2. Bundesliga

Debütant Scherning nach der Explosion: "Das war kein Trainersieg"

Braunschweigs Matchwinner Bicakcic zwischen Lob und Kritik

Debütant Scherning nach der Explosion: "Das war kein Trainersieg"

Debüt nach Maß: Daniel Scherning am Samstag gegen Osnabrück.

Debüt nach Maß: Daniel Scherning am Samstag gegen Osnabrück. IMAGO/Susanne Hübner

Da hatte sich einer die Worte von Daniel Scherning zu Herzen genommen. Die Erfahrenen sollen mehr Verantwortung übernehmen, hatte er unter der Woche gepredigt. Konkret nannte der neue Coach im Sky-Interview vor der Partie - Ermin Bicakcic.

Spielbericht

Es war dann tatsächlich der 33-Jährige, der das Stadion nach einer gefühlten Ewigkeit Kopf stehen ließ. In der 99. Minute hatte Bicakcic zum 3:2 getroffen, in der 104. Minute war die VAR-Überprüfung wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung endlich beendet. Das Tor zählte, die Sieglosserie von neun Spielen war endlich passé. Ekstase pur in Braunschweig.

"Das Stadion ist nach dem 3:2 gefühlt explodiert", sagte Scherning nach dem Erfolg gegen seinen Ex-Klub. "Man muss aber ganz klar sagen, dass das kein Trainersieg war." Man könne in vier, fünf Tagen ein paar Dinge verändern. "Aber du kannst nicht dafür sorgen, dass du ein Spiel gewinnst. Das haben die Jungs auf dem Platz gemacht."

Schweinsteiger: "Brutaler Eingriff ins Spiel"

Der Matchwinner schlug trotz aller Euphorie leisere Töne an. "Wir müssen weiter individuell und als Mannschaft an uns arbeiten, aber trotz allem kann ich für die Power und den Spirit heute nur ein Lob aussprechen", sagte Bicakcic. "Das war heute ein erkämpfter Sieg der Mannschaft und nicht von Ermin Bicakcic.“

Referee Florian Lechner hatte schon zuvor zweimal im Blickpunkt gestanden. Da war zum einen die Gelb-Rote Karte gegen Michael Cuisance, der zwar den Abstand bei einem Freistoß nicht eingehalten hatte, aber von Fabio Kaufmann auch im wahrsten Sinne des Wortes aufs Korn genommen wurde. Der bereits verwarnte Ex-Münchner hatte sich mit erhobenen Händen eigentlich schon ergeben, wurde aber trotzdem "abgeschossen". Allerdings hatte sich Cuisance auch nicht vom Ball abgewendet. "Die Gelb-Rote Karte war für uns ein brutaler Eingriff in das Spiel, danach haben wir ein paar Minuten gebraucht", sagte VfL-Trainer Tobias Schweinsteiger.

Bicakcic kritisiert Verhalten vor erneutem Ausgleich

Er ging voran: Ermin Bicakcic nach dem Sieg gegen Osnabrück. IMAGO/regios24

Der VfL steckte nicht auf, auch weil die Braunschweiger Osnabrück regelrecht dazu einluden, nochmal in die Partie zurückzufinden. Viel zu passiv agierten die Löwen in Überzahl - und kassierten die Quittung. "Wir hätten im Vorfeld des zweiten Elfmeters viel früher konsequenter sein und die Situation unterbinden müssen", sagte Bicakcic selbstkritisch. Allerdings war auch der Strafstoß zum 2:2 zumindest umstritten. Geburtstagskind Anton-Leander Donkor, zuvor noch Torschütze zum 2:1, bekam den Ball zwar an den abgespreizten Arm, stand aber mit dem Rücken zum Ball, von Absicht konnte keine Rede sein. Lechner blieb jedoch nach Ansicht der Videobilder bei seiner Entscheidung, die hart, aber nicht falsch war.

Es folgte der emotionale Höhepunkt um Bicakcic. "Dass wir dann mit der letzten Situation noch 3:2 gewinnen, ist super", sagte Scherning. "Ich freue mich für die Jungs, die in jeder Minute des Spiels gezeigt haben, dass sie heute als Team auftreten wollen." Vielleicht dachte er bei der Aussage auch an eines der Spruchbänder im BTSV-Fanblock. "Wie sollen wir an euch glauben, wenn ihr es selbst nicht tut?", stand da unter anderem zu lesen.

Für Osnabrück drohen unterdessen verlorene Punkte in der Schlussphase zur Gewohnheit zu werden. Bereits beim 1:1 gegen Kiel hatte der VfL den Ausgleich in der Nachspielzeit kassiert.

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