Bundesliga

Das gebeutelte Hoffenheim ist nur die halbe Wahrheit

Bei Einsatz- und Startelf-Quoten befindet sich die TSG in guter Gesellschaft

Das gebeutelte Hoffenheim ist nur die halbe Wahrheit

Ihn hat die Saison den Job gekostet: Trainer Sebastian Hoeneß.

Ihn hat die Saison den Job gekostet: Trainer Sebastian Hoeneß. IMAGO/foto2press

Weder Manager Alexander Rosen noch der mittlerweile nicht mehr amtierende Trainer Sebastian Hoeneß wurden nicht müde, auf die permanenten Ausfälle hinzuweisen, die den Hoffenheimer Kader immer wieder durcheinanderwirbelten und einschränkten. "Es ist einfach so, dass wir es nicht hinbekommen, unsere Leistungsträger regelmäßig fit auf den Platz zu bringen", hatte Hoeneß immer wieder attestiert. Weil es die Wahrheit war und ist. "Und da reden wir dann auch über Themen wie Automatismen, wie Spielrhythmus, wie fehlende Führungsimpulse im Spiel", erläuterte Hoeneß, "das macht etwas mit einer Mannschaft. In jedem Klub. Und am Ende spiegelt sich das auch in den Punkten und der Tabelle wider."

Nur vier Dauerbelastbare

Alles richtig. Stellt sich nur die Frage, ob allein Hoffenheim so arg gebeutelt war im Vergleich zur Konkurrenz? In der Tat sind bei den Einsatzzahlen gewisse Ausreißer zu erkennen, die ganz offensichtlich eine deutlich eingespieltere Mannschaft durch die Saison brachten. Etwa der SC Freiburg, auf den auch Rosen und Hoeneß gerne verwiesen. Der Breisgauer Kader weist 13 Spieler mit 25 und mehr Spielen auf, satte 11 haben sogar 30 und mehr Einsätze absolviert. Das ist in der Tat Ligaspitze in Sachen Kontinuität. Im Vergleich werden in Hoffenheim in der Kategorie 25 Spiele plus X immerhin 12 Profis geführt, aber nur vier erreichten die Schwelle von 30 Einsätzen. Sieben weniger als in Freiburg.

Auch die in der Abschlusstabelle direkt vor Hoffenheim positionierten Konkurrenten Mainz (8) und Köln (9) haben doppelt so viele Dauerbelastbare durch die Saison gebracht. Auch Leipzig, Union Berlin und Frankfurt kommen immerhin noch auf sechs Kandidaten. Allerdings liegen in dieser Kategorie auch neun Klubs noch unter der Hoffenheimer Quote (4), etwa Dortmund, Gladbach, Wolfsburg oder Leverkusen.

Vergleichbar mit den Bayern

Mehr und mehr relativieren sich die Unterschiede, wenn man sich allein die Bilanzen der Startelfkandidaten anschaut. Auch da liegt Freiburg bei 25+X mit 9 Spielern und 30+X mit 7 Startelfkandidaten vorne, gefolgt von Mainz (7/4). Doch schon danach beginnt das breite Mittelfeld. Hoffenheim (6/3) liegt da gleichauf mit Klubs wie Leipzig, Köln, und Stuttgart sowie im Bereich von Leverkusen (5/3), Union (7/2) oder Bayern München (7/2). Dortmund (3/1) oder Gladbach (4/1) liegen noch dahinter.

Natürlich ist dadurch noch nichts über die Qualität der jeweiligen Dauerbrenner gesagt. Doch gerade Hoffenheim rühmte sich stets für seinen gut und ausgeglichen besetzten Kader. Umgekehrt dürften sich aber auch in den Aufgeboten der Konkurrenz nicht alle auf einem Niveau bewegen.

Es ist also nach wie vor richtig, dass die TSG zu viele Ausfälle zu beklagen hatte. Doch damit steht sie sicher nicht allein in der Bundesliga. Einen Faktor hatte Hoeneß allerdings als "hausgemacht" erkannt: Neben "Coronakranken, Verletzten und Re-Verletzten sind es auch Gelbe Karten und Sperren, das müssen wir alles knallhart mit einbeziehen". Da landete Hoffenheim mit 75 Verwarnungen und 11 Gelbsperren auf dem letzten Platz. "Das darf so einfach nicht passieren. In der Summe war es zu viel. So breit kann der Kader gar nicht sein, um das aufzufangen", befand Hoeneß. Zumindest fürs obere Drittel. Mit eingeschränkter personeller Kontinuität hatte man allerdings auch an anderen Standorten zu kämpfen.

Michael Pfeifer