Bundesliga

Carros Nadelstiche gegen die Bayern ohne Not

Geschäftsführer stellt Münchner Trainerwahl mit Rangnick infrage

Carros Nadelstiche gegen die Bayern ohne Not

Bayers Geschäftsführer Fernando Carro teilt gegen den FC Bayern aus.

Bayers Geschäftsführer Fernando Carro teilt gegen den FC Bayern aus. IMAGO/Chai v.d. Laage

Fernando Carro, das ist klar, ist nicht für den diplomatischen Dienst geboren worden. Der Geschäftsführer von Bayer 04 sagt, was er denkt. Frei raus und meist ungefiltert. Und so musste der 59-Jährige in der Woche, nachdem Bayer 04 den Deutschen Meistertitel mit einem 5:0 gegen Werder Bremen fix gemacht hatte, auch zurückrudern, was eigene Aussagen zu Florian Wirtz ("Wir würden Wirtz nie für unter 150 Millionen Euro gehen lassen") und die Leverkusener Transfervorhaben betraf, als er "einen großen Verkauf" ankündigte.

Nach außen und nach innen hatte Carro damit die falschen Signale gesendet, zudem auch noch in der heißen Endphase der Saison. "Da habe ich wieder einen Fehler gemacht", räumte der impulsive Spanier damals ein, der jetzt bei Sky 90 erneut mit seinen Aussagen für Aufsehen sorgte. Setzte der Geschäftsführer des neuen Deutschen Meisters doch schmerzhafte Nadelstiche gegen den Rekordmeister aus München.

So stellte Carro zum einen die Münchner Trainerwahl, bei der der österreichische Nationalcoach Ralf Rangnick längst als der Wunschkandidat ausgemacht ist, infrage. Weil Rangnick im Vorfeld und während der EURO nicht genug Zeit für seine Arbeit bei den Bayern hätte.

"Wenn man einen Spieler zum Verein locken will, dann muss der Trainer auch zur Verfügung stehen. Es ist nicht entscheidend, ob Max Eberl oder Christoph Freund den Spieler haben will, sondern ob der Trainer den Spieler haben will", argumentierte Carro, "es wäre erstmal wichtig, einen Trainer zu haben und außerdem einen Trainer zu haben, der Zeit hat, sich mit den Spielern zu beschäftigen, die sie haben wollen."

"Ich kann ja nur froh sein, wenn das so weitergeht bei Bayern München"

Und so kam Carro zu dem Schluss, dass die jüngsten Entwicklungen in München Bayer 04 durchaus in die Karten spielen. "Ich kann ja nur froh sein, wenn das so weitergeht bei Bayern München", merkte der Geschäftsführer an, "aber ich habe schon meine Zweifel, ob das eine gute Entscheidung wäre."

Starker Tobak. Unabhängig davon, inwieweit Carro mit seinen Einschätzungen fachlich richtig liegt. Denn für ein Telefonat oder einen Video-Call mit einem möglichen neuen Bayern-Spieler dürfte Rangnick selbst während der EURO genug Zeit finden.

"Ich glaube, dass Leipzig nächstes Jahr stark sein kann"

Doch das war es noch nicht mit den Spitzen gegen die Münchner. Ordnete Carro doch nicht den FC Bayern, sondern RB Leipzig als den stärksten Leverkusener Konkurrenten um den Titel für die kommende Saison ein. "Ich würde sagen, dass wir auf jeden Fall zu den Favoriten gehören sollten, weil wir wollen ja die Mannschaft verstärken", erklärte Carro, "aber ich glaube, dass Leipzig nächstes Jahr stark sein kann, wenn die alle Spieler behalten: Xavi Simons, Olmo und Openda. Ich habe schon dieses Jahr stark mit Leipzig gerechnet."

Die Münchner sieht er natürlich auch als einen Titelkandidaten, allerdings mit einer Einschränkung. Mit den Bayern rechne er "auf jeden Fall, aber wenn ich mich entscheiden müsste - außer uns - zwischen Leipzig und Bayern, würde ich sagen, die Leipziger mehr als Bayern."

Zweifel an der Trainerwahl, die Einstufung der Bayern als nur zweitstärksten Herausforderer - da stellt sich natürlich die Frage nach dem Anlass für die Provokation. Weder aktuell noch perspektivisch kann Bayer 04 davon profitieren.

Stephan von Nocks

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