Bundesliga

Hertha-Coach Pal Dardai über Guendouzi: "Manchmal wie in der Pubertät"

Hertha: Der Franzose braucht eine bessere Balance im Spiel

Dardai über Guendouzi: "Manchmal wie in der Pubertät"

"Man kann sich nicht immer hinschmeißen": Pal Dardai über die Szene mit Matteo Guendouzi.

"Man kann sich nicht immer hinschmeißen": Pal Dardai über die Szene mit Matteo Guendouzi. Getty Images

Es war aus Sicht der Berliner die Schlüsselszene am Sonntagnachmittag im Heimspiel gegen RB Leipzig (0:3). Matteo Guendouzi wollte die Situation spielerisch lösen - und ging drei Minuten nach seiner Einwechslung für Sami Khedira im eigenen Strafraum ins Dribbling gegen Tyler Adams. Prompt verlor er den Ball, ging zu Boden, Adams spielte zu Nordi Mukiele, 0:2. Guendouzi reklamierte - vergebens - bei Schiedsrichter Sven Jablonski. "Das war kein Freistoß, das war ein verlorener Zweikampf", tadelt Trainer Pal Dardai. "Das pfeife ich auch im Training nie für ihn. Das kann man sich in so einer Situation nicht leisten. Matteo hat die Sache unterschätzt, das macht er oft."

In der Tat neigt der Kapitän der französischen U-21-Nationalmannschaft, den Hertha Anfang Oktober für eine Saison vom FC Arsenal ausgeliehen hatte, bei aller Begabung zu gefährlichem Spiel. Er nimmt bisweilen zu viel Risiko in Räumen, in denen er mit gewagten Dribblings nichts gewinnen kann - nur verlieren. Nach Guendouzis Ankunft in Berlin Anfang Oktober hatte der damalige Hertha-Manager Michael Preetz gesagt: "Matteo ist ein Spieler mit einer sehr hohen Aktivität, ein Spieler, der gern Dinge an sich reißt, ein Spieler mit einem großen Temperament, was hier und da auch mal in beide Richtungen ausschlagen kann."

Gegen Stuttgart kam Guendouzi glimpflich davon

Das hat sich bestätigt. Im jüngsten Auswärtsspiel in Stuttgart (1:1) verlor Guendouzi fünf Minuten vor der Halbzeitpause am eigenen Strafraum im Aufbau den Ball gegen Wataru Endo, die sich daraus ergebende Großchance ließ Sasa Kalajdzic aus. So glimpflich ging es gegen Leipzig nicht aus.

Guendouzi ("Ich mag es, den Ball oft zu haben") lädt die Mannschaft in guten Momenten mit viel Energie auf. Er versteckt sich nie, sondern fordert jeden Ball. In manchen Sequenzen will der zentrale Mittelfeldspieler allerdings zu viel Verantwortung schultern und wählt mit Ball am Fuß die schwierige Lösung. Für seine Einwechslung hatte Dardai freilich gute Gründe: "Wir wissen, dass Matteo die Qualität hat, den letzten Pass zu geben. Durch seine Ballsicherheit unterstützt er den Ballbesitz, spielt Pässe in die Spitze - wenn sich etwas mehr Raum bietet, weil der Gegner schon müde ist. Das hat gegen Bayern sehr gut funktioniert. Er sollte diese Sache auch gegen Leipzig unterstützen, nicht da hinten dribbeln."

Das ist manchmal wie in der Pubertät, rebellisch. Man muss wissen, wo die Grenze ist. Er muss lernen, tierisch lernen. Man kann sich nicht immer hinschmeißen.

Dardai über Guendouzi

Auch wenn Guendouzi in jungen Jahren beim FC Arsenal viel Erfahrung sammelte (57 Premier-League-Spiele, 17 Europa-League-Spiele) - der Lockenkopf ist immer noch ein Lernender. "Er ist ein junger Spieler", sagt Dardai. "Das ist manchmal wie in der Pubertät, rebellisch. Man muss wissen, wo die Grenze ist. Er muss lernen, tierisch lernen. Man kann sich nicht immer hinschmeißen. Er ist dann immer sauer. Es gibt eine Video-Analyse, es gibt Schiedsrichter - sich einfach hinzuschmeißen, das gibt es nicht mehr."

Dardais Forderung: "Er soll davon lernen. Und dann werden wir sehen, ob er lernt oder nicht. Sein Charakter ist so." Der Ungar kennt diesen Typ Spieler aus seiner ersten Amtszeit als Hertha-Coach: "Mitch Weiser (seit 2018 in Leverkusen, d. Red.) war auch so. Und wir sind klargekommen. Ich hab' Mitch mal eine Woche weggeschickt (zur U 23, d. Red.). Dann ist er zurückgekommen und hat danach seine beste Saison gespielt."

Auch Alderete sucht zu häufig das Risiko

Zu viel Risiko in der Spieleröffnung - das kostete bereits Innenverteidiger Omar Alderete, der gegen Leipzig von Marton Dardai ersetzt wurde, den Stammplatz. Auch der vom FC Basel nach Berlin gelotste Nationalspieler Paraguays, ebenso wie Guendouzi Anfang Oktober gekommen, muss sich anpassen. "In der Bundesliga wird athletisch und dynamisch gespielt", sagt Dardai. "Daran muss man sich gewöhnen." Bei manchen dauert es offenbar länger als gedacht.

Steffen Rohr