsprechend seiner finanziellen Möglichkeiten abzuliefern. Bei der wichtigsten Einnahmensäule, dem Medienranking, rangieren die Mittelfranken auf Platz 10, während in der regulären Tabelle Rang 13 zu Buche steht.

Benni Hofmann

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