Bundesliga

Einer der größten HSVer: Manfred Kaltz wird 70

Einer der größten HSVer feiert Ehrentag

"Dann sagte er einen einzigen Satz und es war Ruhe": Manfred Kaltz wird 70

Leidenschaftlicher Golfer: Manfred Kaltz.

Leidenschaftlicher Golfer: Manfred Kaltz. IMAGO/Eibner

Die Sache mit dem Abschiedsspiel hat der gebürtige Ludwigshafener inzwischen verwunden und seinen Frieden mit dem Verein geschlossen. Auf die ihm typische Art und Weise. "Immerhin gab es Blumen. Da war der HSV sehr großzügig."

Kaltz, heißt es, war mitunter sparsam. Thomas von Heesen hat mal verraten, dass die damalige HSV-Mannschaft ihrem Außenverteidiger ein Geschenk mit Hintersinn machen wollte. "Aber ich konnte keine 5-Liter-Flasche Shampoo auftreiben. Die sollte Manni von uns kriegen, damit er sich nicht ständig bei uns bedienen muss. Er kam nämlich grundsätzlich ohne Shampoo zum Training."

Kaltz, mit 581 Bundesligaspielen Zweiter in diesem Ranking hinter Karl-Heinz Körbel (602), sparte auch mit Worten. Vor allem in der Öffentlichkeit. Mit seinem Spitznamen "Schweiger" kokettierte er durchaus: "Irgendein Arschloch hat mal geschrieben, dass ich nicht spreche. Seitdem spreche ich auch nicht."

Beim Interview den Wecker gestellt

Der einstige HSV-Aufsichtsrat und Buchautor Axel Formeseyn wollte es 2008 genau wissen. Für sein Werk "Unser HSV" verabredete er sich mit Kaltz zu seinem Interview und erinnert sich an eine bemerkenswerte Begegnung. "Herr Kaltz hat mich vorher gefragt, wie lange wir bräuchten, und ich sagte, ungefähr eine halbe Stunde. Als wir dann sprachen, wurden wir von einem Klingeln unterbrochen - er hatte tatsächlich den Wecker auf 30 Minuten gestellt …" Und dann aber doch eine Verlängerung gewährt. Weil er ja eigentlich viel zu erzählen hat. Und womöglich auch heute noch viel gefragter wäre als eine der größten Vereinsikonen, wenn er mehr geredet hätte, nahbarer gewesen wäre.

Dass Kaltz was zu sagen und sein Wort Gewicht hatte, ist unstrittig. Franz Beckenbauer erinnert sich so an die zwei gemeinsamen Jahre von 1980 bis 1982 mit ihm: "Wir alle diskutierten stundenlang über ein Thema und kamen einfach nicht zum Ende. Manni hörte die ganze Zeit nur zu. Dann sagte er einen einzigen Satz und es war Ruhe."

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Aussagekraft hat auch seine Titelsammlung. Kaltz wurde mit dem HSV drei Mal Deutscher Meister, zwei Mal Pokalsieger, er gewann den Europapokal der Landesmeister und den Europacup der Pokalsieger, wurde mit der Nationalmannschaft 1980 Europameister und dazu 1982 noch Vize-Weltmeister. Dazu kommen Rekordmarken: Eine, die sechs Bundesliga-Eigentore, die er sich mit Nikolce Noveski teilt, würde er in seiner ihm typischen Art wohl lieber verschweigen, mit einer anderen thront er sogar über Gerd Müller.

Aufstiegswunsch auch aus Eigennutz

Kaltz hat in seiner Bundesligakarriere bis heute unerreichte 53 Elfmeter verwandelt, zwei mehr als der "Bomber der Nation". Und wäre es nach ihm gegangen, hätten es noch mehr sein können. Mit 17 Jahren war er von TuS Altrip nach Hamburg gekommen und verriet einmal: "Ich habe schon in der Jugend die Elfmeter geschossen. Aber beim HSV war ja noch Georg Volkert da. Irgendwann hab ich sie dann geschossen."

Mit dem Fußball von heute setzt sich Kaltz eher distanziert auseinander. "Heute ist alles nur eine große Party mit einem Event-Publikum", hat er dem kicker mal erzählt, "der Fußball bleibt weitgehend auf der Strecke." Den HSV würde er dennoch gern wieder erstklassig sehen. Nicht nur, weil er einen Aufstieg im Mai als verspätetes Geburtstagsgeschenk zum 70. empfinden würde, sondern aus ganz pragmatischen Gründen. In der 2. Liga passen ihm die Anstoßzeiten um die Mittagszeit nicht so gut. "Um die Zeit spiele ich lieber Golf."

Sebastian Wolff

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