Motorsport

Cupra Tavascan (2024): Das neue Elektro-SUV im ersten Test

Heck- oder Allradantrieb - Bis 340 PS - Hoher Preis

Cupra Tavascan: Das neue Elektro-SUV im ersten Test

Cupra Tavascan: Vollelektrisches SUV-Coupé von 4,64 Metern Länge.

Cupra Tavascan: Vollelektrisches SUV-Coupé von 4,64 Metern Länge. Hersteller

Cupra strotzt derzeit nur so vor Selbstbewusstsein. Hätte die Marke Beine, könnte man auch sagen: Sie kann vor Kraft kaum laufen. Und das liegt nicht an den motorsportlichen Wurzeln, die sich auch im Namen - Cupra steht für Cup Racing - manifestieren. Vielmehr eilen die Spanier von einem Verkaufsrekord zum nächsten: Mit 230.700 Auslieferungen weltweit hat die erst sechs Jahre junge, selbsternannte "Challenger Brand" von 2022 auf 2023 ein Plus von fast 51 Prozent hingelegt und ist damit schneller gewachsen als die Muttermarke Seat, die es "nur" auf einen Zuwachs von 24 Prozent gebracht hat.

Das Cupra-Erfolgsrezept beruht auf mehreren Zutaten: Auf coolem, komplett unbiederem Design, auf einem unbekümmerten Bekenntnis zu Leistung und schließlich auf einer Community-Strategie, die vor allem eine jüngere Kundschaft in der hippen Gemeinschaft des sogenannten "Cupra-Tribes" versammelt.

Zum Selbstverständnis einer "Challenger Brand" mit Performance-Philosophie passt auch das jüngste Produkt aus Martorell. "Our new hero", nennt das Marketing den Tavascan, "unseren neuen Helden" also. Das SUV-Coupé ist nach dem Born der zweite vollelektrische Cupra - aufregend gestylt, sportlich-muskulös, mit langem Radstand, kurzen Überhängen und beleuchteten Cupra-Logos - der Held ist ein Hingucker.

Cupra Tavascan

Blickfang: Das beleuchtete Cupra-Logo. Hersteller

Seine Brüder, die da VW ID.3/ID.4/ID.5, Skoda Enyaq und Audi Q4 e-tron heißen, sehen neben dem extrovertierten Tavascan tatsächlich ein bisschen blass aus. Gemeinsam haben die Geschwister den sogenannten Modularen Elektro-Baukasten (MEB) des Volkswagen-Konzerns, aus dem "wir uns aber die sportlichsten Elemente herausgenommen haben", wie Cupra-Cheftechniker Carlos Gonzales Tröger versichert, es gelte schließlich der Cupra-Identität gerecht zu werden.

Heck- oder Allradantrieb

Zwei Antriebsvarianten stehen zur Wahl. Das heckgetriebene Basismodell "Endurance" beschränkt sich auf einen Elektromotor mit schon nicht schlappen 210 kW/286 PS, das Topmodell VZ hingegen bringt es dank einer zweiten E-Maschine an der Vorderachse auf Allradantrieb und eine Leistung von 250 kW/340 PS. Immer serienmäßig sind Progressivlenkung und ein Sportfahrwerk mit adaptiver Fahrwerksregelung (DCC), das die Karosserie um 15 Millimeter tieferlegt, ausstattungsabhängig bietet der Tavascan Hochleistungsreifen auf 21-Zoll-Leichtmetallfelgen.

Cupra Tavascan: Sportlicher Spanier mit Elektroantrieb

Leider kann die Inneneinrichtung mit der spannenden Außenarchitektur nicht ganz mithalten. Der gleichsam schwebende und fürs reaktionsschnelle Infotainment zuständige 15-Zoll-Touchscreen, das Head-up-Display, die tollen Sitze, das Sennheiser-Soundsystem mit seinen zwölf Lautsprechern - so weit, so schön, so gelungen. Auch die prägnante, mit sinnvollen Ablagen versehene Mittelkonsole, die David Jofré, Leiter Interieurdesign, als "zentrales Rückgrat" bezeichnet, ist sicherlich gut gemeint. Doch gerade weil das Teil so dominiert, fällt umso mehr ins Auge, dass der Carbon-Look nur ein Imitat aus einfachem Hartplastik ist. Ein ähnlich unpremiöser Charme geht von den kupferfarbenen Dekoelementen aus, die ebenfalls aus Kunststoff bestehen.

