DFB-Pokal

Dardai vor Pokalspiel in Jena: "Ich glaube, wir haben keinen Druck"

Nach Christensen-Abgang: Ernst steht im Berliner Tor

Dardai vor Pokalspiel in Jena: "Ich glaube, wir haben keinen Druck"

Gut gelaunt - und als Trainer von Hertha nie in der 1. Runde des DFB-Pokals ausgeschieden: Pal Dardai.

Gut gelaunt - und als Trainer von Hertha nie in der 1. Runde des DFB-Pokals ausgeschieden: Pal Dardai. IMAGO/Matthias Koch

0:1 in Düsseldorf und ein ganz spät kassiertes 0:1 gegen Aufsteiger Wehen Wiesbaden: Hertha BSC ist denkbar schlecht in die neue Zweitliga-Saison gestartet. Das derzeitige Gefühl? Marco Richter hatte es schon nach der jüngsten Pleite auf den Punkt gebracht: "Zu Hause im Olympiastadion vor 40.000 muss man gegen Wehen Wiesbaden gewinnen. Doch wenn du vier Jahre auf der Verliererseite bist, dann ist es schwer. Das ist der fünfte Umbruch in fünf Jahren. Die Mannschaft ist neu zusammengestellt." Alles müsse sich erst finden.

Doch dafür bleibt im schnelllebigen Fußballgeschäft wenig Zeit, zumal die Ansprüche für den Bundesliga-Aufsteiger hoch sind - die direkte Rückkehr ins deutsche Oberhaus ist das große Ziel.

Und mitten in den seit zwei Wochen laufenden Zweitliga-Betrieb gesellt sich nun noch der DFB-Pokal und die Aufgabe Carl Zeiss Jena (Samstag, 13 Uhr, LIVE! bei kicker). Zu Gast beim Nordost-Regionalligisten, der in der jüngsten Saison die Chance auf die Drittliga-Rückkehr auf Rang zwei hinter Cottbus knapp verpasste und in die neue Spielzeit mit zwei Remis startete, ist ein weiterer Ausrutscher und ein damit verbundenes Erstrunden-Aus quasi verboten. Zumal die Herthaner erst vergangenes Jahr nach einer wilden Achterbahnfahrt in Braunschweig bereits in Runde 1 durch ein 5:6 im Elfmeterschießen gescheitert waren.

Dardai mit weißer Pokal-Weste: "Wir wollen diese Tradition beibehalten"

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Pal Dardai aber ist so etwas fremd, als Coach der Alte Dame (2015 bis 2019, 2021 und wieder seit 2023) ist er bis dato nie in Runde 1 rausgeflogen. Außerdem ist die Trainingsarbeit und Vorbereitung auf diesen Kampf aus seiner Sicht gut gelaufen: "Wir haben erst einmal angefangen vom letzten Spieltag, da haben die Jungs die Analyse bekommen. Danach haben wir trainiert - mit guter Laune. Die Tendenz ist sehr positiv - und wir kennen den Gegner. Ich hab ihn letztes Jahr live gesehen, sie sind zuhause schon lange ungeschlagen (seit 20 Heimspielen im Ernst-Abbe-Sportfeld, letzte Niederlage am 30. Juli 2022 beim 0:1 gegen Wolfsburg in der 1. Runde des DFB-Pokals; Anm. d. Red.). Und egal, was man hier erzählt, dass das ein Pokalfight ist: Wir kennen das. Und ich habe als Trainer eigentlich immer die 1. Runde überlebt, das ist auch jetzt wieder der Plan. Wir wollen diese Tradition beibehalten."

Verzichten muss der Coach dabei auf Stürmer Florian Niederlechner, der mit muskulären Problemen passen muss. Dardais Antwort darauf? Haris Tabakovic, der zuletzt gegen den SVWW kurz vor der Pause eingewechselte Sommerneuzugang von Austria Wien, wird erstmals von Beginn an spielen. Das war laut Dardai "die ganze Woche schon der Plan, das haben wir geübt. Und ich bin selber gespannt, was nun dabei herauskommt."

