Bundesliga

"Dann sind wir brutal schwer zu bespielen": Arnold und die großen Kleinigkeiten

Wolfsburgs Kapitän über VfL-Probleme und die neue Fußballergeneration

"Dann sind wir brutal schwer zu bespielen": Arnold und die großen Kleinigkeiten

Kapitän beim VfL Wolfsburg: Maximilian Arnold.

Kapitän beim VfL Wolfsburg: Maximilian Arnold. Getty Images

In der 20. Minute war es am vergangenen Samstag, da hatte Maximilian Arnold längst gemerkt, dass seine Mannschaft keinen Zugriff bekommt auf das starke Positionsspiel des Wolfsburger Gegners aus Leipzig, die VfL-Spieler kamen kaum in die Zweikämpfe. Zeit für ein Zeichen des Kapitäns, der RB-Torschütze Emil Forsberg mit einem Bodycheck an der Außenlinie zu Boden schickte.

Die Hoffnung des Anführers war es, dass der Funke auf seine Mitspieler überspringt. Tatsächlich aber lief der VfL zwar gute 123 Kilometer, meist aber nur hinterher. 0:3 hieß es am Ende, das vierte Ligaspiel in Serie wurde nicht gewonnen. "Leipzig war schon gut", findet Arnold, "die waren auch besser als Bayern hier." Was ihn jedoch mehr beschäftigt, ist die Leistung der eigenen Mannschaft, die in dieser Spielzeit zu extremen Schwankungen neigt.

Es seien Kleinigkeiten, betont Arnold, die im Fußball den Unterschied machen. Kleinigkeiten, die beim VfL in Summe aktuell zu groß werden, die am Ende fehlen, wenn es um Sieg und Niederlage geht. Kleinigkeiten, mit denen vor allem die jungen Spieler zu kämpfen hätten. "Es ist nicht so, dass die Jungs nicht wollen", betont der Kapitän der zweitjüngsten Mannschaft der Liga. Er würde sich schon wünschen, dass sich der eine oder andere stärker zur Wehr setzt, Widerstände bekämpft. Was womöglich auch eine Generationenfrage ist.

Arnold erinnert sich an seine Anfangszeit beim VfL, als er Wasserkisten schleppen musste, von Torwart Diego Benaglio den klaren Hinweis bekam: "Du kommst erst dann zur Behandlung, wenn ich weg bin." Das Wolfsburger Eigengewächs und heutige VfL-Rekordspieler musste sich alles hart erarbeiten. "Ich habe keinen Mucks gemacht, als ich hochgekommen bin." Das habe sich verändert, und das sei auch in Ordnung, so der 28-Jährige. Die Welt drehe sich schließlich immer weiter, Dinge verändern sich.

Und doch scheint Arnold diese klare Rollenverteilung zu vermissen, die Arbeitsauffassung der neuen Fußballergeneration kritisch zu beobachten. "Das sind alles Raketen", unterstreicht er. "Aber wenn du denen sagst, hau mal einen weg, dann gucken sie dich an und fragen, was meinst du jetzt?" Gleichwohl wisse er, "dass ich auch nicht alles richtig mache, aber in gewissen Situationen weiß ich, worauf es ankommt".

Arbeit, Fußball, Leidenschaft

Und das ist beim VfL Wolfsburg in erster Linie das Leitmotiv des Klubs: Arbeit, Fußball, Leidenschaft. "Wir sind auf Platz sieben gekommen, weil wir eine brutale Serie hatten, vieles richtig gemacht haben, das Spielglück auf unserer Seite hatten und hart gearbeitet haben." Letzteres fordert er deutlich wieder ein. Jeder Zweikampf, jeder Lauf auf dem Platz, defensiv wie offensiv, muss wieder mit der Entschlossenheit gemacht werden wie in der Phase, als es gut lief. Zuletzt seien die Abstände zu groß gewesen, sagt Arnold, Aktionen wurden nicht mehr zu 100 Prozent durchgezogen.

"Wenn wir kompakt sind, sind wir brutal schwer zu bespielen." Das müsse am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim 1. FC Köln wieder das Ziel sein. "Vielleicht müssen wir als erfahrene Spieler dies noch mehr einfordern." Arnold denkt an sich, Torwart Koen Casteels, Yannick Gerhardt, Josuha Guilavogui. Der Großteil des Kaders aber ist unter 25 - und offenbar auf dem Rasen nicht immer so unterwegs, wie es sich der Kapitän wünschen würde.

Thomas Hiete

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