Bundesliga

Darmstadts größte Defizite: Standard- und Abschluss-Schwächen

Ernüchternder Saisonstart für den Aufsteiger

Darmstadts größte Defizite: Schwächen bei Standards und im Abschluss

Auch gegen Union Berlin im Aluminiumpech: Darmstadts Stürmer Luca Pfeiffer.

Auch gegen Union Berlin im Aluminiumpech: Darmstadts Stürmer Luca Pfeiffer. IMAGO/HMB-Media

Das Spiel schön zu reden versuchte beim SV Darmstadt 98 keiner: Kapitän Fabian Holland sprach nach dem 1:4 gegen Union Berlin davon, dass man Lehrgeld gezahlt habe und der Gegner in den entscheidenden Situationen eine Klasse besser gewesen sei. Entscheidend: Drei Tore kassierten die Lilien nach Standards. Das sei der "Killer" gewesen, räumte Trainer Torsten Lieberknecht ein. Dabei hatte es zwischenzeitlich gar nicht so schlecht für sein Team ausgesehen. Zwar war es früh in Rückstand geraten, spielte dann aber rund 70 Minuten in Überzahl und erzielte da zunächst auch den Ausgleich. Doch dann schlugen die Berliner nach ruhenden Bällen zu.

Das können wir nicht jede Woche ansprechen.

Marcel Schuhen

Schon im Testspiel gegen Liverpool (1:3) hatten die Lilien zwei Tore nach Standards kassiert. Beim 0:3-Pokal-Aus gegen Viertligist Homburg war es das vorentscheidende 0:2 gewesen, auch wenn das Keeper Marcel Schuhen - nach dem Union-Spiel darauf angesprochen - mit den Worten "Homburg ist mir egal. Hier geht es um die Bundesliga" abtat. Selbstkritisch gab sich der Keeper, der zumindest beim Berliner 1:3 hätte beherzter eingreifen können, trotzdem mit Blick auf die Schwäche bei gegnerischen Standards: "Das können wir natürlich nicht jede Woche ansprechen. Das sollte eine Selbstverständlichkeit werden."

Pfeiffer trifft erneut nur Aluminium

Chancenlos waren die Lilien nicht gegen clevere und effiziente Berliner. Doch die Freude über das schön herausgespielte erste Saisontor durch Marvin Mehlem hielt sich angesichts des Ergebnisses in Grenzen. Wie schon in den Spielen davor ließen die Lilien erneut einige gute Chancen ungenutzt. In Homburg verschoss man beispielsweise einen Elfmeter, in Frankfurt und gegen Berlin traf Luca Pfeiffer nur Aluminium. Viele Chancen werden die Lilien sich in der laufenden Saison voraussichtlich nicht herausspielen. Deswegen muss die Mannschaft im Abschluss unbedingt effizienter werden.

Kommt noch ein neuer Spieler?

Sicher auch ins Gewicht fällt die mangelnde Bundesliga-Erfahrung im Kader. Von den Spielern aus der Startformation gegen Berlin hatten vor der Saison lediglich vier Akteure überhaupt ein paar Spiele im Fußball-Oberhaus bestritten. Einen gestandenen Bundesliga-Spieler gibt es nicht im Kader. Gut möglich, dass der Verein bis zum Ende des Transferfensters am Freitag um 18 Uhr hier noch einmal nachlegt.

Aufmunterung für die geknickten Lilien gab es nach der Partie vom Gegner. Berlins Trainer Urs Fischer lobte die Organisation und Kompaktheit des Darmstädter Spiels, bescheinigte dem Lieberknecht auch fußballerische Qualität und erinnerte an das erste Bundesliga-Heimspiel von Berlin vor vier Jahren, das sogar mit 0:4 gegen Leipzig verloren gegangen war.

Schlechte Starts haben Tradition

Schlechte Starts hatten zuletzt in Darmstadt ohnehin Tradition - gerade unter Lieberknecht. In der Saison 2021/22 gab es zum Auftakt auch zwei Liga-Niederlagen und das Pokal-Aus bei 1860 München, vergangene Saison ging das erste Spiel in Regensburg verloren. Danach hat sich die Mannschaft bislang jedoch immer gefangen. Dass es für die Lilien eine sehr schwere Saison werden wird, bestreitet in Darmstadt jedoch niemand.

Stephan Köhnlein

Bilder zur Partie SV Darmstadt 98 gegen 1. FC Union Berlin