Cupra Tavascan

Cockpit: Der 15-Zoll-Touchscreen ist der größte, den Cupra bislang verbaut hat. Hersteller

Wett macht der Tavascan solche Unzulänglichkeiten auf der Straße. Unsere erste Proberunde drehten wir im Allradler VZ, der bravourös dokumentiert, wie viel Fahrspaß Elektroantrieb bereiten kann. Spontan und ansatzlos lässt sich der Spanier um die Kurven werfen, ohne halbstarkes Gebrüll, sondern in souveräner Ruhe, auch Abrollgeräusche und der um die Karosserie streichende Fahrtwind geraten nicht zu akustischen Störfaktoren. Die Progressivlenkung packt direkt und zielgenau zu, und bei aller Dynamik stimmt auch der Komfort, die Adaptivdämpfer filtern die Unfreundlichkeiten derberer Straßen sehr rücksichtsvoll aus.

Rekuperiert wird vierstufig und über Lenkradpaddles. Und fürs Protokoll seien an dieser Stelle die Fahrleistungen erwähnt: Der Standardsprint von 0 auf 100 km/h geht in 6,8 beziehungsweise (VZ) 5,5 Sekunden vonstatten, bei 180 km/h gebietet die Elektronik jeweils Einhalt.

Einparken per Smartphone

Unterstützend tätig wird eine Vielzahl von Assistenzsystemen, zu denen eine vorausschauende automatische Distanzregelung (ACC) gehört, ferner Verkehrszeichenerkennung, intelligente Geschwindigkeitsanpassung, Ausstiegswarnung, Rückfahrkamera und per Smartphone ferngesteuertes Parken (Remote Park Assist). Der sogenannte Reiseassistent wiederum holt sich seine Informationen aus der Cloud und sorgt dafür, dass das Fahrzeug in der Mitte der Spur bleibt und beim Kurvenfahren die Geschwindigkeit anpasst. Auch ein assistierter Spurwechsel auf der Autobahn ist möglich.

Cupra Tavascan

Ladeanschluss: Die Schnellladeleistung beträgt 185 kW. Hersteller

Alle Tavascan-Versionen speichern den Fahrstrom in einer 77-kWh-Batterie. Der einmotorige Endurance soll mit einer Akkuladung 542 Kilometer weit kommen, dem zweimotorigen VZ werden 512 Kilometer zugeschrieben. Der Stromverbrauch beläuft sich auf 15,6 beziehungsweise 16,6 kWh/100 km, uns hat der Bordcomputer des VZ Werte zwischen 17,7 und 22,5 kWh angezeigt. Gleichstrom aus der Schnellladesäule wird mit bis zu 185 kW bezogen, in sieben Minuten, sagt Cheftechniker Carlos Gonzales Tröger, sei Strom für 100 Kilometer nachgeladen, und im Idealfall dauere es eine knappe halbe Stunde, den Akkustand von 10 auf 80 Prozent aufzustocken. An der Wechselstrom-Wallbox tankt der Tavascan mit 11 kW.

Ambitionierter Preis

Bestellen lässt sich der neue Elektro-Cupra ab Juni, beim Händler ist er im Herbst anzutreffen. Bislang sagen die Spanier nur, was der einmotorige Endurance kostet, und das lässt durchaus schlucken - mindestens 56.200 Euro werden aufgerufen. Der VZ dürfte eine ganze Ecke jenseits der 60.000-Euro-Schwelle liegen.

Produziert in Spanien

Die Ausstattungspolitik hat Cupra einfach strukturiert - nur sechs Farben und vier Ausstattungspakete stehen zur Wahl. Bestellungen sollen möglichst unkompliziert abgewickelt werden können. Denn der Tavascan muss einen weiten Weg zurücklegen. Produziert wird er nicht etwa in Spanien, sondern im chinesischen VW-Werk Anhui. Sollte sich die EU analog zu den USA hohe Einfuhrzölle auf Autos aus China einfallen lassen, könnte das zur Bürde werden.

Ulla Ellmer

Cupra Tavascan in Kürze:

Wann er kommt: Bestellbar ab Juni, Auslieferungen ab Herbst 2024

Wen er ins Visier nimmt: VW ID.5, Skoda Enyaq Coupé, Tesla Model Y, Volvo C40, Ford Mustang Mach-E etc.

Was ihn antreibt: Elektromotor mit 210 kW/286 PS (Endurance), je ein Elektromotor vorn und hinten (VZ), Gesamtleistung 250 kW/340 PS

Was er kostet: Ab 56.200 Euro