Bundesliga

Das Jahrhundertderby: Wahrscheinlich einmalig im Reporter-Leben

Beim 4:4 auf der Pressetribüne

Das Jahrhundertderby: Wahrscheinlich einmalig im Reporter-Leben

Naldo (M.) bejubelt seinen Treffer zum 4:4-Derbyendstand.

Naldo (M.) bejubelt seinen Treffer zum 4:4-Derbyendstand. imago images/Fotostand

Als neutral beobachtendem Reporter wird einem natürlich nicht nur spätestens im Moment des Ausgleichs zum 4:4 in der 4. Minute der Nachspielzeit bewusst, dass dieses Revierderby auch in den nächsten Jahren, nein, Jahrzehnten immer mal wieder Bestandteil der Berichterstattung sein wird - so wie genau jetzt mit diesem Text. Dass sich an jenem November-Samstag des Jahres 2017 Einmaliges, Historisches, Denkwürdiges ereignet hat, spürte man vor allem auch direkt nach dem Spiel im Eingangsbereich des Kabinentrakts der Profis.

Spielbericht

Hier in der Interviewzone tummelten sich die Protagonisten wie üblich auch nach dem 4:4. Wer Schwarz-Gelb trug, stapfte in aller Regel bedröppelt schnurstracks in die Umkleide. Alle in Blau-Weiß bekamen derweil ihr Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Vor allem die Torschützen Naldo, Guido Burgstaller, Daniel Caligiuri und Amine Harit standen uns Journalisten liebend gern Rede und Antwort, Trainer Domencio Tedesco suchte breit grinsend den Weg zur Pressekonferenz.

Derart außer sich vor Freude wie an diesem Samstag gegen 17.30 Uhr waren die Schalker nach einem im BVB-Tempel ausgetragenen, nicht gewonnenen Revierderby wenn überhaupt nur einmal zuvor: Im Dezember 1997, als Jens Lehmann das erste Bundesliga-Torwarttor aus dem Spiel heraus erzielte - wie Naldo 20 Jahre später beim 4:4 in der Nachspielzeit.

Doch es war ja nicht nur dieses verrückte Endresultat, das im umgehend als "Jahrhundertderby" titulierten Duell elektrisierte. Der gesamte Spielverlauf war, was man nur mit einem Wort treffend beschreiben kann: spektakulär.

Ich saß damals auf der Pressetribüne und erinnere mich gut an den Moment, der ein perfektes Beispiel dafür ist, wie dicht Freud und Leid im Fußball beieinanderliegen. Pierre-Emerick Aubameyang hatte kurz nach der Pause die riesengroße Möglichkeit zum 5:0. Der Dortmunder Angreifer luchste Ralf Fährmann den Ball ab und umkurvte ihn, Schalkes Schlussmann klärte im allerletzten Moment zur Ecke. Hätte Aubameyang den Ball in dieser Szene im Tor untergebracht, wären die Königsblauen in der Folge vielleicht sogar komplett eingebrochen und am Ende mit 0:6 oder gar 0:7 nach Hause geschickt worden.

Hätte, Wenn und Aber - Fakt ist: Als die 60. Minute anbrach und es aus Sicht des FC Schalke immer noch 0:4 stand, schien die Hoffnung der Königsblauen eigentlich endgültig dahin. Burgstallers Kopfballtor nach langem Pass von Benjamin Stambouli (61.) setzte jedoch spürbar Kräfte frei. Erst recht nach Harits Treffer um 2:4 nur vier Minuten später wuchs der Glaube der Gelsenkirchener an das Wunder. Caligiuri hämmerte den Ball kurz vor Ende der regulären Spielzeit in den Winkel, alles, was danach folgte, ist Geschichte.

Geschichte, in die man auch als Journalist immer wieder gerne eintaucht. Mit dem Wunsch, dass sich solche spektakulären Fußballspiele gerne häufiger wiederholen dürften und gleichzeitig mit dem Wissen, dass Tage wie einst im November 2017 wahrscheinlich sogar nur einmal im Reporter-Leben vorkommen.

Toni Lieto

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