Bundesliga

Dardai: "Es ist für uns ein sehr gefährliches Jahr"

Der Hertha-Trainer im Interview über seine schwere Mission

Dardai: "Es ist für uns ein sehr gefährliches Jahr"

Zurück im Rampenlicht: Hertha-Coach Pal Dardai.

Zurück im Rampenlicht: Hertha-Coach Pal Dardai. imago images

Am 25. Januar übernahm Dardai Herthas ins Trudeln geratene Bundesliga-Mannschaft als Nachfolger von Bruno Labbadia. "Es war nicht mein Plan, auf die Trainerbank bei den Profis zurückzukehren", sagt der vormalige U-16-Trainer. "Ich hatte einen schönen Job und meine Ruhe." Er sagte CEO Carsten Schmidt und Sportdirektor Arne Friedrich trotzdem zu. Seitdem hat er einen zehrenden Job - und deutlich weniger Ruhe. Auch wenn die ersten vier Liga-Spiele unter seiner Regie gegen überwiegend hochkarätige Konkurrenz noch keinen Sieg brachten, sagt der Ungar: "Die Aufgabe ist schwer, aber machbar. Unsere Mannschaft fängt an zu funktionieren." Die Ausgangslage empfindet er auch im Rückblick als kompliziert: "Fehlende Führungsspieler, zu wenig Teamgeist und viele Sprachen in der Kabine - das war die Situation." Aber in den vergangenen vier Wochen sei "viel passiert - wir sind in die richtige Richtung unterwegs. Wir sind zusammengerückt".

Der Rekord-Bundesligaspieler des Klubs aus dem Berliner Westend hatte Hertha in seiner ersten Amtszeit im Februar 2015 als Nachfolger von Jos Luhukay auf Platz 17 übernommen und zum Klassenerhalt geführt. Es folgten vier sportlich stabile Jahre mit den Platzierungen 7, 6, 10 und 11. Im April 2019 entschied sich der Klub mit Blick auf die Folgesaison für ein Ende des Engagements von Dardai als Cheftrainer. Hertha wollte sportlich zu neuen Ufern aufbrechen - und erlitt Schiffbruch.

Dardai: "Hertha wollte vielleicht etwas zu schnell den Sprung schaffen"

Ante Covic, Jürgen Klinsmann, Alexander Nouri und Labbadia amtierten nach Dardai und scheiterten allesamt. Der Klub, der mit Ablauf dieser Saison von seinem im Sommer 2019 eingestiegenen Investor Lars Windhorst insgesamt 374 Millionen Euro bekommen haben wird, gab in den vergangenen 18 Monaten so viel Geld wie nie zuvor für neue Spieler aus und verhob sich. "Hertha wollte vielleicht etwas zu schnell den Sprung schaffen. Aber es geht nicht einfach von 0 auf 100", sagt Dardai. "Es muss sich entwickeln. Es ist für uns ein sehr gefährliches Jahr." Trotz der positiveren Stimmung und verbesserter Strukturen auf dem Platz weiß auch der Trainer: "Die Ergebnisse stimmen noch nicht."

Einer, der bei der dringend notwendigen Trendwende vorangehen soll, ist Neuzugang Sami Khedira (33). Der Weltmeister von 2014, der am letzten Tag der Winter-Transferperiode ablösefrei von Juventus Turin nach Berlin gewechselt war, hatte nach zwei Joker-Einsätzen am vergangenen Sonntag gegen RB Leipzig (0:3) sein Startelf-Debüt gegeben. Von ihm verspricht sich Dardai viel: "Sami ist nicht mehr 25, aber ein ganz wichtiger Baustein für uns. Er versteht das Spiel und kann auf dem Niveau sicher noch zwei, drei Jahre spielen."

Im kicker-Interview (Donnerstagsausgabe oder ab Mittwochabend im e-Magazine) spricht Dardai außerdem über seine neue Achse, die Torflaute von Top-Scorer Matheus Cunha, die Lernkurve von Matteo Guendouzi, die eigene Schlafqualität in Krisenzeiten und darüber, wann er unangenehm ist.

Steffen Rohr