Bundesliga

Der FC Bayern auf der Kippe

Rekordmeister mit unbefriedigendem Jahresauftakt

Der FC Bayern auf der Kippe

Den Start ins Jahr 2023 hatten sich die Münchner anders vorgestellt.

Den Start ins Jahr 2023 hatten sich die Münchner anders vorgestellt. IMAGO/MIS

Den Start in das Jahr 2023 hatten sich die Beteiligten beim FC Bayern ganz anders vorgestellt. Das 1:1 gegen den 1. FC Köln nach dem 1:1 in Leipzig war zu viel des Schlechten. Die Spieler waren entsprechend angefressen, äußerten sich nach der Partie nur kurz im TV oder bei ihren Klubmedien. Doch dann kam Hasan Salihamidzic in die Mixed Zone. Mit strengem Blick, völlig unzufrieden und mit klaren Worten.

In erster Linie, so sagte der Sportvorstand, gehe es für ihn nach drei Remis (inklusive des Testspiels gegen Salzburg, 4:4) nun darum, "dass wir begreifen, dass es jetzt um die Meisterschaft geht". Er habe nicht das Gefühl, dass jeder Profi den Ernst der Lage verinnerlicht habe. Die Probleme bei den Münchnern sind keine neuen. Mal mangelt es an der Einstellung, mal an der Kreativität, mal an der defensiven Disziplin, mal wird über einzelne Personalien diskutiert. Manchmal kommt alles zusammen. Die Brennpunkte, neben den Aufregungen um Serge Gnabry und Torwarttrainer Toni Tapalovic, sind vielfältig.

Defensive Anfälligkeiten

Schon gegen Red Bull Salzburg, dem wenig aussagekräftigen Test nach einem intensiven Trainingslager, luden die Bayern den Gegner zum Kontern ein. Zu einfach kamen die Österreicher zu ihren vier Treffern. Auch die Kölner kamen zu mehreren aussichtsreichen Umschaltaktionen, die nur nicht gut genug ausgespielt wurden.

Ideenlosigkeit

Natürlich hat der FCB immer eine offensive Wucht, dafür ist der Kader des Rekordmeisters im Angriff individuell zu hochklassig besetzt. Allerdings wirkten die Aktionen im letzten Drittel oft sehr zufällig, gerade die Flanken und Pässe in den Strafraum sind ausbaufähig. Auch Trainer Julian Nagelsmann kritisiert das Verhalten in "der roten Zone", da "haben wir uns immer falsch entschieden". Von einer Leichtigkeit fehlt jede Spur.

Mittelfeldzentrum

Das Duo Joshua Kimmich und Leon Goretzka wirkte im Zusammenspiel unglücklich. Während Goretzka sich in einem Formtief zu befinden scheint, ist Kimmich zwar höchst ehrgeizig, ihm aber, so heißt es im Verein, würde ein wenig Lockerheit nicht schaden. Ryan Gravenberch hat sich für mehr empfohlen - mit Konrad Laimer steht zudem der erste Neuzugang für die kommende Saison fest. Marcel Sabitzer, für den die Situation derzeit nicht einfach ist, rutscht im Kampf um die Startelfplätze ein wenig ab. Zwar lässt sich der Österreicher nicht von der Verpflichtung seines Landsmannes beirren, aber er weiß auch, dass mit Laimer die Ausgangslage schwieriger wird. Ein Abschied im Sommer denkbar.

Rechtsverteidigerposition

Benjamin Pavard ist aktuell konkurrenzlos, da Noussair Mazraoui (Herzbeutelentzündung) weiter fehlen wird. Nächste Woche wird er wieder untersucht. Bei einem positiven Ergebnis kann der Marokkaner langsam mit der Belastung beginnen. Eine Rückkehr in den Spielbetrieb ist nach kicker-Informationen für Anfang/Mitte März vorgesehen - sofern es keine Rückschläge gibt. Heißt: Er wird das Achtelfinalhinspiel der Champions League in Paris verpassen.

Thomas Müller

Der Vizekapitän ist das Aushängeschild des Vereins und selbstredend eine Institution. Zwei Bankplätze in Folge sind für ihn ungewohnt, im Moment aber akzeptabel. Wohl wissend, dass es sich um keinen Dauerzustand handeln darf. Sonst wird die Personalie Müller auch schnell zum Politikum. Ex-Coach Niko Kovac hatte einst versucht, den 33-Jährigen auf der Bank zu platzieren. Und er scheiterte daran. Jetzt ist die Lage für Müller noch entspannt, zumal zwei sieglose Spiele in Folge weitere Argumente für seine Rückkehr in die Startelf sind.

Katar-Sponsoring

Vor der WM war Bayern in der Situation, den Daumen für eine weitere Zusammenarbeit zu heben oder zu senken. Nach der WM hat sich das Kräfteverhältnisse geändert. Inzwischen lässt sich Katar viel Zeit, um über eine künftige Fortsetzung nachzudenken.

Das Programm

In Leipzig, das unter Trainer Marco Rose sehr stabil auftritt, muss auch der FC Bayern nicht zwingend gewinnen. Es geht immer um die Art und Weise, die nun gegen Köln zum zweiten Mal nicht gefiel. Dabei sollten doch aus diesen beiden Partien mindestens vier Zähler resultieren. Schließlich werden die kommenden anderthalb Wochen nicht einfacher.

Am Samstag empfangen die Münchner die Eintracht aus Frankfurt zum nächsten Topspiel. Dann geht’s am Mittwoch im Pokal zum 1. FSV Mainz 05. Schon jetzt warnen die Verantwortlichen an der Säbener Straße intern vor dieser Aufgabe. Die Nullfünfer in ihrem eigenen Stadion sind unangenehm. Ein weiteres Mal frühzeitig aus diesem Wettbewerb auszuscheiden, wäre in der bayerischen Landeshauptstadt ein Desaster. Denn wiederum zwei Wochen später, am 14. Februar, erwartet die Münchner das Duell mit der Star-Truppe aus Paris im Achtelfinalhinspiel der Champions League. Vorsicht also. Denn die Stimmung auf und neben dem Platz droht schon jetzt, sehr früh im Jahr 2023, zu kippen.

Georg Holzner

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