Bundesliga

Darmstadt: Zu viele Kontergegentore und ein Auswärtsfluch

30. Auswärtsspiel in Serie in der Bundesliga mit mindestens einem Gegentreffer

Darmstadt: Zu viele Kontergegentore und ein Auswärtsfluch

Wieder nichst geholt: Die Enttäuschung steht Marcel Schuhen, Tobias Kempe, Klaus Gjasula und Matej Maglica (v.l.) ins Gesicht geschrieben.

Wieder nichst geholt: Die Enttäuschung steht Marcel Schuhen, Tobias Kempe, Klaus Gjasula und Matej Maglica (v.l.) ins Gesicht geschrieben. IMAGO/Matthias Koch

Ob sich in Darmstadt noch jemand an den 6. März 2016 erinnert? Im Grunde war es ein gewöhnlicher Sonntag, die Lilien spielten in Mainz, und das Spiel endete 0:0. Kapitän Fabian Holland und Tobias Kempe waren schon damals dabei. Die zwei könnten wissen, warum die Partie mit der Zeit eine größere Bedeutung bekommen hat. Es ist das letzte Auswärtsspiel in der Bundesliga, das der SV98 ohne Gegentor überstand. Am vergangenen Sonntag war es mit dem 0:1 bei Union zwar knapp, wurde bekanntlich aber wieder nichts. Somit sind inzwischen 30 Auswärtsduelle in der 1. Liga vergangen seit ebendiesem Tag.

Dabei keimte an der Alten Försterei durchaus Hoffnung auf, dass die Tage dieses unrühmlichen Laufs gezählt sind. Nachdem die Systemumstellung auf eine Viererkette zuletzt in der zweiten Hälfte beim 2:2 gegen Eintracht Frankfurt viel Positives brachte, setzte Torsten Lieberknecht auch in Berlin zum erst zweiten Mal in dieser Saison in der Startelf auf nur zwei Innenverteidiger. Wobei sich Sechser Klaus Gjasula zumindest situativ immer mal wieder zurückfallen ließ. In der 4-3-3-Grundordnung fühlte sich das Team zunächst wohl, defensiv stimmten die Abläufe, über die Außenbahnen spielte sich das Team auch immer wieder nach vorne - bis die gewohnten Probleme vor dem Tor einsetzten.

Der letzte Pass? Meist schlecht. Präsenz im Zentrum? Wenig. Torgefahr? Kaum. In den Situationen vor möglichen Torabschlüssen sei sein Team zu "zögerlich" gewesen, bemängelte Lieberknecht. "Wir sind rund um den Sechzehner im Denken zu kompliziert." Es bleibt das Dilemma dieser Saison: Entweder steht die Mannschaft hinten halbwegs stabil, oder sie kreiert vorne Torgelegenheiten. Beides gleichzeitig funktioniert nicht. Die Suche nach der Balance geht weiter. In Berlin kamen mit zunehmender Spielzeit zur harmlosen Offensive auch noch Schwierigkeiten hinten dazu. Hätte Marcel Schuhen nicht mehrfach gut pariert, wäre die Partie viel früher entschieden gewesen.

Kleinigkeit als Großproblem

"Wir haben uns eine Kleinigkeit erlaubt", bemängelte Neuzugang Gerrit Holtmann. Diese Kleinigkeit, die zum Gegentreffer führte, ist aber eigentlich ein Großproblem: das Verteidigen von Kontern. Sieben Darmstädter waren in der 62. Spielminute weit aufgerückt. Deutlich zu weit, wie sich zeigte, als das Team nach dem Ballverlust über das gesamte Feld nur noch hinterherrannte und letztlich den Ball aus dem eigenen Netz fischte. Es war das fünfte Gegentor in dieser Saison, das aus einer Kontersituation resultierte. Das klingt gar nicht mal so viel, ist es aber: Nur der SC Freiburg kassierte ligaweit noch eins mehr.

Der Zug mit der Endstation direkter Klassenerhalt dürfte abgefahren sein. Trainer und Spieler glauben selbstverständlich noch daran, die Saison positiv zu beenden. "Es dauert nicht mehr lange, bis wir auswärts punkten", prophezeite Holtmann. Worauf diese Hoffnungen außer dem Glauben daran beruhen, bleibt fürs Erste ein Lilien-Geheimnis. Den Auswärtsfluch kennt der jüngste Neuzugang bestimmt noch nicht.

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