"Die letzte Konsequenz ist nicht da"

Eine besondere Anspannung vor etwas mehr als 11.000 Zuschauern - darunter 1600 Berliner - im derzeit im Umbau befindlichen Jena-Stadion nimmt der Hertha-Trainer übrigens nicht wahr, auch nicht in Verbindung mit den beiden Zweitliga-Niederlagen. "Ich glaube, wir haben keinen Druck. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir zu Saisonbeginn erst einmal eine neue Mannschaft haben, eine neue Mentalität brauchen und eine neue Achse aufbauen", so Dardai. "Nach der Analyse nun, die wir immer auf ein weißes Blatt mit Plus und Minus schreiben, haben wir einen riesigen Vorteil bei Plus: Eine große Entwicklung, das Verhalten in der Kabine, Verhalten zwischen jungen und alten Spielern, die Werte von Spielen wie Flanken, Torschuss, gelaufene intensive Meter - all das ist positiv."

Es kann nicht sein, dass Marco Richter die ganze Woche das Netz kaputt schießt - und dann kommt das Spiel und er schafft keine richtigen Schüsse mehr.

Pal Dardai

Das einzige Manko? "Die letzte Konsequenz ist nicht da - und daran arbeiten wir. Doch das braucht Zeit. Für mich ist es momentan eine Ergebniskrise. Ob es aber wirklich ein Fehlstart war, ob es vom Trainer am Ende eine Fehleinschätzung oder eben eine gute Einschätzung war, das werden wir erst Mitte Oktober sehen. Dann können wir darüber reden."

Vorerst gelte der volle Fokus aber auf Jena - für Dardai "auf jeden Fall ein gutes Spiel, das da kommt. Da braucht der Trainer nicht irgendetwas labern oder die Spieler. Da musst du Tore machen, damit du gewinnst. Das könnte dann vielleicht am Ende auch die sogenannte Öffnung für unsere Köpfe sein. Weil es kann auch nicht sein, dass Marco Richter die ganze Woche das Netz kaputt schießt - und dann kommt das Spiel und er schafft keine richtigen Schüsse mehr. Und das gilt für alle."

Premiere für Torwart Ernst

Tjark Ernst

Steht nach einem Bundesliga-Einsatz bei schon feststehendem Abstieg vor seiner richtigen Hertha-Feuertaufe: Torwarttalent Tjark Ernst. IMAGO/Metodi Popow

Den üblichen Traum vom Endspiel im eigenen Olympiastadion tat Dardai auf der Pressekonferenz derweil als "typisch und nicht ganz sportlich in Berlin" ab. "Das ist ein bisschen Boulevard. Klar, das will jeder - wir alle träumen, das ist normal, gerade als Fan. Ich bin auch ein Hertha-Fan, meine halbe Familie in Ungarn sind Hertha-Fans. Sie interessieren sich dafür, wie hat Hertha gespielt. Ich verspreche aber gar nichts, nur eins: Wir wollen jedes Spiel gewinnen." Dann würde man sehen, was am Ende in Liga und DFB-Pokal herausspringt.

Gleiches gelte übrigens für Tjark Ernst. Der 20-jährige Keeper, 2022 aus Bochum geholt und vergangene Bundesliga-Saison am finalen 34. Spieltag beim 2:1 in Wolfsburg bei schon feststehendem Abstieg erstmals eingesetzt (kicker-Note 1,5), steht vor seiner ersten richtig ernsten Aufgabe. Der Grund: Oliver Christensen (24) stand vor einem bereits angekündigten Wechsel zur AC Florenz, der schließlich Donnerstagnachmittag final verkündet wurde.

Berlins Sportdirektor Benjamin Weber dazu am Donnerstag: "Es fehlen ein paar Kleinigkeiten, da wird sicherlich zeitnah etwas kommen. Wir können es nur final nicht bestätigen." Und weil dazu der Fall Marius Gersbeck (28, Sommerneuzugang aus Karlsruhe) noch nicht final geklärt ist (Weber dazu: "Den Zeithorizont kann ich nicht beziffern - wir haben immer gesagt, dass wir die Ermittlungen abwarten"), rückt nun eben Ernst in den Kasten der Hauptstädter. Dardais Gefühlswelt dabei: "Wenn Tjark jetzt im Tor steht, dann hat er - glaube ich - nicht die optimalen Spielminuten hinter sich. Denn klar: Man braucht gerade als junger Spieler und Torwart Freundschaftsspiele, um Fehler zu machen. Denn dann lernst du aus diesen Fehlern, dass sie dir nicht mehr bei den wichtigen Spielen passieren. Aber gut, wir akzeptieren das nun so - und er hat das Vertrauen von uns als Mannschaft. Das ist wichtig."

mag

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