Bundesliga

Darum holt Hertha BSC keinen neuen Keeper mehr

Vertrauen ins junge Torwart-Trio

Darum holt Hertha keinen neuen Keeper mehr

Robert Kwasigroch ist einer von mehreren talentierten Torhütern der Berliner.

Robert Kwasigroch ist einer von mehreren talentierten Torhütern der Berliner. IMAGO/Jan Huebner

Ein Rotschopf im Tor, groß gewachsen, dessen Identität sich selbst gewieften Trainingskiebitzen nicht auf Anhieb erschloss - mancher sah am Sonntag beim Spielersatztraining schon einen Neuzugang am Start. Das stimmte auf eine gewisse Art ja auch: Maximilian Mohwinkel (18) ist tatsächlich erst im Sommer zu Hertha BSC gewechselt, nach fünf Jahren beim VfL Wolfsburg zog es den 1,92-Meter-Schlaks zurück in seine Heimatstadt, wo er bis 2017 beim 1. FC Union gespielt hatte. Mohwinkel ist in dieser Saison als zweiter Torwart der U 19 vorgesehen. Weil Robert Kwasigroch (18) am Freitagabend für Herthas U-23-Regionalliga-Team beim 3:3 im Derby bei Tennis Borussia im Tor stand und Tim Goller (17) am Sonntag das Tor der U 19 beim 5:1-Sieg gegen Hansa Rostock hütete, baute Torwarttrainer Andreas Menger kurzerhand Mohwinkel ins Profitraining ein.

Er und der aus Bochum geholte Tjark Ernst (19) - das sind Herthas Sommerneuzugänge fürs Tor. Mehr wird nicht passieren, die Personalakquise auf dieser Position ist abgeschlossen. Hertha geht mit Oliver Christensen (23) als Nummer 1 und seinen zwei sehr jungen Back-ups Ernst und Kwasigroch in die nächsten Monate. Rune Jarstein (37), der das junge Trio als Haudegen bereichern und führen sollte, hat sich nach Ansicht der Bosse mit seinem Affront gegen Menger untragbar gemacht. Die Gespräche über eine Vertragsauflösung laufen.

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kicker-Wochenendrückblick vom 25.09.2023
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Noch am vergangenen Donnerstag, zwei Tage vorm Dortmund-Spiel (0:1), hatte vieles in den Ausführungen von Fredi Bobic, dem Geschäftsführer Sport, auf eine Nachverpflichtung im Tor hingedeutet. "Wir schauen uns auf der Position um. Wir loten gerade die Möglichkeiten aus, die der Markt hergibt, welcher Torwart am besten passen könnte: ein jüngerer oder ein erfahrener", hatte Bobic gesagt. "Wir werden schauen, ob wir bis zum 1. September was zustande bringen. Wenn's nicht so ist, dann ist es nicht so. Aber wir sind guter Dinge, dass wir da vorankommen."

Die, die du holst, müssen dich individuell qualitativ auf eine andere Stufe bringen.

Sandro Schwarz

Am Wochenende setzte ein Umdenken bei den Entscheidungsträgern ein - auch weil sich einige der geprüften Optionen, etwa ein Transfer des Mainzers Finn Dahmen (24), nicht realisieren ließen und andere Optionen von Klubseite schnell verworfen wurden. "Die Entwicklung mit Rune war nicht geplant. Natürlich haben wir uns dann mit der einen oder anderen Personalie beschäftigt", sagte Coach Sandro Schwarz nach dem Training am Dienstag. "Wenn das dann aber - aus was für Gründen auch immer - nicht zustande kommt, bin ich überhaupt kein Freund davon, irgendetwas zu machen, nur um eine vermeintliche Sicherheit nach außen darzustellen und Ruhe von außen zu haben. Die, die du holst, müssen dich individuell qualitativ auf eine andere Stufe bringen."

Die Youngster müssen sich freischwimmen

Und waren offenkundig nicht zu bekommen oder nicht zu bezahlen. Schwarz: "Dementsprechend haben wir uns klar positioniert. Olli (Oliver Christensen, d. Red.) ist noch am Anfang seiner Entwicklung, und hintendran haben wir sehr gute junge Torhüter. Ich finde, dann muss man auch mutig genug sein, dieser Entwicklung Zeit zu lassen und nicht nochmal den Nächsten zu holen und nochmal den Nächsten." Der deutsche U-19-Nationalspieler Tjark Ernst, Sohn des früheren Bundesligatorwarts Thomas Ernst (Frankfurt, Bochum, Stuttgart, Kaiserslautern), sitzt seit dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt (1:1), vor dem Jarstein suspendiert worden war, auf der Bank der Profis. Und hinter Kwasigroch reift mit Tim Goller, dem aktuellen Schlussmann der U-17-Nationalmannschaft des DFB, ein weiteres Toptalent heran. Jetzt müssen - oder dürfen - sich die Youngster womöglich früher freischwimmen als gedacht.

Steffen Rohr

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