2. Bundesliga

Hertha-Coach Dardai: "Wir wollen uns reinbeißen in die Saison"

Hertha auf neuem Rasen und mit Neuzugang Tabakovic als Joker

Dardai: "Wir wollen uns reinbeißen in die Saison"

Pal Dardai will Wehen Wiesbaden "stressen ohne Ende".

Pal Dardai will Wehen Wiesbaden "stressen ohne Ende". IMAGO/Matthias Koch

Eines hat Haris Tabakovic seinen neuen Kollegen voraus. Das süße Gefühl von Pflichtspielsiegen durfte der Schweizer, den Hertha BSC zu Wochenbeginn per Ausstiegsklausel von Austria Wien nach Berlin lotste, in dieser Saison schon genießen. Im ÖFB-Cup steuerte er zum 7:0-Erfolg bei Spittal/Drau einen Treffer bei, im Hinspiel der Europa-League-Conference-Qualifikation gegen Borac Banja Luka (1:0) markierte der 1,94-Meter-Hüne vor Wochenfrist das goldene Tor.

Der Auftakt der österreichischen Bundesliga, den die Austria am Sonntag mit einem 0:3 gegen Sturm Graz in den Sand setzte und bei dem Tabakovic 83 Minuten mitwirkte, wurde zu seiner letzten Schicht in Wien-Favoriten. Von den Violetten ging’s für den Stürmer, der einst bei Young Boys Bern ausgebildet wurde und über den Umweg Ungarn (Debrecen, Diosgyöri VTK) in Österreich neu durchstartete, zu den Blau-Weißen: für 500.000 Euro Ablöse und ausgestattet mit einem Vertrag bis 2026.

Bei Hertha soll Tabakovic im Verbund mit dem vor gut zwei Wochen verpflichteten bosnischen Nationalspieler Smail Prevljak und dem im Januar aus Augsburg gekommenen Florian Niederlechner künftig für die Tore sorgen. "Jetzt haben wir vorn einen Knipser, einen beweglichen Stürmer und einen Organisator", sagt Trainer Pal Dardai. "Ich bin froh, dass so viele Stürmer da sind. Jetzt haben wir Knipser. Jetzt ist es meine Verantwortung, wann es klingelt und wie viele Tore wir schießen." Dardai muss Spieltag für Spieltag die richtige Mischung in der Offensive finden - und wird vermutlich häufiger zwischen dem zuletzt favorisierten 4-2-3-1 und einem 4-4-2 switchen. Gegen Wehen Wiesbaden soll wie schon beim Auftakt in Düsseldorf (0:1) Niederlechner im Sturmzentrum starten, für Tabakovic ist die Joker-Rolle reserviert. "Wir werden jetzt nicht so schnell alles ändern", sagt Dardai. "Vielleicht kommt Haris für eine Halbzeit."

Dardai: "Es wird bestimmt nicht schön"

Notgedrungen neu besetzen muss der Ungar die rechte Seite. Rechtsverteidiger Deyovaisio Zeefuik, ein Gewinner der Vorbereitung und in Düsseldorf bester Berliner, fällt wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel vier Wochen aus und soll von Jonjoe Kenny ersetzt werden. Kennys Vordermann wird nach Lage der Dinge der zu Beginn der vergangenen Woche aus Ungarn zurückgekehrte Palko Dardai sein, der wegen der Verletzung von Marten Winkler (Bänderriss im Sprunggelenk) bereits in Düsseldorf früher als geplant zum Einsatz kam.

Auf dem frisch verlegten Rasen des Olympiastadions will Hertha am Freitagabend die ersten Tore und Punkte der noch jungen Saison einfahren. "Wir werden den Gegner stressen ohne Ende", kündigt der Coach an, "von mir aus können sie in Führung gehen. Wir werden richtig offensiv spielen. Du musst den Gegner müde machen, dann hast du später mehr Raum. Aber es wird bestimmt nicht schön."

Herthas erstes Zweitliga-Heimspiel seit dem 19. Mai 2013 (1:1 gegen Energie Cottbus) ist die nächste Standortbestimmung für den neu formierten Kader. Aus Kostengründen verzichtet der Klub auf die bislang übliche Übernachtung im Hotel, sondern mietet für die Mittagsruhe und die unmittelbare Spielvorbereitung nur noch ein Tageshotel an. Für Freitagvormittag ist noch ein Anschwitzen auf dem Schenckendorffplatz geplant.

Was am Abend auf sein Team zukommt, weiß Trainer Dardai ziemlich genau: "ein sehr unangenehmer Gegner, der in der letzten Saison viel gewonnen hat und euphorisch ist." Großer Fußball werde es wahrscheinlich nicht, prophezeit der Coach und umreißt das Ziel: "Wir müssen gewinnen, es zählt nur der Sieg. Wir wollen uns reinbeißen in die Saison." Nachhilfe in Sachen Treffsicherheit könnte sich Hertha in dieser Woche derweil vor der eigenen Haustür holen: Im Olympiapark versammeln sich seit Montag die weltbesten Recurve- und Compound-Schützen zur Bogen-WM. Die Finaldurchgänge finden auf dem Olympischen Platz statt - direkt vor dem Stadion. Und das deutsche Mixed-Duo Michelle Kroppen und Florian Unruh greift nach einem 5:4 im Stechen gegen Taiwan am Freitag gegen Südkorea nach Gold.

Steffen Rohr

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